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12.01.2023

19:01

Private Vermögen

Inflation frisst sich in die Ersparnisse: Nur noch ein Teil der Bankkunden kann sparen

Von: Elisabeth Atzler

Bei der Wiesbadener Volksbank sind die Einlagen 2022 nur noch minimal gestiegen. Sparkassenkunden kaufen parallel dazu weniger Wertpapiere.

Nur noch ein Teil der Bevölkerung kann Geld zur Seite legen. dpa

Logo der Sparkasse

Nur noch ein Teil der Bevölkerung kann Geld zur Seite legen.

Mainz Bei vielen Sparkassen und Volksbanken zeichnet sich ab, dass die Einlagen nach den hohen Zuwächsen der Vorjahre im vergangenen Jahr nur minimal gestiegen sind. Der wesentliche Grund: die hohe Inflation. Sie sorgt dafür, dass ein wachsender Teil der Kundinnen und Kunden nicht mehr sparen kann.

Bei der Wiesbadener Volksbank, die als erste große Volksbank Zahlen für 2022 vorgelegt hat, legten die Einlagen im vergangenen Jahr nur noch weniger als ein Prozent auf knapp 5,2 Milliarden Euro zu, wie das Geldhaus am Donnerstag mitteilte. „Die Sparquote auch unserer Kunden ist rückläufig. Viele Menschen werden stark belastet durch die Inflation und die steigenden Energiepreise“, sagte Vorstandschef Matthias Hildner.

Auch die 20 Sparkassen in Rheinland-Pfalz registrieren, dass nur noch ein Teil der Bevölkerung sparen kann: Von November 2021 bis November 2022 habe sich gezeigt, dass die Geldvermögensbildung durch Wertpapiersparen und klassische Einlagen um 37 Prozent gegenüber dem Vorjahr gesunken sei. „Ob Finanzen, Konsum oder Altersvorsorge – vor allem Haushalte mit niedrigen Einkommen müssen stärker verzichten“, sagte Verbandspräsident Thomas Hirsch, der das Amt zu Jahresbeginn übernommen hat.

Während der Coronakrise hatten viele Menschen besonders viel gespart. Der Einlagenzuwachs bei den Kreditinstituten war entsprechend hoch. Im ersten Halbjahr 2021 hatte die Sparquote in Deutschland mit 18 Prozent einen Rekordwert erreicht. Angesichts der Coronabeschränkungen konnten die Menschen damals aber auch weniger Geld als üblich ausgeben, weil beispielsweise das Reisen beschränkt war.

Sparkassenpräsident Helmut Schleweis hatte bereits gewarnt, dass künftig 60 Prozent der deutschen Haushalte mit ihren monatlichen Einkommen ihre Ausgaben nicht mehr bestreiten könnten – oder sogar ins Minus rutschen.

Rückgänge bei Immobilienfinanzierungen

Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung verweist allerdings darauf, dass schon zuvor fast 40 Prozent der Menschen in Deutschland kein nennenswertes Vermögen hatten und nicht systematisch sparen konnten. Konkrete Zahlen für das Gesamtjahr nannte der Verband aus Mainz zwar noch nicht. Klar ist aber bereits, dass die Kreditvergabe an Firmen 2022 weiterhin sehr hoch war, der Zuwachs in der Baufinanzierung aber zurückging.

Bei den Sparkassen in Rheinland-Pfalz überstiegen die Darlehenszusagen an Unternehmen von Januar bis November fünf Milliarden Euro, fast zehn Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Mit Blick auf private Immobilienkredite gebe es einen deutlich rückläufigen Trend im Neugeschäft, sagte Verbandsgeschäftsführer Roman Frank. Letztlich sei das Neugeschäft gegenüber dem Vorjahr leicht gesunken.

Mit den starken Zinsanhebungen der Europäischen Zentralbank sind auch die Bauzinsen nach oben geschossen. Nachdem die deutschen Kreditinstitute bis Sommer 2022 noch sehr viele Immobilienkredite ausgegeben hatten, brach das Neugeschäft danach ein.

Bei der Wiesbadener Volksbank ist Hildner zufolge das ausgezahlte Kreditvolumen in der Baufinanzierung 2022 zwar noch angestiegen. Das Neugeschäft liege aber deutlich unter dem Niveau von 2021. Denn die Darlehen selbst werden erst zeitverzögert nach Vertragsabschluss ausgezahlt.

Die Stadtsparkasse Wuppertal, die traditionell bundesweit als erste Sparkasse Geschäftszahlen vorgelegt hat, vergab 2022 weniger Baufinanzierungen als 2021. Das Volumen des Neugeschäfts sank um sechs Prozent auf 450 Millionen Euro, wie sie auf Anfrage mitteilte. Das Geldhaus registrierte einen Einlagenzuwachs von fünf Prozent.

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