Der Fed-Chef stimmt die Märkte auf weitere Zinserhöhungen ein. Nach robusten Daten vom US-Arbeitsmarkt halten andere führende Währungshüter diesen Weg für angebracht.
US-Notenbankchef Jerome Powell
Die Fed hatte den Leitzins zuletzt nur um einen Viertel-Prozentpunkt angehoben – auf die Spanne von aktuell 4,50 bis 4,75 Prozent.
Bild: Reuters
Washington Die US-Notenbank Fed will sich bei ihrem weiteren Kurs an der Konjunkturentwicklung ausrichten und bleibt laut ihrem Chef Jerome Powell bei Zinserhöhungen flexibel. Sollten die Daten zum Beispiel weiterhin stärker als erwartet ausfallen und die Notenbank mehr Erhöhungsbedarf sehen als bei ihrem jüngsten Zinsausblick signalisiert, werde sie entsprechend handeln: „Dann würden wir die Zinsen sicherlich mehr anheben“, betonte er am Dienstag beim Economic Club of Washington.
Den besser als erwartet ausgefallenen Arbeitsmarktbericht für Januar sieht er als Anzeichen dafür, dass die Notenbank bei den Zinsen noch nicht am Ende der Fahnenstange angekommen ist.
Erst im Laufe des Jahres 2024 sei mit der Rückkehr zum Inflationsziel der Fed von 2,0 Prozent zu rechnen. Die Zinsen müssten vor diesem Hintergrund noch einige Zeit auf einem restriktiven Niveau bleiben: „Wir müssen geduldig sein“, fügte er hinzu.
Die Fed-Führungsriege hatte in ihrem Ausblick vor dem Jahreswechsel für Ende 2023 im Mittel ein Leitzinsniveau von 5,1 Prozent veranschlagt. Im März legt sie einen aktualisierten Zinsausblick vor.
Trotz steigender Zinsen und flauer Weltkonjunktur war der US-Jobmotor auf Hochtouren ins neue Jahr gestartet. Im Januar kamen mehr als eine halbe Million neuer Jobs hinzu und damit weit mehr als von Experten erwartet. Die Arbeitslosenquote sank auf 3,4 Prozent – der niedrigste Stand seit 1969.
Die Fed schaltete angesichts der abflauenden Inflation jüngst allerdings einen weiteren Gang herunter und erhöhte den Leitzins lediglich um einen Viertelprozentpunkt auf die neue Spanne von 4,50 bis 4,75 Prozent. Damit kehrt nach einer Serie relativ großer Zinsschritte wieder etwas Normalität in der Geldpolitik ein. Powell wollte sich im Economic Club nicht dazu äußern, ob das Wissen um die Stärke des Arbeitsmarkts den Zinsanstieg um einen Viertelprozentpunkt in der vergangenen Woche beeinflusst hätte.
Powell hatte unmittelbar nach der Zinserhöhung deutlich gemacht, dass es geldpolitisch „noch mehr zu tun“ gibt. Die derzeitigen Aussichten ließen ein schwächeres Wachstum, einen leichten Anstieg der Arbeitslosigkeit und einen allmählichen Rückgang der Inflation erwarten. Wenn sich die Wirtschaft im Großen und Ganzen im Einklang mit diesen Erwartungen entwickle, sei es nicht angebracht, die Zinsen in diesem Jahr zu senken, betonte er. Sollte die Inflation dagegen schneller zurückweichen, werde dies in der Geldpolitik berücksichtigt.
Angesichts des anhaltenden Job-Booms und hoher Inflation sieht der Chef des Notenbankbezirks Minneapolis Bedarf für Zinserhöhungen auf ein Niveau deutlich jenseits der Fünfprozentmarke. Den Arbeitsmarktbericht für Januar nannte Neel Kashkari am Dienstag auf CNBC eine Überraschung.
Neel Kashkari
Der Präsident des Fed-Ablegers Minneapolis drängt auf starke Zinsanhebungen.
Bild: imago/ZUMA Press
Dieser zeige, dass die Notenbank mit ihrer Serie von teils kräftigen Zinserhöhungen die Stärke des Jobmarkts bislang noch nicht beeinträchtigt habe: „Niemand sollte auf einen Bericht überreagieren, aber die grundlegende Stärke des Dienstleistungssektors ist immer noch sehr robust.“ Er sehe weiterhin Bedarf, den Leitzins auf ein Niveau von rund 5,4 Prozent anzuheben.
Auch ein weiterer US-Notenbanker hält eine kräftige Zinsanhebung für angebracht. Wenn sich die Arbeitsmarktdaten nicht als anomal erweisen, „bedeutet das wahrscheinlich, dass wir ein wenig mehr tun müssen“, sagte der Präsident des Fed-Ablegers von Atlanta, Raphael Bostic, am Montag der Agentur Bloomberg. Dabei könne die US-Notenbank Fed auch eine Anhebung des Zinssatzes um einen halben Prozentpunkt in Betracht ziehen.
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