MenüZurück
Wird geladen.

09.05.2022

07:22

Arztpraxen

Krankenkassen wollen digitale Krankschreibung durchsetzen

Von: Annette Dönisch

In Deutschland wird von Ärzten aktuell nur jede vierte Krankschreibung elektronisch erstellt, obwohl dies schon länger gesetzliche Pflicht ist.

Die meisten Krankschreibungen in Deutschland erfolgen weiterhin auf Papier. imago images/photothek

Eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung

Die meisten Krankschreibungen in Deutschland erfolgen weiterhin auf Papier.

Berlin Die Krankenkassen kündigen an, ab Juli bei der Einführung der elektronischen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU) in Arztpraxen aktiv zu werden. „Rechtlich müssen alle Ärztinnen und Ärzte bis 1. Juli 2022 eAU-fähig sein, gesonderte Regelungen sind nicht mehr vorgesehen“, schreibt der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen (GKV-Spitzenverband) auf Anfrage von Handelsblatt Inside. „Die Krankenkassen werden dann aktiv werden müssen, damit sie das Verfahren mit den Arbeitgebenden sicherstellen können.“ Ungeklärt sei, wie genau die Krankenkassen vorgehen würden.

Die meisten Patienten in Deutschland erhalten Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen (AU) aktuell in Papierform. Berechnungen von Handelsblatt Inside zufolge wird nur jede vierte AU elektronisch ausgestellt. Die Gematik bestätigt die Berechnung auf Anfrage.

KBV-Umfrage zeigt Mängel auf

Fehler in der Technik hindern Ärzte aktuell daran, eAU auszustellen. Das ist das Ergebnis einer Online-Umfrage der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) unter 6000 Ärzten, die im April stattfand.

Nur 30 Prozent der Arztpraxen, welche die eAU nutzen, haben damit kaum Probleme. Über 60 Prozent gaben hingegen an, dass der digitale Versand zeitweise nicht möglich sei. 34 Prozent der Ärzte teilten mit, dass es häufig zu Fehlermeldungen von Seiten der Krankenkassen komme.

Die Krankenkassen verorten die technischen Probleme hingegen in den Arztpraxen. „Unserer Kenntnis nach handelt es sich aktuell vielfach um Signaturfehler, die von Seiten der Praxissoftware erfolgen“, teilt der GKV-Spitzenverband mit. „Von daher werden die Fehler in der Sphäre der Ärzte erzeugt und können auch nur dort korrigiert werden.“

Die Krankenkassen würden die fehlerhaften eAU unterschiedlich behandeln. Manche würde diese dennoch verarbeiten und hätten dadurch einen manuellen Mehraufwand. Ziel müsse sein, dass die Hersteller der Praxissoftware nur fehlerfrei eAU zu Übermittlung zuließen.

Krankenkassen müssen AU an Arbeitgeber weiterleiten

Die Krankenkassen benötigen Krankschreibungen von Seiten der Ärzte spätestens am 1. Januar 2023 in digitaler Form. Dann sind die Kassen gesetzlich verpflichtet, die AU digital an die Arbeitgeber weiterzuleiten.

Ärztinnen müssten ihren Patienten schon längst eAU ausstellen und an die Krankenkassen schicken. Das betont der Rechtsanwalt und Vorsitzende des Ausschusses Medizinrecht des Deutschen Anwaltvereins (DAV) Rudolf Ratzel.

„Die eAU ist für Ärzte seit dem 1. Oktober 2021 verpflichtend“, sagt Ratzel. Bis Ende letzten Jahres habe es zwar eine Übergangsvereinbarung zwischen GKV-Spitzenverband und KBV gegeben. „Sie können durch eine Vereinbarung von Vertragspartnern auf Bundesebene aber kein Gesetz aushebeln.“ Das Bundesgesundheitsministerium dulde es, dass nur ein kleiner Teil der AU elektronisch ausgestellt wird.

Direkt vom Startbildschirm zu Handelsblatt.com

Auf tippen, dann auf „Zum Home-Bildschirm“ hinzufügen.

Auf tippen, dann „Zum Startbildschirm“ hinzufügen.

×