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24.03.2020

17:51

Dax aktuell

Größter Tagesgewinn seit 2008: Dax schließt elf Prozent im Plus

Von: Jürgen Röder

Nach mehreren Verlusttagen legt der deutsche Leitindex eine Tagesrally ohne Rücksetzer hin. 17 Titel steigen um einen zweistelligen Prozentsatz – allen voran Daimler.

Börse aktuell

„Der Dax zeigt heute wieder Hoffnung“

Börse aktuell: „Der Dax zeigt heute wieder Hoffnung“

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Düsseldorf Der Dax lässt die hohen Verluste der vergangenen Tage vergessen. Zum Handelsschluss notiert das deutsche Börsenbarometer am Dienstag elf Prozent im Plus bei 9478 Zählern. Alle 30 Dax-Werte liegen im Plus, das Daimler-Papier sogar 27,3 Prozent. 17 Papiere steigen um eine zweistellige Prozentzahl.

Doch vielen Experten zufolge dürfte dies nur eine Erleichterungsrally sein – eine Gegenbewegung im derzeitigen, nach wie vor intakten Abwärtstrend.

Den gestrigen Montag beendete der deutsche Leitindex nach einer Achterbahnfahrt mit einem Minus von 2,1 Prozent und einem Schlussstand von 8741 Punkten. Es war ein volatiler Handel mit einer Differenz von fast 600 Punkten zwischen Tageshoch und -tief.

Das Coronavirus bleibt das wichtigste Thema. Die britische Regierung verhängte am Montag nun ebenfalls eine Ausgangssperre, und die italienische Regierung will alle nicht-essenziellen Unternehmen schließen. Sollte das auch dem Rest Europas und den USA blühen, würde ein Großteil der globalen Wirtschaft in naher Zukunft stark behindert werden. „Es würde mich nicht wundern, wenn die Märkte bei dieser Realisierung schnell wieder in den ,Risk-off‘-Modus schalten“, meint Commerzbank-Analyst Thu Lan Nguyen.

Auch laut Anlegerstimmung sind solche Handelstage mit deutlichen Pluszeichen derzeit nur eine Gegenbewegung im bestehenden Abwärtstrend. Anleger sollten zumindest diese Gegenbewegung abwarten, um sich dann bei höheren Kursen von unliebsamen Titeln im Portfolio zu verabschieden und somit weniger Verlust hinnehmen zu müssen, empfahl Sentimentexperte Stephan Heibel am Montag dieser Woche. Nach Auswertung der Handelsblattumfrage Dax-Sentiment kommentierte er: „Anleger sollten noch ausreichend Cash in Reserve halten, um im Falle einer weiteren Ausverkaufswelle handlungsfähig zu bleiben.“

Mit seinem zweiten Rat, dass Anleger mittlerweile wieder Aktien von soliden Unternehmen kaufen können, steht Heibel nicht allein da. So erwartet der bekannte Fondsmanager Bert Flossbach zwar eine tiefe und scharfe Rezession, kauft aber bereits wieder Aktien. „Mein Plan ist: Aktienquote langsam erhöhen mit Qualitätstiteln, Absicherungen allmählich auflösen, Cash-Anteil senken“, sagt der Mitgründer des Vermögensverwalters Flossbach von Storch, der den populären Fonds „Multiple Opportunities“ steuert.

Blick auf andere Assetklassen

Der Goldpreis steigt wieder. Nach einem Plus von 1,4 Prozent am Montag legte er im Tagesverlauf weitere 4,2 Prozent auf 1621 Dollar zu. In den beiden Wochen zuvor war der Preis um rund zehn Prozent gefallen. Wiederholt sich nun das Szenario der Finanzkrise?

Auch vor zwölf Jahren war anfangs der Preis für das Edelmetall gefallen, weil Investoren Bargeld benötigten und viele Positionen verkaufen mussten. Dann folgte eine jahrelange Rally bis zu einem Rekordhoch im Jahr 2011 mit 1921 Dollar. Der Kauf von Gold ist aufgrund der aktuellen Krise offenbar auch bei Privatanlegern angekommen. Barren sind derzeit Mangelware.

Das umfassende Hilfsprogramm der US-Notenbank hat erheblichen Einfluss auf den Devisenmarkt. Der „sichere Hafen“ Dollar gab am Dienstag nach. Der Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, fiel um 1,2 Prozent auf 101,279 Punkte und steuerte auf den größten Tagesverlust seit dreieinhalb Jahren zu. Der Euro gewann im Gegenzug 0,6 Prozent auf 1,0788 Dollar.

Der schwächere Dollar wiederum trieb den Ölpreis an. Ein Fass der Nordseesorte Brent kletterte am Dienstag um 1,7 Prozent auf 27,48 Dollar. US-Leichtöl WTI kostete mit 23,70 Dollar je Fass rund 1,8 Prozent mehr.

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Blick auf die Einzelwerte

Porsche: Der VW-Großaktionär erhöht dank des Gewinnanstiegs bei seiner Hauptbeteiligung Volkswagen die Dividende. Vorzugsaktionäre der von den Familien Porsche und Piëch kontrollierten Dachgesellschaften sollen für das abgelaufene Geschäftsjahr 3,11 Euro (Vorjahr: 2,21 Euro) je Aktie erhalten. Für die Stammaktionäre wird eine Gewinnausschüttung von 3,104 Euro (Vorjahr: 2,204 Euro) je Anteilsschein vorgeschlagen. Die Ausschüttungssumme steigt damit um rund 40 Prozent auf 952 Millionen Euro, die Aktie klettert um 16,6 Prozent.

Nordex: Volle Auftragsbücher treiben den Aktienkurs des Windturbinenbauers an. Das Papier legt 33,3 Prozent zu. Der Vorstand hofft 2020 trotz der Coronakrise auf kräftige Zuwächse bei Umsatz und Gewinn.

Cancom: Der IT-Dienstleister hat aufgrund einer geänderten bilanziellen Erfassung seine vorläufigen Umsatz- und Ergebniszahlen für das vergangene Jahr nach unten korrigiert. Im Zusammenhang mit der erstmaligen Prüfung des Jahresabschlusses durch den neuen Wirtschaftsprüfer KPMG sei es zu Umklassifizierungen beim Umsatzausweis gekommen. Der Konzernumsatz werde infolgedessen für 2019 voraussichtlich 1,55 Milliarden Euro betragen. Im Februar hatte die Gesellschaft noch einen vorläufigen Umsatz von 1,64 Milliarden Euro veröffentlicht. Dennoch steigt die Aktie in einem freundlichem Marktumfeld 2,9 Prozent.

Rhön Klinikum: Die Krankenhauskette steht angesichts der Coronakrise vor einem schwierigen Geschäftsjahr. Die Klinikstandorte von Rhön seien auf die steigende Zahl von Corona-Patienten organisatorisch und medizinisch vorbereitet, teilte das Unternehmen mit. Die wirtschaftlichen Auswirkungen der Krise auf das Unternehmen – zu dem auch das Universitätsklinikum Gießen-Marburg gehört – seien derzeit aber noch nicht einschätzbar. Die Aktie legt 3,9 Prozent zu.

Rational: Der Großküchenausrüster befürchtet angesichts der erzwungenen wochenlangen Schließungen von Restaurants und Cafés eine Pleitewelle unter seinen Kunden. Rational liefert Dampfgarer an Restaurants, Fast-Food-Ketten, Hotels, Schulen oder Kantinen. Das Unternehmen zog seine – ohnehin verhaltene – Prognose für das laufende Jahr zurück und stellte den Dividendenvorschlag infrage. Einige Ketten setzten die Beschaffung von Rational-Geräten bis auf Weiteres aus, nicht zwingend nötige Investitionen würden in der Krise verschoben.

Die Aktie erlebt eine Achterbahnfahrt. Nach einem freundlichen Handelsauftakt mit einem Plus von fast zehn Prozent lag die Aktie zwischenzeitlich 3,3 Prozent im Minus: Zum Schluss betrug das Plus 3,2 Prozent.

Salzgitter/Thyssen-Krupp: Nach Thyssen-Krupp hat auch der zweitgrößte deutsche Stahlkonzern Salzgitter wegen der Coronakrise seine Prognose für das laufende Geschäftsjahr zurückgenommen. Eine verlässliche Einschätzung der Geschäftsentwicklung sei nicht möglich, teilten die Niedersachsen am Dienstag mit. Daher könne der noch am 16. März gegebene Ausblick nicht gehalten werden. Dennoch zählen die Aktien der beiden Konzerne zu den großen Gewinnern am heutigen Handelstag. Das Thyssen-Krupp-Papier legt 26,4 Prozent zu und ist damit der größte Gewinner im MDax. Salzgitter kann 17,2 Prozent zulegen.

Was die Charttechnik sagt

Recht behalten haben die technischen Analysten der Düsseldorfer HSBC. Sie hatten prognostiziert, dass der Bereich zwischen 8255 Zählern – der Tiefpunkt des Crashs seit Mitte Februar 2020 – bis rund 8000 Punkte eine stabile Unterstützung bietet. Der Markt sei überverkauft, also zu schnell zu tief gefallen, und damit reif für eine Gegenbewegung, meinten die Charttechniker.

Wieder „normale“ Börsenverhältnisse dürfte es aber erst geben, wenn der Dax die Marke von 10.279 Punkten überwinden kann. Diese Zahl stammt aus dem Dezember 2018 und war der Startschuss für die Rally, die den deutschen Leitindex auf neue Rekordhochs hievte.

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