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12.08.2016

15:40

Tool der Woche

Teurer Schutz für den Lebensabend?

Von: Carsten Herz

Die Lebensversicherer zahlen immer weniger Zinsen. Das macht nicht nur der Branche zu schaffen, sondern auch vielen Verbrauchern. Sie müssen sich im Niedrigzins-Umfeld neu orientieren. Die wichtigsten Tipps.

Versicherer kämpfen mit niedrigen Zinsen. Viele garantieren nur noch das eingezahlte Kapital. dpa

Teurer Lebensabend

Versicherer kämpfen mit niedrigen Zinsen. Viele garantieren nur noch das eingezahlte Kapital.

Frankfurt Zu teuer, zu undurchsichtig, zu wenig Rendite: Das Verkaufskonzept von klassischen Lebensversicherungen ist in die Kritik geraten. Seit Jahren sinkt die Rendite aufgrund der Niedrigzinsen – und das teils kräftig. Gab es in Bestzeiten noch rund vier Prozent Garantiezins von den Vorsorgeprofis zugesichert, lautet die Zahl derzeit lediglich nur noch schlappe 1,25 Prozent – und die Tendenz ist weiter fallend. Denn ab 2017 dürfen Versicherer ihren Kunden statt 1,25 Prozent nur noch maximal 0,9 Prozent Verzinsung garantieren – und das auch nur auf die Ersparnisse, die die Kunden in neu abgeschlossenen klassischen Lebens- und Rentenversicherungen künftig parken.

Die Branche, die einst wie keine andere für Solidität und Beständigkeit stand, steckt damit mitten in einem radikalen Umbruch, der nicht nur vielen Konzernen, sondern insbesondere auch vielen Verbrauchern zu schaffen macht. Denn das Angebot am Markt ändert sich in rasanten Schritten. Vor allem für Anleger, die mit Versicherungen fürs Alter vorsorgen wollen, wird es immer schwieriger, mit den Produkten die persönliche Rentenlücke zu schließen. Diese gibt die Differenz an zwischen dem letzten monatlichen Netto-Einkommen vor dem Rentenbeginn und der monatlichen gesetzlichen Altersvorsorge. Anhaltspunkte, wie viel Geld ein entsprechendes Produkt abwerfen muss, gibt der Handelsblatt-Rentenrechner.

Auch für viele Unternehmen ist die klassische Lebensversicherung im Schatten der Niedrigzinsen längst vom Vorzeigeobjekt zum Auslaufmodell geworden. Für die Lebensversicherer sind die hohen Garantien in Altverträgen von bis von vier Prozent angesichts der anhaltenden Niedrigzinsen inzwischen ein Problem. Sie können die Zinsen an den Kapitalmärkten kaum erwirtschaften. So trennte sich die Zurich Versicherung im Neugeschäft bereits endgültig von klassischen Verträgen mit durchgehendem Garantiezins.

Die Schweizer setzen dagegen künftig vor allem auf Fonds-Policen und Einmalbeiträge. Auch die Munich-Re-Tochter Ergo legte ihre Lebensversicherung still und transferierte bereits ein Portfolio mit rund 6,5 Millionen Lebensversicherungspolicen, die in den vergangenen Jahren mit dem Versprechen fester Renditen abgeschlossen wurden, innerhalb des Unternehmens in eine neue Einheit.

Statt dessen setzt die Branche lieber auf neuartige Policen. 2013 hatte der weltgrößte Versicherer Allianz erstmals eine Lebensversicherung auf den Markt gebracht, in der nur die eingezahlten Beiträge garantiert sind – der sonst übliche Garantiezins wird nicht versprochen.

Dafür können die Kunden von höheren Gewinnen profitieren, wenn die Anlage gute Renditen abwirft. Mittlerweile sind verschiedenste Produkte auf dem Markt – ganz ohne oder mit abgespeckten Garantien. Verbraucherschützer sehen dies allerdings kritisch. „Die Vergleichbarkeit ist nicht mehr gegeben. Jeglichem Wildwuchs ist Tür und Tor geöffnet“ monierte Axel Kleinlein, Vorstandssprecher des Bundes der Versicherten, jüngst.

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