Trinkwasser ist lebensnotwendig, aber knapp. Mit Investments in dessen Aufbereitung und Einsparung können Anleger einen Beitrag zur Lösung leisten.
Trinkwasserdepot in Überlingen
Rund vier Millionen Menschen, die ihr Wasser ganz oder zum Teil aus dem Bodensee beziehen, müssen künftig womöglich mehr dafür bezahlen.
Bild: dpa
München Spätestens in diesem Jahr sind die Themen Wasserknappheit und -verfügbarkeit auch in Europa angekommen. So herrschte in manchen Teilen Europas eine noch nie da gewesene Trockenheit. Teilweise wurde der Verbrauch von Wasser rationiert. Allerdings besteht diese Problematik nicht erst seit dem vergangenen Sommer.
Auf globaler Ebene gibt es dieses Problem sehr viel länger und ist bereits heute sehr akut. So haben laut Unicef rund 2,2 Milliarden Menschen weltweit keinen regelmäßigen Zugang zu sauberem Wasser. 785 Millionen verfügen noch nicht einmal über die Grundversorgung mit Trinkwasser. Im Jahr 2040 sollen fast 600 Millionen Kinder in Gegenden ohne ausreichenden Zugang zu Wasser leben.
„Und dieser Wasserstress in vielen Weltregionen wird sich durch den Klimawandel weiter verschärfen“, sagt Jonas Knüsel, Manager des Aktienfonds „Swisscanto Equity Fund Sustainable Global Water“. Und fügt hinzu: „Gleichzeitig wächst der Wasserverbrauch überproportional zum Wachstum der Weltbevölkerung.“
Da Wasser nicht ersetzt werden kann, muss die Nachfrage danach seiner Ansicht nach vom weltweiten Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum entkoppelt werden. Wie das funktionieren könnte, zeigt sich in der Landwirtschaft. Nach Angaben des WWF verbraucht sie derzeit rund 70 Prozent des Trinkwassers weltweit. Deshalb sind effiziente Bewässerungssysteme in der Landwirtschaft ein wichtiges Ziel für die Zukunft.
„Ein Beispiel ist Valmont Industries als weltgrößter Hersteller von wassersparenden Karussell-Beregnungssystemen für die Landwirtschaft“, sagt Knüsel. Laut dem aktuellen Nachhaltigkeitsbericht des Unternehmens lassen sich mit dessen Bewässerungssystemen im Vergleich zu weniger effizienten Methoden bis zu 70 Prozent Wasser einsparen.
Simon Frank, Senior Investment Advisor bei Pictet Asset Management, ist davon überzeugt, dass die Nachfrage nach Produkten und Dienstleistungen zunehmen wird, die helfen, das Problem der Wasserknappheit und -verfügbarkeit anzugehen. „Schließlich ist die Verfügbarkeit in ausreichender Menge und Qualität für die Menschheit überlebenswichtig.“
Laut dem Global Water Intelligence Report wurden allein im vergangenen Jahr weltweit insgesamt rund 900 Milliarden US-Dollar in den Wasserbereich investiert. „Und es wird erwartet, dass dieser Betrag um vier bis sechs Prozent pro Jahr wächst“, sagt Knüsel, „wobei wir vor dem Hintergrund eines steigenden Bewusstseins für die globale Wasserproblematik auch die Chance einer Beschleunigung des Wachstums sehen.“
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Zugleich ist auch der Investitionsbedarf immens. Allein 2019 belief sich die Investitionslücke bei der US-amerikanischen Wasserinfrastruktur nach Angaben von Allianz Global Investors auf 81 Milliarden US-Dollar. Andere Berechnungen gehen davon aus, dass in den kommenden 20 Jahren jährlich über 100 Milliarden US-Dollar benötigt werden.
Und das sind nur Zahlen für die USA. Auch in Europa oder in den Schwellenländern sind enorme Investitionen in diesem Bereich notwendig. Der Markt ist global und bietet eine Vielzahl von Investmentmöglichkeiten. Dazu gehören neben Unternehmen aus dem Bereich der Wassertechnologie zum Beispiel auch Wasserversorger, die sich durch kontinuierliche und stabile Erträge in regulierten Märkten auszeichnen, oder auch Firmen, die in der Abwasseraufbereitung tätig sind.
Evoqua Water Technologies ist ein Anbieter von Lösungen für die Wasser- und Abwasseraufbereitung. Dazu gehören Desinfektions-, Filtrations- und Reinwassersysteme sowie diverse Servicedienstleistungen. Auch Versorger können interessant sein. So wie das brasilianische Unternehmen Sabesp. „Es profitiert von der zunehmenden Privatisierung der zuvor kommunalen Wasserversorgung, wobei der Markt für private Wasserversorger in Brasilien stark wächst und Sabesp die Konsolidierung des Marktes aktiv vorantreibt“, sagt Experte Frank.
Ebenfalls für attraktiv hält er die Technologiefirma Xylem. Sie bietet die gesamte Bandbreite an Komponenten für die Wasserversorgung bis hin zu Analysesystemen für die Dichtigkeit von Rohrleitungsnetzen an, erklärt Frank: „Die Umsätze wachsen stärker als die Wirtschaft insgesamt, und die Erträge schwanken aufgrund der großen Nachfrage weniger stark als in anderen Segmenten der Industriegüterbranche.“
Genau das zeichnet nach Ansicht von Knüsel Wasserinvestments zusätzlich aus: „Sie müssen auch bedenken, dass das Wachstum der Wasserindustrie weniger vom Wirtschaftszyklus abhängig ist und der Anteil wiederkehrender Betriebsausgaben, der sogenannten Operating Expenditures, mit etwa 60 Prozent vergleichsweise hoch ist. Damit ist dieser Bereich weniger volatil.“ Das betrifft allerdings nur die Geschäftsentwicklung.
Die Aktienkurse der Firmen dagegen können sich nicht ganz von der Stimmung an den Börsen abkoppeln. So mussten auch Wasserfonds seit Jahresbeginn zweistellige Verluste hinnehmen. Langfristig aber kann sich die Entwicklung der Aktienfonds sehen lassen. Auch deswegen empfehlen Finanzberater ihren Kunden Fonds, um in dieses Segment zu investieren.
Der aktiv gemanagte Aktienfonds „Pictet Water“ brachte es auf Sicht von zehn Jahren auf eine Rendite von knapp elf Prozent pro anno. „Für uns ist dabei entscheidend, dass wir uns mit dem Fonds nicht die Knappheit der Ressource Wasser zunutze machen, sondern wirklich in Lösungen investieren“, macht Portfoliomanager Frank klar. Das gilt auch für andere aktiv gemanagte Fonds.
Eine Alternative sind Exchange Traded Funds (ETF), die einen Index abbilden. Ein Beispiel dafür ist der „iShares Global Water ETF“, der Zugang zu den 50 größten und liquidesten börsennotierten Firmen weltweit bietet. Sie sind in der Wasserversorgung und -aufbereitung tätig.
Nachteil ist bei Indexprodukten allerdings, dass es für Anleger oft schwer nachvollziehbar ist, ob tatsächlich alle dort enthaltenen Unternehmen einen nachhaltigen Umgang mit Wasser pflegen. Denn nur wenn das gegeben ist, trägt das Investment dazu bei, das Problem der Wasserknappheit zu lösen. Und nur das dürfte das beschriebene Wachstumspotenzial mit sich bringen.
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