Zumindest eines muss sich der Fressnapf-Gründer nicht vorwerfen lassen, dass er der Einzige wäre, der die Monheimer Steuersätze auf eher kreative Art nutzt. So hat auch die Mast-Jägermeister SE eine Adresse im Monheimer Rheinpark ohne größere Büros. Was der Standort dem Konzern bringt, darüber will man sich in der Wolfenbütteler Zentrale nicht äußern.
Offensichtlicher ist das bei den großen Chemiekonzernen, für die Monheim eine ähnliche Bedeutung zu haben scheint wie für Apple der Steuerstandort Irland. Beispiel BASF: Der Konzern stellt den Spezialkunststoff Polyurethan eigentlich im niedersächsischen Lemförde her, knapp 1500 Mitarbeiter erarbeiten dort zwei Milliarden Euro Umsatz. Die BASF Polyurethanes Licensing GmbH aber kommt mit einem Briefkasten in Monheim aus. 22 Millionen Euro Ertragsteuern, die in Lemförde erarbeitet werden, wurden deshalb im vergangenen Jahr in Monheim gezahlt. Im internationalen Steuerjargon nennt man so etwas Lizenzboxen. Konzerntöchter werden dazu verdonnert, für ihre Produkte Lizenzgebühren an eine andere Tochter abzuführen. Das schmälert auf der einen Seite den Umsatz und erhöht ihn bei der steuergünstig angesiedelten Patentverwaltung.
Auch für die Konzerntochter Cognis, die ihre Geschäfte eigentlich im benachbarten Düsseldorf betreibt, verlegte BASF 2014 den Sitz der Steuerhülle Cognis IP Management nach Monheim.
Das Geschäftsmodell laut Bundesanzeiger: „Die CIP erzielt ausschließlich Lizenzerlöse von verbundenen Unternehmen.“ Und weiter: „Die Gesellschaft beschäftigt im Berichtsjahr keine aktiven Mitarbeiter.“
Dennoch weist sie im Jahr 2015 gezahlte Ertragsteuern von 14 Millionen Euro aus, zieht man davon die Körperschaftsteuer und den Solidaritätszuschlag ab, bleiben Gewerbesteuern von gut sechs Millionen Euro. Ein ähnliches Modell verfolgt wohl auch Henkel mit seiner in Monheim ansässigen Tochter Henkel IP Management, hier ist die Struktur jedoch weniger klar nachvollziehbar. Dass auch hier immense Summen zur Versteuerung anfallen, lässt jedoch eine Passage aus dem jüngsten Geschäftsbericht vermuten: „Die sonstigen betrieblichen Aufwendungen lagen mit 266 Mio Euro über dem Vorjahreswert von 160 Mio Euro.“
Und weiter: „Dieser Anstieg ist maßgeblich auf gestiegene Lizenzaufwendungen für die Nutzung der bei einer deutschen Tochtergesellschaft gebündelten Intellectual Properties des Unternehmensbereichs Adhesive Technologies zurückzuführen.“ Insgesamt weist die Tochter einen noch zu versteuernden Gewinn von knapp 200 Millionen Euro aus.
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Kommentare (6)
Account gelöscht!
02.11.2016, 11:38 Uhr
In Eschborn gibt es auch einige Häuser mit zu vielen Firmenschildern und Briefkästen daran, denn Eschborn ist das hessische Monheim. Schön dass das mal im HB thematisiert wird!
Account gelöscht!
02.11.2016, 14:54 Uhr
Das würde es unter Putin und Trump nicht geben.
Die zwei zahlen ihre Steuer und wissen was sie ihrem Land schuldig sind.