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Anzeige: Health-i ist eine Initiative der Handelsblatt Media Group und der Techniker Krankenkasse.

Health-i ist eine gemeinsame Initiative der Handelsblatt Media Group und der Techniker Krankenkasse

07.10.2021

16:10

Unsplash

Eine Wissenschaftlerin führt ein Testverfahren für Polio-Viren durch

Innovationen im Gesundheitswesen

Fit für die Zukunft

Die Digitalisierung ist der Schlüssel zu einem zukunftsfähigen Gesundheitswesen. Wie Deutschland das System voranbringt und wie wir im Vergleich zu China und den USA abschneiden.

In Sachen Digitalisierung hinkt das deutsche Gesundheitssystem anderen Ländern immer noch hinterher, auch wenn in den letzten Jahren und insbesondere in der Zeit der Corona-Pandemie viel aufgeholt werden konnte. Zu dem Ergebnis kommt etwa eine aktuelle Studie des Wirtschaftsprüfungsunternehmens Deloitte. Demzufolge nutzt die Gesundheitsbranche hierzulande digitale Technologien bisher vor allem für administrative Aufgaben und nicht für die unmittelbare Versorgung der Patientinnen und Patienten.

Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) beispielsweise empfiehlt in dem Gutachten „Digitalisierung in Deutschland – Lehren aus der Corona-Krise“, das Innovationspotenzial neuartiger Kommunikationstechnologien auszuschöpfen – und zwar in der gesamten Wertschöpfungskette des Gesundheitssystems. Die Modernisierung würde zu deutlich effizienteren Prozessen und besserer Diagnostik führen, betonen zahlreiche Experten. Klar ist, wenn das System auch weiterhin erfolgreich sein soll, muss es sich weiterentwickeln.

Vorbilder aus dem Ausland?

Auch wenn andere Länder in Sachen Digitalisierung weiter entwickelt scheinen – taugen sie für uns in Deutschland als Vorbilder? Beispiel USA: Kommerzieller Wettbewerb und wenig staatliche Regulierung zeichnen das System aus. Das wirkt als regelrechter Katalysator für innovative Ideen im Gesundheitsmarkt. Im Jahr 2020 kamen 115 der 150 vielversprechendsten Digital-Health-Start-ups aus den Vereinigten Staaten. Beispielsweise Mindstrong, ein 2016 in Kalifornien gegründetes Unternehmen. Das Start-up hat eine App entwickelt, die die psychische Gesundheit seiner Nutzer und Nutzerinnen beurteilt – und bei Bedarf direkt den Kontakt zu Therapeutinnen und Therapeuten herstellt. Auch Tech-Riesen beschleunigen den wissenschaftlichen Fortschritt. Über den größten Fundus an kardiologischen Daten weltweit verfügt Apple dank der Millionen Nutzerinnen und Nutzern seiner Smartwatch – eine nützliche Datenbasis für zahlreiche Studien und vor allem Produktentwicklungen.

Techniker Krankenkasse

Dr. Jens Baas ist Vorstandsvorsitzender der Techniker Krankenkasse

Aus Gesundheitsdaten Profit schlagen – ein Ansatz, der nur schwer mit dem deutschen Bewusstsein für Datenschutz vereinbar ist. „Gesundheit darf nicht kommerzialisiert werden“, sagt Dr. Jens Baas, Vorsitzender des Vorstands der Techniker Krankenkasse (TK). „Datenschutz ist unser Wettbewerbsvorteil“, sagt Baas. „Ja, wir müssen digitaler werden, aber die Daten müssen sicher sein.“

Ein weiterer Treiber der Digitalisierung ist China. Doch das chinesische System hat ebenfalls seine Schattenseiten. So geht auch hier die Innovation zulasten des Datenschutzes. Nicht auf kommerzielle Art und Weise wie in den USA, sondern im Sinne der Persönlichkeitsrechte - der Staat kontrolliert die Gesundheit der Menschen.

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One Minute Clinic von Ping An Good Doctor in Schanghai


Positiv sind in Chinas Gesundheitswesen hingegen die Investitionen in die Digitalisierung. So bringt China etwa mit mobilen Kliniken die Krankenversorgung näher zu den Menschen. Eine Weiterentwicklung dieser Idee sind die sogenannten One Minute Clinics, die in ihrer Aufmachung an eine Fotobox erinnern. Statt eines Mediziners vor Ort, treffen Patientinnen und Patienten auf eine Künstliche Intelligenz (KI). Sie schildern ihre Symptome, die KI stellt eine Diagnose und unter Umständen sogar ein Rezept aus. Ist sie unsicher, schaltet sie einen Arzt oder eine Ärztin dazu.

Hoffnungsschimmer in Deutschland

„Ich bin davon überzeugt, dass die Digitalisierung an ganz vielen Fronten in der Gesundheitsversorgung wirkliche Revolutionen hervorbringt“, sagt TK-Chef Baas. Dabei sind die Krankenkassen ein Treiber für den Fortschritt. Die Förderung von Startups, die mit ihren Innovationen die Gesundheitsversorgung in Deutschland voran bringen, ist dabei ein wichtiger Baustein, um im Wettbewerb um die beste Versorgung und den Erhalt der wichtigen Schnittstelle zu Patientinnen und Patienten bestehen zu können.

Trill ist Studiengangskoordinator für Digital-Health-Management und Medizintechnik an der Medical School in Hamburg.

Prof. Dr. Roland Trill

Trill ist Studiengangskoordinator für Digital-Health-Management und Medizintechnik an der Medical School in Hamburg.

Prof. Dr. Roland Trill, Studiengangskoordinator für Digital-Health-Management und Medizintechnik an der Medical School in Hamburg appelliert dabei an die junge Generation: „Wir müssen jungen Menschen Mut machen, ins Gesundheitswesen einzusteigen und ihre Ideen einzubringen“, sagt er.

Trill nennt eine weitere Herausforderung, den demografischen Wandel: „Je älter die Menschen werden, desto teurer wird ihre Gesundheitsversorgung. Außerdem gehen geburtenstarke Jahrgänge bald in Rente und zahlen deshalb weniger in die gesetzlichen Kassen ein.“ Eine effizientere, weil digitale Versorgung entlastet das Gesundheitswesen zugunsten der Patientinnen und Patienten. Doch zuvor muss in die Digitalisierung weiter investiert werden. Laut einer aktuellen Studie der Beratungsgesellschaft Roland Berger werden die Ausgaben für digitale Produkte im Gesundheitssektor bis 2026 dabei massiv ansteigen, auf Kosten in Höhe von 59 Milliarden Euro, so schätzen die Experten. Das entspräche 12 Prozent der Gesamtausgaben des Gesundheitswesens, bislang fließen weniger als fünf Prozent in die Entwicklung digitaler Produkte.

Corona als Treiber der Digitalisierung

Die Pandemie war eine digitale Nachhilfestunde - in zahlreichen Branchen, aber insbesondere im Gesundheitswesen. Zu dem Schluss kommt etwa Deloitte in einer internationalen Studie oder das BMWi in seinem Gutachten.

Die Pandemie rückte das Thema Digitalisierung ins Bewusstsein der Bevölkerung. In einer repräsentativen Umfrage im Auftrag des Digitalverbands Bitkom von Juli dieses Jahres sagten beinahe 80 Prozent der Befragten, dass ihnen durch die Ereignisse der vergangenen 18 Monate die Bedeutung der Digitalisierung des Gesundheitswesens klar geworden sei. Etwa die Hälfte kann sich vorstellen, künftig eine digitale Gesundheitsanwendung zu nutzen. Das zeigen auch Zahlen der Techniker Krankenkasse: Die Nutzung von Video-Sprechstunden stieg von 23 im vierten Quartal 2019 sprunghaft auf 20.000 im zweiten Quartal 2020 an. Diese Zahlen zeigen wie schnell sich die Digitalisierung entwickeln kann, wenn ein Bedarf da ist und sie einen echten Mehrwert bietet - sowohl für die Patientinnen und Patienten als auch für die Leistungserbringer.

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