Wer sich privat krankenversichert, hat die Qual der Wahl. Ein aktuelles Ranking hilft bei der Auswahl der passenden Versicherung.
Station im Krankenhaus Bad Berka
Privatpatienten wünschen beste Behandlung und Komfort.
Bild: dpa
Düsseldorf Die Corona-Pandemie hat die Digitalisierung auch im Gesundheitswesen beschleunigt. In den vergangenen zwei Jahren haben sich Sprechstunden per Telefon oder Video durchgesetzt. Das spart Patienten und Praxen Zeit. Eine steigende Zahl an Apps unterstützen Patienten im Umgang mit Erkrankungen im Alltag. Kunden können mit ihrer Krankenkasse mit Hilfe von Apps kommunizieren. So lassen sich beispielsweise Krankmeldungen oder Anträge per Scan an die Krankenkasse schicken.
Als Vorreiter für innovative Leistungen im Gesundheitswesen gelten die privaten Krankenversicherungen. Sie nehmen neue Verfahren oder Medikamente in der Regel vor den gesetzlichen Krankenkassen in ihren Leistungskatalog auf. Einer privaten Krankenversicherung können Menschen beitreten, wenn sie als Angestellter jährlich mehr als 64.350 Euro verdienen, selbstständig sind oder als Beamte eine ergänzende private Krankenversicherung zur Beihilfe benötigen. Im Gegensatz zu gesetzlichen Krankenkassen, bei denen der Leistungskatalog festgelegt ist, können Privatversicherte Leistungen individuell wählen.
„Wer sich für eine private Krankenversicherung entscheidet, sollte sich genau überlegen, was ihm wichtig ist und welche Leistungen er versichern möchte“, empfiehlt Bianca Boss vom Bund der Versicherten. Die Prämien der privaten Krankenversicherung werden unabhängig vom Einkommen berechnet. Sie hängen ab vom Alter, vom Gesundheitsstand und dem Umfang der Leistungen. „Im Gegensatz zur gesetzlichen kann die private Krankenversicherung bei steigenden Kosten im Gesundheitswesen die vertraglich vereinbarten Leistungen nicht kürzen“, benennt Boss einen wichtigen Unterschied.
Die Leistungen und Prämien zwischen den einzelnen Tarifen der Versicherer variieren stark. Wer sich für eine private Krankenversicherung interessiert, sollten sich daher mehrere Angebote einholen und genau miteinander vergleichen. Spezialisierte Makler und Honorarberater begleiten Kunden bei der Suche nach einem individuell passenden Tarif.
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Die Ratingagentur Franke Bornberg für das Handelsblatt private Krankenvollversicherungen und Beihilfetarife bewertet. Um die Tarife vergleichbar zu machen, hat die Ratingagentur bei den Vollversicherungen die Angebote in die Kategorien Grundschutz, Standardschutz und Topschutz unterteilt. „Der Grundschutz bietet eine Absicherung auf dem Niveau der gesetzlichen Krankenversicherung“, sagt Michael Franke, Geschäftsführer von Franke und Bornberg.
Der Standardtarif Standard bietet die Behandlung im Zwei-Bett-Zimmer und zum Beispiel die Übernahme von 60 Prozent der Kosten für Zahnersatz. Alle Ergebnisse finden Sie in der Grafik.
Der Topschutz bietet Medizin auf höchstem Niveau, gepaart mit Komfort. So ist die Behandlung durch den Chefarzt und das Ein-Bett-Zimmer im Krankenhaus Teil des Leistungskatalogs. Auch die Übernahme von mindestens 80 Prozent der Kosten für Zahnersatz zählt zu den Kriterien. Zehn der insgesamt 25 Tarife werden mit der Höchstnote sehr gut ausgezeichnet. Das hat aber seinen Preis: So liegt die monatliche Prämie für einen mit sehr gut ausgezeichneten Tarif mit Topschutz im Musterfall einer 35 Jahre alten Person zwischen 560,27 Euro und 727,94 € Euro.
Unter den Tarifen mit Topschutz erzielt die Arag Krankenversicherung mit ihrem Tarif „MedBest“ mit 96 von 100 erreichbaren Punkten das beste Ergebnis. Die monatliche Prämie liegt bei 560,27 Euro. Das ist das zweitgünstige Angebot überhaupt. Zu den Leistungen zählt die komplette Übernahme der Kosten für die private Behandlung im Krankenhaus und bei ambulanten Ärzten.
Die Kosten für Zahnbehandlung werden im Tarif MedBest zu 90 Prozent übernommen. Eingeschlossen ist zudem eine kieferorthopädische Behandlung im Erwachsenenalter. Auch die Behandlung bei einem Heilpraktiker zählt zu den Leistungen. Versicherte können flexibel zwischen Selbstbehaltsstufen zwischen null bis 1500 Euro pro Jahr wählen.
„Die Arag Krankenversicherung legt besonderen Wert auf der Förderung familiennaher Leistungen“, sagt Roland Schäfer, Vorstandsmitglied der Arag Krankenversicherung. Dabei nennt Schäfer als Beispiel digitale Kurse zur Geburtsvorbereitung. Die Beitragsbefreiung von bis zu sechs Monaten für Eltern, die Elterngeld beziehen, gehören zum Katalog der Leistungen.
Zu den Top-Tarifen im Bereich der privaten Krankenversicherung mit Topschutz zählt auch die Hallesche Krankenversicherung mit ihrem Tarif „NK Select XL Bonus“. Hier liegt die monatliche Prämie für einen Einsteiger im Alter von 35 Jahren bei 641,83 Euro pro Monat. Für Zahnbehandlung und Prophylaxe übernimmt die Versicherung die vollen Kosten. Bei Zahnersatz sind es 90 Prozent der gesamten Kosten. Zahlreiche Vorsorgeuntersuchungen und Schutzimpfungen werden nicht auf den Selbstbehalt angerechnet. Neue Leistungen im Tarif sind Familien- und Haushaltshilfen von bis zu 150 Euro pro Tag.
Beamtinnen und Beamte benötigen eine ergänzende private Krankenversicherung als Ergänzung zur Beihilfe. Denn sie kommt nicht für die gesamten Kosten einer ärztlichen Behandlung auf. Insgesamt neun Beihilfetarife werden mit der Höchstnote sehr gut ausgezeichnet. Beamte werden im Krankenhaus und bei der ambulanten Behandlung privatärztlich behandelt. „Wir bieten unsere Kunden Mehrwerte, die weit über das bloße Erstatten von Kosten hinausgeht“, sagt Eric Bussert, Vorstand Vertrieb und Marketing der HanseMerkur. Ihre Tarife werden mit der Höchstnote sehr gut ausgezeichnet.
Neue Dienstleistungen setzen sich zunehmend durch: „Wir setzen dabei vor allem auf digitale Innovationen, die den medizinischen und technischen Fortschritt nutzbar machen“, sagt Bussert. Dabei rücken Angebote zur Prävention stärker in den Fokus. So bietet HanseMerkur zum Beispiel eine App zur Schlaganfallvorsorge an. Mithilfe von Apps lassen sich auch chronische Krankheiten besser behandeln.
Ein Beispiel dafür ist ein digitaler Blutdruck-Coach. Eine wichtige Rolle bei Innovationen spielen Kooperationen mit anderen Unternehmen: „Dafür arbeiten wir eng mit Start-ups aus dem Gesundheitsbereich zusammen“, betont Bussert.
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Das Umfeld für private Krankenversicherungen ändert sich: „Wir sehen einen Wandel vom reinen Kostenerstatter zum Gesundheitsdienstleister, bei dem die Kunden rundum in jeder Lebenslage versorgt sind“, sagt Wiltrud Pekarek, Vorständin der Halleschen Krankenversicherung. Kunden würden immer anspruchsvoller und verlangen umfassende Unterstützung bei allen Fragen der Gesundheit. „Sie übertragen die Erfahrungen aus anderen Bereichen auf die Krankenversicherung“, fügt sie hinzu.
Ein weiterer Trend ist die Digitalisierung. Hybride Modelle sind im Kommen, die digitale und persönliche Angebote kombinieren. So bietet zum Beispiel die Hallesche Krankenversicherung die Möglichkeit, sich bei einer Diabetes-Erkrankung persönlich durch einen Coach, digital durch eine App oder durch eine Kombination betreuen zu lassen. „Damit schaffen wir eine ausgewogene Balance zwischen digitalen Angeboten und persönlichem Kontakt, ganz nach den Wünschen der Kunden“, sagt Pekarek.
Grundsätzlich spielt das Thema Transparenz und Werthaltigkeit in Zukunft eine immer wichtigere Rolle, meint sagt Roland Schäfer von der Arag Krankenversicherung. „Billigtarife mit großen Leistungslücken, die früher in der Branche noch verbreitet warten, um Neukunden zu gewinnen, sind inzwischen fast vollkommen vom Markt verschwunden.“ Das liege auch an der größeren Transparenz der Angebote, die durch Vergleichsprogramme und persönliche Beratung gestiegen ist.
Die Kunden werden entsprechend anspruchsvoller. Heute gehe es darum, sie beim Thema Gesundheit jederzeit und bei allen Anliegen zu betreuen. Dabei gelte es, Kunden individueller und persönlicher zu begleiten. Wichtig sei dabei, die von Kunden gewünschten Daten und Informationen jederzeit zur Verfügung zu stellen, ist Schäfer überzeugt: „Das wird im Laufe der nächsten Jahre in aussagekräftigen elektronischen Personenakten und kundenindividuellen Services münden.“
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