Der Fed-Chef sieht durch die neue Virus-Variante Risiken für Beschäftigung und Konjunktur. Auch die Inflation könnte Omikron beeinflussen.
Jerome Powell
Der Notenbankchef blickt besorgt auf die neue Corona-Variante.
Bild: AP
Washington Das Auftreten einer neuen Variante des Coronavirus könne nach Einschätzung von US-Notenbankchef Jerome Powell die Konjunktur bremsen. Die Omikron-Variante und der jüngste Anstieg der Corona-Neuinfektionen durch die Delta-Variante stellten Risiken für die Beschäftigung und die Wirtschaftstätigkeit dar und erhöhten die Unsicherheit über die Inflation, sagte Powell in einer Rede, die er am Dienstag vor dem Bankenausschuss des Senats halten wollte. Die neue Variante könnte auch die Probleme der Lieferkette verschlimmern.
„Größere Besorgnis über das Virus könnte die Bereitschaft der Menschen verringern, vor Ort zu arbeiten, was den Fortschritt auf dem Arbeitsmarkt verlangsamen und Unterbrechungen der Versorgungskette verstärken würde“, erklärte Powell laut vorab veröffentlichtem Redemanuskript. Noch ist nicht bekannt, ob die Omikron-Variante rascher übertragbar ist oder schwerere Krankheitsverläufe verursacht als die bisher dominante Delta-Variante.
Wenn sie jedoch dazu führt, dass sich die Amerikaner bei den Ausgaben zurückhalten und die Wirtschaft verlangsamen, könnte dies den Inflationsdruck in den kommenden Monaten verringern. Die Inflation ist derzeit in den Vereinigten Staaten so hoch wie seit 30 Jahren nicht mehr. Sollten jedoch erneut Fabriken in China, Vietnam oder anderen asiatischen Ländern schließen, könnte dies die Lieferketten noch mehr belasten, insbesondere wenn die Amerikaner weiterhin mehr Möbel, Haushaltsgeräte und andere Waren kaufen. Das wiederum könnte die Preise in den kommenden Monaten noch weiter in die Höhe treiben.
Powell räumte ein, dass die Inflation „erhebliche Belastungen mit sich bringt, insbesondere für diejenigen, die weniger in der Lage sind, die höheren Kosten für lebensnotwendige Dinge wie Lebensmittel, Wohnung und Verkehr zu tragen“. Die meisten Ökonomen erwarteten, dass die Inflation im Laufe der Zeit zurückgehen werde, da die Angebotsbeschränkungen nachließen. Powell fügte aber hinzu, dass die Faktoren, die die Inflation nach oben trieben, bis weit ins nächste Jahr hinein anhalten würden.
Die hohe Inflation könnte nach Einschätzung von Powell länger als ursprünglich erwartet andauern. Im kommenden Jahr dürfte sich der starke Preisauftrieb wieder verlangsamen und die Nachfrage dürfte in ein besseres Gleichgewicht kommen, sagte Powell. „Es ist schwierig, die Fortdauer und die Auswirkungen der Lieferengpässe vorherzusagen. Aber es scheint derzeit so, dass Faktoren, die die Inflation antreiben, im nächsten Jahr fortbestehen werde“, fügt Powell hinzu. Mit der rapiden Verbesserung am Arbeitsmarkt gehe außerdem die Flaute zurück und stiegen die Gehälter in einem flotten Tempo.
Powell versprach, dass die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) zu ihrem Preisstabilitätsziel stehe. Die Zentralbank werde die Konjunktur und den Arbeitsmarkt unterstützen sowie eine Preisspirale verhindern. Die Inflation ist so hoch wie seit drei Jahrzehnten nicht mehr. An den Märkten wird damit gerechnet, dass unter der Führung Powells im Juni 2022 die Zinswende eingeleitet wird. Dann könnte der geldpolitische Schlüsselsatz um einen Viertel Prozentpunkt angehoben werden. Derzeit wird er in einer Spanne von null bis 0,25 Prozent gehalten.
US-Finanzministerin Janet Yellen fordert den Kongress auf, das Schuldenlimit anzuheben, um die Erholung der US-Wirtschaft nicht zu gefährden. Sie sei zwar „zum jetzigen Zeitpunkt“ zuversichtlich, dass das US-Wirtschaftswachstum stark bleibe, ein Scheitern bei der Lösung des Schuldenproblems würde allerdings die „recht bemerkenswerte Erholung untergraben“, schrieb Yellen am Montag in ihren Ausführungen für eine Anhörung des Bankenausschusses des Senats am Dienstag.
Yellen dringt weiter auf eine Dauerlösung im Schuldenstreit: Eine drohende Zahlungsunfähigkeit der USA war im Oktober mit einer leichten Erhöhung der Schuldenobergrenze vorerst abgewendet worden. Ohne diesen Schritt hätten die USA ihren Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen können. Die Einigung verschafft der größten Volkswirtschaft der Welt zwar Zeit bis zum 3. Dezember. Eine Verschnaufpause ist dies aber nicht, da Demokraten und Republikaner in der Zwischenzeit eine dauerhafte Lösung für die Obergrenze finden müssen.
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