Die Health-i Initiative von Techniker Krankenkasse und Handelsblatt zeichnet jährlich wegweisende Projekte und innovative Unternehmen aus dem Gesundheitsbereich aus. Was der Health-i Award ihnen bislang gebracht hat und welche weiteren Pläne sie haben, berichten die Gewinner des vergangenen Jahres.
Im Büro von Maike Krause und Sophie Lehnerer hat die Health-i Trophäe einen Ehrenplatz auf dem Schreibtisch: „Wir sehen die Auszeichnung als Gütesiegel für unsere Idee und als ständige Motivation, unser Projekt voranzutreiben“, erklärt Krause. Die beiden Ärztinnen haben neben ihrer Arbeit in der Neurologie der Berliner Charité zusammen mit ihrem Softwarepartner die Plattform MyaLink entwickelt. Die App-basierte Lösung soll Spezialisten und hierzulande rund vier Millionen Betroffene von Seltenen Erkrankungen miteinander vernetzen.
Für ihr innovatives Projekt wurden sie mit dem Health-i Award in der Kategorie „Junge Talente“ ausgezeichnet. „Wir freuen uns sehr über das große Medienecho durch die Preisverleihung, weil wir für die Weiterentwicklung von MyaLink auf die Vernetzung und Kooperation mit weiteren Partnern und Krankenkassen angewiesen sind. Der Health-i-Award hat uns viele Türen geöffnet“, sagt Lehnerer.
Der Name MyaLink stammt von der seltenen Erkrankung Myasthenia gravis, einer Muskelschwäche, die unter anderem zu lebensbedrohlicher Atemnot führen kann. „Das ist unser erster Use Case, den wir jetzt in klinischen Studien evaluieren“, erklärt Krause die kommenden Schritte. Wenn sich das Produkt als erfolgreich erweist und die Erstattung geklärt ist, schaffen die Ärztinnen den Sprung von einem wissenschaftlichen Projekt zu einem Produkt im Gesundheitsmarkt.
Das Handelsblatt und die Techniker Krankenkasse suchen starke Ideen und Lösungen für die digitale Vernetzung im Gesundheitsbereich. Und mit dem Health-i Award erhalten sie die Bühne, die sie verdienen.
Zunächst soll MyaLink bundesweit ausgerollt werden. „Wir haben die Plattform von Anfang an modular geplant, so dass wir sie auch für andere Seltene Erkrankungen im Bereich einsetzen können“, verrät Lehnerer. Davon profitieren am Ende alle: Die Spezialist:innen können sich über das System schnell und effektiv ein Bild über den Krankheitsverlauf ihrer Patient:innen verschaffen und ihn so optimal behandeln. Zudem können Betroffene, wenn nötig, ihren Spezialisten kontaktieren. So lassen sich Symptomverschlechterungen abwenden. Das erhöht die die Lebensqualität, vermeidet intensivmedizinische Behandlungen und hohe Kosten für das Gesundheitssystem.
Mit dem Thema Seltene Erkrankungen beschäftigt auch Carsten Ullrich, Senior Director Artificial Intelligence bei CENTOGENE, denn bis die richtige Diagnose für die Betroffenen gestellt wird, vergehen oftmals Jahre. Ullrich und seinem Team ist es gelungen, eine Lösung zu entwickeln, die Untersuchungen des Stoffwechsels mithilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) massiv beschleunigt. Was eine riesige Erleichterung für die Patient:innen ist, spart den Laboren bis zu 90 Prozent an Zeit und Material. Diese Leistung war den Juror:innen des vergangenen Health-i Awards die Auszeichnung in der Kategorie „Unternehmen“ wert.
„Um unsere KI-Lösung zu entwickeln, haben wir die gesamte Abteilung digital aufgestellt. Davon profitieren wir jetzt erheblich: Was zuvor sechs Monate dauerte, ist jetzt in Minuten erledigt“, berichtet Ullrich. Die KI-Plattform nutzt CENTOGENE für die interne Forschung. Geplant ist jedoch, daraus ein Produkt zu entwickeln, das sie auch anderen Unternehmen zur Verfügung stellen können im gemeinsamen Bestreben, den Menschen zu helfen. Ganz nach dem Motto des Unternehmens: „In 10 Jahren 100 seltene Erkrankungen heilen.“
Die Auszeichnung mit dem Health-i Award war für Ullrich und sein Team eine tolle Bestätigung für ihre Arbeit und für das Potenzial, das in der Zusammenarbeit zwischen der KI-Abteilung und den Fachexpert:innen von CENTOGENE liegt. „Was mich besonders freut, ist, dass wir ein schönes Beispiel haben, wie KI, die noch mit vielen Vorurteilen behaftet ist, positiv angewendet wird.“
Der Schatz des Unternehmens ist eine Bio-Datenbank von über 600.000 Patient:innen aus über 120 Ländern. Doch das reicht nicht, um die KI im Erkennen auch der seltensten der Seltenen Erkrankungen zu trainieren. Für die Zukunft wünscht sich Ullrich daher, dass Gesundheitsdaten – anonymisiert und unter Wahrung des Datenschutzes – nicht nur der Forschung, sondern auch forschenden Unternehmen zur Verfügung gestellt werden. Davon profitieren am Ende alle.
Nicht nur Betroffene von Seltenen Erkrankungen leiden unter einer Versorgungslücke, sondern auch Menschen mit psychischen Erkrankungen. Das soll sich grundlegend ändern: Christian Aljoscha Lukas von mentalis, einer Ausgründung der Universität Nürnberg, entwickelte eine Plattform , die erstmals Menschen mit psychischen Erkrankungen nach erfolgter stationärer Behandlung eine nahtlose, digitale Nachsorge anbietet. Die Lösung schickte er im vergangenen Jahr ins Rennen um einen Health-i Award in der Kategorie „Start-ups“ – und landete auf Platz eins. „Wir sind sehr stolz darauf, dass unser Projekt, das wir an der Uni über Jahre vorbereitet haben, eine solche Anerkennung erfährt“, sagt Lukas.
Die digitalen Nachsorgeprogramme wurden in Forschungsprojekten bereits im Klinikalltag getestet und kontinuierlich verbessert, damit sie gern und nachhaltig genutzt werden. „Wichtig für unseren Unternehmenserfolg ist, dass wir weitere Kliniken für unsere digitalen Nachsorgeprogramme gewinnen können, denn nur über die Klinik kommt der Patient überhaupt an unsere Programme. Der Health-i Award hat uns zu mehr Sichtbarkeit verholfen und unsere Expertise unterstrichen“, führt er aus.
Für die nahe Zukunft treibt mentalis den Roll-out der Plattform in Deutschland voran. „Das bedeutet, dass wir mehr Krankenkassen für die Kostenerstattung gewinnen wollen und mehr Kliniken für die Einsteuerung von Patienten in unsere Nachsorgelösungen“, erklärt Lukas. „Das könne nur gelingen, wenn das deutsche Gesundheitswesen die Digitalisierung noch stärker willkommen heiße. Davon profitierten neben innovativen Unternehmen wie mentalis insbesondere Patient:innen, die weniger unter Versorgungslücken zu leiden haben. Eine Expansion von mentalis ins Ausland ist auch schon in Vorbereitung, denn das Nachsorgeproblem bei psychischen Erkrankungen ist kein rein deutsches Problem.
Auf tippen, dann auf „Zum Home-Bildschirm“ hinzufügen.
Auf tippen, dann „Zum Startbildschirm“ hinzufügen.
×