PremiumDie Job-Daten der privaten Arbeitsagentur ADP fallen besser aus als gedacht und entfachen neue Sorgen vor weiteren Zinserhöhungen. Verkaufszahlen machen Tesla zu schaffen.
New York Zinssorgen nach einem Bericht der privaten US-Arbeitsagentur ADP setzen der Wall Street erneut zu. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte schloss am Donnerstag ein Prozent tiefer auf 32.930 Punkten. Der technologielastige Nasdaq gab 1,5 Prozent auf 10.305 Punkte nach. Der breit gefasste S&P 500 büßte 1,2 Prozent auf 3808 Punkte ein.
Im US-Privatsektor im Dezember entstanden ADP zufolge 235.000 Jobs. Von Reuters befragte Experten hatten lediglich mit einem Zuwachs von 150.000 gerechnet. „Alles andere in der Wirtschaft scheint sich abzuschwächen – außer die Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt, die der Schlüssel dafür ist, dass die Fed die Zinserhöhungen stoppt“, sagte Brent Schutte, Chefstratege bei Northwestern Mutual Wealth Management.
Nun warten die Anleger auf den für Freitag geplanten offiziellen Arbeitsmarktbericht der US-Regierung, in dem auch Jobs im öffentlichen Dienst erfasst werden. „Die Fed wird morgen auf eine Abschwächung hoffen. Der ADP-Bericht war dabei kein vielversprechender Vorbote, aber er ist auch selten zuverlässig“, sagte Craig Erlam, Marktanalyst beim Handelshaus Oanda.
Vor diesem Hintergrund warfen Investoren US-Staatsanleihen aus den Depots. Die Rendite der zehnjährigen Bonds rückte auf 3,718 Prozent von 3,709 Prozent am Mittwoch vor. Technologiewerte wie der Softwareentwickler Microsoft, der Grafikkartenhersteller Nvidia und die Google-Mutter Alphabet verloren im Gegenzug zwischen 2,1 und 3,2 Prozent. Eine steigende Inflation und höhere Zinsen entwerten Experten zufolge zukünftige Gewinne der wachstumsstarken Tech-Firmen.
Nach Verlusten zu Jahresbeginn ging es mit den Ölpreisen wieder nach oben. Spekulationen auf ein knapperes Angebot nach einer wartungsbedingten Schließung einer wichtigen US-Pipeline trieben die Kurse an. Die Nordseesorte Brent und US-Leichtöl WTI legten jeweils rund ein Prozent auf 78,66 und 73,78 Dollar pro Barrel (159 Liter) zu. „Die heutige Erholung ist lediglich auf die Abschaltung der Linie 3 der Colonial-Pipeline zurückzuführen“, sagte Analyst Tamas Varga vom Ölmakler PVM. „Es besteht kein Zweifel, dass der vorherrschende Trend nach unten geht.“ Sorgen über eine schwächelnde Nachfrage aus China und steigende US-Lagerbestände lasteten weiter auf dem Markt.
Walgreens Boots Alliance: Im Dow fielen die Papiere von Walgreens Boots Alliance auf den tiefsten Stand seit Ende Oktober. Von einer Anhebung des diesjährigen Umsatzausblicks profitierten die Titel der Drogerie- und Apothekenkette also nicht. Vielmehr waren die Anleger enttäuscht, dass Walgreens den Gewinnausblick nur bestätigte. Als schwächster Wert im Leitindex büßten die Titel zum Handelsende 6,1 Prozent ein.
Amazon: Die Entlassungswelle bei Amazon setzte unterdessen der Aktie des US-Onlineversandhändlers zu, die um 2,3 Prozent auf 83,12 Dollar fiel. Damit machte sie ihre anfänglichen Gewinne von mehr als zwei Prozent größtenteils zunichte. Der Jobabbau beim Branchenriesen ist umfangreicher als bislang vermutet. Insgesamt würden mehr als 18.000 Stellen gestrichen, schrieb Konzern-Chef Andy Jassy am Mittwoch in einem öffentlichen Mitarbeiter-Rundschreiben. Die unsicheren Konjunkturaussichten erschwerten die Personalplanung.
Tesla: Die schwächelnden Verkaufszahlen für Fahrzeuge aus China machten der Tesla-Aktie zu schaffen. Die Titel des US-E-Autobauers bröckelten um 2,9 Prozent auf 110,34 Dollar ab. Der Konzern hat im Dezember 55.796 E-Fahrzeuge verkauft, die in China hergestellt worden waren - so wenig wie in fünf Monaten nicht mehr. Tesla hatte im Juli den Großteil der Produktion in seinem Werk in Shanghai wegen einer Modernisierung eingestellt.
Western Digital: Ein Medienbericht über die Wiederaufnahme von Fusionsgesprächen mit dem japanischen Chipkonzern Kioxia beflügelte die Aktie von Western Digital. Die Papiere des kalifornischen Herstellers von Speicherchips stiegen um 6,5 Prozent auf 35,23 Dollar. Gleichzeitig drückten Existenzsorgen das angeschlagene Einrichtungshaus Bed, Bath & Beyond ins Minus von knapp 30 Prozent auf 1,69 Dollar.
Silvergate Capital: Um zeitweise fast die Hälfte brachen die Aktien der auf Fintechs und Kryptowährungen spezialisierten Bank Silvergate Capital ein, um mit einem Minus von fast 43 Prozent zu schließen. Nach Angaben der Kalifornier löste der Crash am Kryptomarkt einen derartigen Ansturm auf die Einlagen der Bank aus, dass Silvergate sich veranlasst sah, Vermögensbestände mit hohen Verlusten zu veräußern und 40 Prozent der Belegschaft zu entlassen. Die negativen Branchennachrichten erfassten auch die Papiere der Kryptobörse Coinbase mit einem Minus von gut elf Prozent.
Bed Bath & Beyond: Einen Kursrutsch von fast 30 Prozent gab es bei Bed Bath & Beyond, nachdem der Haushaltswaren-Händler selbst an seinem Fortbestand zweifelt. Das Unternehmen erwägt nach eigenen Aussagen weiter alle strategischen Alternativen, um die Finanzlage zu verbessern – inklusive dem Verkauf von Geschäftsteilen.
Coinbase: Die Aktien der Krypto-Handelsplattform verlieren zehn Prozent. Das Analysehaus Cowen hatte das Papier unter Berufung auf das schwierige makroökonomische Umfeld und die anhaltenden Bedenken hinsichtlich des Scheiterns von FTX herabgestuft. Die Herabstufung erfolgte einen Tag, nachdem Coinbase mit dem New Yorker Department of Financial Services einen Vergleich in Höhe von 100 Millionen Dollar wegen Mängeln bei der Geldwäschebekämpfung geschlossen hatte.
Wendy's: Die Aktien der Fast-Food-Kette fielen um ein Prozent. Oppenheimer hatte das Papier von „Outperform“ auf „Perform“ zurückgestuft. Begründung: Das Risiko-Ertrags-Verhältnis und die Bewertung der Aktie sei jetzt recht ausgewogen.
T-Mobile: Die Titel von T-Mobile US gewannen 3,2 Prozent. Die Telekom-Tochter hatte im vierten Quartal die Zahl ihrer Vertragskunden überraschend kräftig gesteigert. Die Neukundenzahl sei erwartungsgemäß stark, schrieb der UBS-Analyst John Hodulik. Die Abwanderungsquote sei so gering gewesen wie nie zuvor in einem vierten Quartal.
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