Die Nachfrage von Hausbesitzern nach Ökowärme wächst. Doch die Preise für Wärmepumpen sind hoch und die Wartezeit nimmt zu. Rechnet sich der Schritt? Die wichtigsten Antworten.
Wärmepumpe
Die Lüftungsanlage einer Wärmepumpe vor einem Wohnhaus in Rottweil. Immer mehr Hausbesitzer interessieren sich für das neuartige Heizungssystem.
Bild: dpa
Frankfurt Jörg Loth muss derzeit viele Kunden vertrösten. Wer bei dem Inhaber der gleichnamigen Frankfurter Heizungsbaufirma eine Wärmepumpe bestellt, muss sich auf mehrere Monate Wartezeit einstellen. Der Grund: Die Hersteller kommen mit der Lieferung der Geräte nicht mehr hinterher. „Seit dem Beginn des Ukrainekriegs ist die Nachfrage noch einmal hochgegangen“, heißt es fast entschuldigend.
Die Heizsysteme sind unter deutschen Immobilienbesitzern gefragt wie nie: Allein 2021 wurde die Rekordzahl von rund 154.000 Wärmepumpen in Deutschland verkauft, ein Wachstum von 28 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Angesichts steigender Heizkosten und strengerer Vorschriften für den energetischen Umbau von Häusern liebäugeln immer mehr Eigentümer mit einem Umstieg auf die strombasierte Ökowärme. Lohnt jetzt ein Wechsel? Und welche Schwächen hat das System? Der dritte Teil der Serie zum energetischen Umbau von Häusern gibt einen Überblick, welche Fakten Immobilienbesitzer vor einer Entscheidung über einen Wechsel berücksichtigen sollten.
Der Run auf die Anlagen wird durch neue Vorschriften der Ampelkoalition beschleunigt – und durch die steigenden Gaspreise infolge des Kriegs in der Ukraine. Kurz nachdem Kremlchef Wladimir Putin seine Truppen Ende Februar in die Ukraine einmarschieren ließ, empfahl die Internationale Energieagentur den Ausbau von Wärmepumpen – als einen von zehn Punkten, um Gasimporte aus Russland drastisch zu drosseln. Die Ampelkoalition will vorschreiben, dass schon ab dem 1. Januar 2024 „möglichst jede neu eingebaute Heizung zu 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden soll“. In vielen Fällen wird demnach eine Wärmepumpe zur ersten Wahl für eine neue Heizungsanlage.
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Zudem soll nach dem Willen der Bundesregierung ein Rahmen dafür geschaffen werden, dass Immobilieneigentümer ihre mehr als 20 Jahre alten Heizungsanlagen austauschen. Dazu soll ein Programm für den Gaskesselaustausch im Bundesprogramm für effiziente Gebäude überarbeitet werden. In der Kombination der Mittel und Maßnahmen sei dies „tatsächlich nichts anderes als der Abschied hier in Deutschland von der fossilen Gasheizung“, sagte Grünen-Chefin Ricarda Lang jüngst.
Ja, es gibt staatliche Zuschüsse. Über das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) können Interessenten bis zu 35 Prozent der Kosten für Anschaffung und Einbau wiederbekommen. Beim Wechsel von einer Ölheizung zu einer Wärmepumpe sind es sogar bis zu 45 Prozent. Die förderfähigen Ausgaben für energetische Sanierungsmaßnahmen von Wohngebäuden sind gedeckelt auf 60.000 Euro pro Wohneinheit und Kalenderjahr, heißt es bei der Bafa.
Die Förderung sowohl von Wärmepumpen als auch von Solarwärmeanlagen sei vom Förderstopp der Förderbank KfW im Bereich energieeffizientes Bauen nicht betroffen, betonen der Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) und der Bundesverband Solarwirtschaft (BSW). Das Bafa fördert auch Energieberatungen, sofern sie von neutralen Beratern durchgeführt werden. Außerdem gibt es verschiedene regionale Fördertöpfe.
Wärmepumpen seien insbesondere für energetisch hochwertige Gebäude, zum Beispiel Neubauten, geeignet, da die Geräte hier effizient arbeiteten, heißt es beim Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW). In neu gebauten und energetisch effizienten Häusern laufen die Geräte meist ideal, weil dort geringe Vorlauftemperaturen für die Heizung benötigt werden. Hier kann die Planung auch schon von Anfang an auf deren Betrieb ausgerichtet werden.
Viele Verbraucher klagen beim Einsatz von Wärmepumpen in schlecht gedämmten Gebäuden immer wieder über hohen Stromverbrauch und hohe Kosten. Grundsätzlich sei der Einsatz von Wärmepumpen dort am besten, wo bereits saniert worden sei, erklärt der BDEW. Es sei dagegen schwierig und aufwendig, aber nicht unmöglich, in einem Altbau vernünftige Vorlauftemperaturen zu erreichen, sagen Energieexperten.
Wer mit einer Wärmepumpe heizt, hat im Vergleich zu einer Erdgasheizung derzeit deutlich niedrigere Heizkosten. Die Stromkosten für ein effizientes Heizsystem mit Wärmepumpe liegen im bundesweiten Durchschnitt rund 39 Prozent unter den Gaskosten. Selbst bei einer nicht sehr effizienten Wärmepumpe liegen die Kosten noch rund elf Prozent niedriger. Das zeigt eine Analyse des Vergleichsportals Verivox. „Geht man von einem Preis von rund 20.000 Euro inklusive staatlicher Förderung aus, könnte sich der Umstieg auf eine effiziente Wärmepumpe bei den aktuellen Preisen innerhalb von zehn Jahren amortisieren“, sagt Thorsten Storck, Energieexperte bei Verivox.
Die Gaspreise für Haushaltskunden seien zwischen Oktober 2021 und März 2022 um rund 85 Prozent angestiegen. Wer ein Einfamilienhaus mit 20.000 Kilowattstunden (kWh) beheizt, bezahlt nach den Berechnungen aktuell 2596 Euro – vor sechs Monaten waren es noch 1402 Euro. Wer eine effizient arbeitende Wärmepumpe mit einer Jahresarbeitszahl (JAZ) von vier hat, benötige dagegen für die Bereitstellung von 20.000 kWh Wärme insgesamt 5000 kWh Wärmepumpenstrom.
Das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme kommt zu einem ähnlichen Ergebnis. Selbst bei einer Wärmepumpe mit einem schlechten Effizienzwert von 2,5 und bei einem Gaspreis vom Anfang des Jahres seien die Betriebskosten einer Wärmepumpe niedriger als mit einem Gaskessel. Die Ersparnisse lägen bei bis zu 4000 Euro pro Jahr.
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Wegen der hohen Anschaffungskosten weisen ebenfalls die Verbraucherschützer darauf hin, dass es jedoch Jahre dauern kann, bis sich die Wärmepumpe für Hausbesitzer rentiert. Gerade bei Altbauten lohne sich der Einbau meist nur dank der hohen staatlichen Förderung, wie aus einem Gutachten der Verbraucherzentralen vom Herbst 2021 hervorgeht. Ohne diese seien die energietechnischen Modernisierungen nicht wirtschaftlich.
In älteren Bestandsgebäuden, also dem Gros der Immobilien, kommen die Anlagen mitunter schnell an ihre Grenzen. In schlecht gedämmten Häusern sind an kalten Wintertagen Vorlauftemperaturen von 60 bis 70 Grad Celsius nötig. Herkömmliche Wärmepumpen funktionieren jedoch am besten, wenn sie das Wasser nur auf 35 bis 40 Grad erhitzen müssen, was beispielsweise für eine Fußbodenheizung reicht. Sonst verbrauchten sie mehr Strom, und das erhöht die Kosten deutlich.
„Wenn Sie in ein Haus mit zwei, drei Wohnungen eine Wärmepumpe einbauen, fliegen Ihnen die Heizkosten um die Ohren, oder sie müssen alles entkernen“, sagt Kai Warnecke, Präsident des Eigentümerverbands Haus & Grund Deutschland. Viele Gebäude müssten deshalb vor dem Umstieg erst energetisch saniert werden.
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Erste Hersteller haben bereits Hochtemperatur-Wärmepumpen im Angebot, die auch für hohe Temperaturen ausgelegt sind. Diese Geräte kosten allerdings mindestens 24.000 Euro. Fällt die Wärmepumpe dagegen zu klein aus, muss das Gerät ständig arbeiten, was zu höheren Stromkosten führt. Entscheidend bei der Installation ist darum, dass die Heizleistung zur beheizten Fläche passt – sonst kann es schnell teuer werden.
Nicht nur bei Loth müssen sich Kunden auf lange Wartezeiten einrichten. Es fehlt in der Branche an Fachkräften für einen raschen Austausch der Heizungen. Wenn die Regierung das Vorhaben umsetzen wolle, bis 2030 sechs Millionen neue Wärmepumpen zu verbauen, seien weitere 60.000 Monteure nötig, heißt es vom Zentralverband Sanitär Heizung Klima (ZVSHK).
Außerdem sind gerade Luftwärmepumpen nicht gerade leise. Auf kleinen Grundstücken bahnt sich schnell Ärger mit den Nachbarn an, wenn eine solche Anlage vor dem Haus verbaut wird.
„Schall ist durchaus ein Thema, an das Hauseigentümer schon bei der Planung denken sollten“, empfiehlt Martin Sabel vom Bundesverband Wärmepumpe. „Luft-Wasser-Wärmepumpen, die ihre Energie aus der Luft ziehen, erzeugen beispielsweise große Volumenströme, die Geräusche im Ventilator verursachen.“
Deshalb sei es wichtig, das System fachgerecht zu installieren und die notwendigen Abstände zu den Nachbargrundstücken einzuhalten. Ein Online-Schallrechner des Bundesverbands gibt bei der Einschätzung von Modellen eine erste Hilfestellung.
Dieser Artikel erschien zuerst am 07.05.2022 um 11:44 Uhr.
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