Handelsblatt App
Jetzt 4 Wochen für 1 € Alle Inhalte in einer App
Anzeigen Öffnen
MenüZurück
Wird geladen.

23.01.2023

16:15

Monatsbericht

Bundesbank gibt keine Inflationsentwarnung, erwartet mehr mobile Zahlungen

Grund für die sinkenden Inflationsraten seien Einmaleffekte durch die Gas- und Strompreisbremse. Der Geldmengenschub zu Pandemiebeginn ist laut Bundesbank kein Inflationsfaktor.

Die deutsche Notenbank führt den Rückgang der Inflationsraten auf die einmalige Soforthilfe im Dezember zurück. imago images/Future Image

Derzeitiger Sitz der Bundesbank im Frankfurter Büro Center (FBC)

Die deutsche Notenbank führt den Rückgang der Inflationsraten auf die einmalige Soforthilfe im Dezember zurück.

Berlin Das Abebben der Inflationswelle in Deutschland vor der Jahreswende ist aus Sicht der Bundesbank noch kein Grund zur Entwarnung. Die Teuerungsrate sei im Dezember nach europäischer Messung (HVPI) zwar mit 9,6 Prozent erstmals seit August wieder im einstelligen Bereich, konstatierten die Volkswirte der deutschen Zentralbank in ihrem am Montag veröffentlichten Monatsbericht.

„Dieser Rückgang ist im Wesentlichen auf die einmalige Soforthilfe Dezember zurückzuführen; er dürfte daher temporär sein“, heißt es darin weiter. Ab Januar sollten zwar bereits die Gas- und die Strompreisbremse in der amtlichen Preismessung berücksichtigt werden. Diese dürften die Inflationsrate laut Bundesbank aber weniger stark dämpfen als zuvor die Soforthilfe Dezember.

Das gewerkschaftsnahe Institut IMK wiederum glaubt, Deutschland habe den Höhepunkt der Inflation hinter sich gelassen. Im Januar und Februar sei zwar noch ein leichter „Zwischenanstieg“ möglich, sagte jüngst der wissenschaftliche Direktor des Instituts, Sebastian Dullien. Danach sollte es im Jahresverlauf im Trend aber abwärts gehen.

Für das Gesamtjahr 2023 rechnet das IMK mit einer Inflation von leicht über fünf Prozent. Im Jahr 2022 erhöhten sich die deutschen Verbraucherpreise um durchschnittlich 7,9 Prozent.

Der nationale Verbraucherpreisindex (VPI) für Deutschland stieg im Dezember gegenüber dem Vorjahr um 8,6 Prozent, nach 10,0 Prozent im November. Die Bundesbank verweist darauf, dass die VPI-Rate damit derzeit deutlich unter dem HVPI-Wert liegt, dem sogenannten Harmonisierten Verbraucherpreisindex.

Anhand dem HPVI errechnet sich die Gesamtinflationsrate für Europa beziehungsweise die Euro-Zone. Er folgt teilweise einer anderen Methodik, zudem erfasst er statistisch andere Daten. So haben im VPI Dienstleistungen wegen der Berücksichtigung selbstgenutzten Wohneigentums ein höheres Gewicht. Da sich Dienstleistungen aktuell weniger stark verteuern als Waren, liegt der VPI niedriger.

Die rasant gewachsene Geldmenge im ersten Jahr der Corona-Pandemie steht der Bundesbank zufolge nicht hinter dem Inflationsschub der vergangenen beiden Jahre. „Unsere Analysen sprechen dafür, dass hinter dem starken Geldmengenwachstum in der ersten Phase der Aufbau von Liquiditätsreserven stand, der für sich genommen nicht inflationär wirkt.“ Die Zunahme des Geldmengenwachstums im ersten Corona-Jahr 2020 und der Anstieg der Inflationsrate 2021 und 2022 seien durch unterschiedliche Ursachen getrieben.
Das Wachstum der Geldmenge M3 hatte sich zu Beginn der Corona-Pandemie 2020 rasant beschleunigt. Zeitweise hatte es bei über zwölf Prozent gelegen – erst 2021 schwächte es sich wieder kräftig ab. Dies hatte die Frage aufgeworfen, ob das starke Geldmengenwachstum womöglich den Anstieg der Inflation verursacht haben könnte. Zur Geldmenge M3 gehören unter anderem Bargeld, Einlagen auf Girokonten sowie Geldmarktpapiere und Schuldverschreibungen. Volkswirten zufolge kann das Wachstum der Geldmenge Signale liefern, wie sich langfristig die Inflation in einer Volkswirtschaft entwickeln könnte.

Jüngere zahlen mehr mit dem Handy

Ebenfalls in ihrem Monatsbericht prognostiziert die Bundesbank, dass sich das Bezahlen mit dem Smartphone in den kommenden Jahren immer stärker ausbreiten wird. Derzeit sei das mobile Bezahlen vor allem in den jüngeren Altersgruppen überdurchschnittlich verbreitet. „Insgesamt dürfte die Nutzung mobiler Bezahlverfahren in den nächsten Jahren deutlich zunehmen“, schreibt die deutsche Notenbank.

Käufer seien eher geneigt, mit dem Smartphone zu bezahlen, wenn sie bereits das Internet zum Einkaufen sowie für Bankgeschäfte nutzten. Die Bundesbank geht davon aus, dass sich mobiles Bezahlen noch mehr ausbreitet, wenn sich die verstärkte Nutzung des mobilen Internet fortsetzt und Onlineshopping und -banking weiter zunehmen.

Laut der Bundesbank kam das Smartphone im Jahr 2021 nur bei rund drei Prozent der Einkäufe zum Einsatz. dpa

Bezahlen per Smartphone

Laut der Bundesbank kam das Smartphone im Jahr 2021 nur bei rund drei Prozent der Einkäufe zum Einsatz.

„Ebenfalls dazu beitragen dürfte die Tendenz, im Handel zunehmend unbare Zahlungsmittel an der Ladenkasse zu bevorzugen“, hieß es in dem Bericht. Auch eine gewisse Offenheit für technologische Trends dürfte die Neigung erhöhen, mit dem Smartphone zu zahlen. Bequemlichkeit sei zudem ein wichtiger Faktor: So zeigten aktuelle Studien, dass das Bezahlen mit dem Smartphone mit einer Dauer von durchschnittlich elf Sekunden am schnellsten gehe.

Umfragen der Bundesbank zufolge hatten 2017 nur zwei Prozent der Befragten angegeben, schon einmal im Geschäft mit dem Smartphone bezahlt zu haben. 2020 seien es dann schon elf Prozent gewesen und 2021 bereits 15 Prozent. Gemessen an den Transaktionen rangierte mobiles Bezahlen zuletzt aber noch sehr weit hinter Bargeld und den Giro- und Kreditkarten: Bei lediglich rund drei Prozent aller Einkäufe im Handel wurde 2021 das Smartphone genutzt.

Von

rtr

Direkt vom Startbildschirm zu Handelsblatt.com

Auf tippen, dann auf „Zum Home-Bildschirm“ hinzufügen.

Auf tippen, dann „Zum Startbildschirm“ hinzufügen.

×