Inzwischen berechnen mehr als 200 Geldhäuser Minuszinsen auf privaten Konten. Allein in diesem Monat sind 20 dazugekommen, hat das Verbraucherportal Biallo ermittelt.
Sparen ohne Zinsen
Immer mehr Banken berechnen Negativzinsen für private Sparer, betroffen sind vor allem reiche Kunden.
Bild: dpa
Frankfurt Sparer müssen sich darauf einstellen, dass immer mehr Banken und Sparkassen Strafzinsen berechnen. Dem Verbraucherportal Biallo zufolge verlangen mittlerweile 214 Kreditinstitute unter Umständen Negativzinsen bei privaten Giro- oder Tagesgeldkonten – 20 mehr als noch Ende September.
Vor gut einem Jahr, Ende Juli 2019, veranschlagten laut Biallo nur 30 Geldhäuser für hohe Einlagen privater Kunden einen Minuszins – von den Banken oft „Verwahrentgelt“ genannt. Seit Anfang 2020 haben 150 Geldhäuser Strafzinsen für private Kunden eingeführt. 1300 Geldhäuser wurden dabei untersucht.
Kreditinstitute dürfen nicht einfach so Minuszinsen abzwacken, sondern nur mit Einwilligung bestehender Kunden oder für neue Konten. Daher berechnen einige Banken Strafzinsen auf hohe Beträge vermögender Kunden, wenn diese dem zugestimmt haben. Oder die Geldhäuser belegen neue Konten mit Minuszinsen.
Die Geldhäuser reagieren mit dem Schritt auf die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB). Die EZB hatte im Sommer 2014 Negativzinsen für Geschäftsbanken eingeführt. Vor gut einem Jahr erhöhte die Notenbank den Strafzins für kurzfristige Einlagen der Geldhäuser auf 0,5 Prozent, er greift oberhalb eines bestimmten Freibetrags. Da erwartet wird, dass die EZB ihre Geldpolitik eher noch lockert, aber bestimmt nicht die Zinsen erhöht, dürfte die Zahl der Banken, die Negativzinsen weiterreichen, noch größer werden.
Strafzinsen in signifikanter Höhe müssen vor allem reiche Kunden berappen. Zugleich sinken aber Beträge, ab denen Banken gerade bei neuen Konten Negativzinsen berechnen. Bei der Mehrheit beläuft sich der Freibetrag auf mindestens 100.000 Euro. Zugleich registriert Biallo 20 Geldhäuser mit Freibeträgen von 10.000 Euro oder weniger, teils verlangen sie sogar Strafzinsen ab dem ersten Euro.
Zudem gibt es Fälle, in denen Geldhäuser stärker zugreifen als die EZB: So verlangt die genossenschaftliche Bank 1 Saar aus Saarbrücken für Summen von mehr als 10.000 Euro auf neu eröffneten Tagesgeldkonten einen Strafzins von 0,75 Prozent.
Hohe Strafzinsen und niedrige Freibeträge kann man als ein Zeichen werten, dass es einigen Geldhäusern vor allem darum geht, weitere Sparer mit hohen Einlagen abzuschrecken. Die Banken fürchten, mit dem Geld neuer Kunden überschwemmt zu werden. Von „Abwehrkonditionen“ ist daher teils die Rede.
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