P&R-Gründer Heinz Roth ist am Mittwoch festgenommen worden. Zur Last gelegt wird ihm Anleger-Betrug in Milliardenhöhe. Die Staatsanwaltschaft sah Fluchtgefahr.
In Haft
Heinz Roth sitzt in der Justizvollzugsanstalt München-Stadelheim.
München Der Gründer des insolventen Container-Vermieters P&R sitzt in Untersuchungshaft. Heinz Roth sei am Mittwoch festgenommen worden, sagte Oberstaatsanwältin Anne Leiding am Donnerstag in München. Die Ermittler legen ihm Anleger-Betrug zur Last, vermutlich in Milliardenhöhe. Insolvenzverwalter Michael Jaffé hatte aufgedeckt, dass von 1,6 Millionen Containern, die P&R an rund 54.000 Anleger verkauft hatte, nur 618.000 existierten.
Roth, der 2016 wieder die Geschäftsführung übernommen hatte, half Jaffé in den ersten Monaten nach der Pleite noch bei der Aufklärung. Die Staatsanwaltschaft sieht aber Flucht- und Verdunkelungsgefahr. Roth sitzt in der Justizvollzugsanstalt München-Stadelheim.
Staatsanwälte begründen Fluchtgefahr häufig damit, dass Verdächtige gute Auslandskontakte haben. Der 75 Jahre alte Roth ist gebürtiger Österreicher und hat Familie im Nachbarland, außerdem soll es dort und in der Schweiz Konten geben. Roth kann nun Haftbeschwerde einlegen. Gestern habe er sich noch nicht dazu geäußert, hieß es bei der Staatsanwaltschaft. Zwei weitere ehemalige Führungskräfte von P&R, gegen die ebenfalls ermittelt wird, sind weiter auf freiem Fuß.
Die Festnahme ist die jüngste Wendung im größten Kapitalanlageskandal der Geschichte der Bundesrepublik. Im März waren die Vertriebsfirmen der P&R-Gruppe aus Grünwald bei München in die Insolvenz gegangen, seitdem bangen Tausende Anleger um ihr Geld. Mehr als die Hälfte der Anleger ist älter als 60 Jahre. Viele Senioren wollten ihre Altersvorsorge mit den Containerinvestments absichern.
Der Leitende Oberstaatsanwalt Hans Kornprobst schätzt den Schaden durch die nicht existenten Container auf 1,5 bis zwei Milliarden Euro. Strafrechtlich könne auch eine Rolle spielen, dass P&R nur einem Bruchteil der Investoren Zertifikate über den Besitz eines bestimmten Containers ausgestellt hatte.
Das Insolvenzgutachten von Verwalter Jaffé, das dem Handelsblatt vorliegt, offenbart das ganze Ausmaß des Anlegerskandals bei P&R. Für die Ex-Chefs wird es eng.
Ohne das Zertifikat seien die Anleger womöglich nie – wie versprochen – Eigentümer eines Containers geworden, den P&R vermeintlich lukrativ an Reedereien und Leasingfirmen weitervermietet hatte, sagte der Oberstaatsanwalt. Laut Insolvenzverwalter Jaffé lassen sich nicht einmal die vorhandenen Zertifikate einzelnen Containern zuordnen.
Im Frühjahr hatte Roth dem Insolvenzverwalter geholfen, sich in der Firmengruppe zurechtzufinden. Später kam es zum Bruch. Jaffé schreibt im Insolvenzbericht, dass Roth Teile des Eigentums an seiner Villa auf seine Ehefrau übertragen hat. Daraufhin habe er Roth ermahnt, „keine Vermögensgegenstände dem Zugriff seiner Gläubiger zu entziehen“. Das Handelsblatt hat Roth mehrfach um ein Gespräch gebeten, was er immer abgelehnt hat. Reporter, die ihn in seiner Villa aufsuchen wollten, schickte er weg.
Die Staatsanwaltschaft München I ermittelt bereits seit Mai gegen mehrere ehemalige P&R-Manager, darunter Roth. Zwei frühere Geschäftsführer sind allerdings inzwischen gestorben. Anleger hatten zuletzt insgesamt 3,5 Milliarden Euro in P&R-Container investiert.
Laut Kornprobst dürfte es sich um den größten Anlegerbetrug in Deutschland handeln. Zeitweise galt P&R als größter Schiffscontainer-Vermieter der Welt. Jahrelang sei das Unternehmen offenbar tatsächlich sehr erfolgreich gewesen. Zu einem noch nicht feststehenden Zeitpunkt sei das Geschäftsmodell aber „in Betrug umgeschlagen“.
Laut Jaffé hatte sich die Lücke zwischen vermieteten und tatsächlich vorhandenen Containern seit 2007 immer weiter vergrößert, weil P&R das frisch eingeworbene Geld verwendet habe, um die Altanleger zu bedienen.
Mit Material von Reuters.
Auf tippen, dann auf „Zum Home-Bildschirm“ hinzufügen.
Auf tippen, dann „Zum Startbildschirm“ hinzufügen.
×