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06.07.2022

22:31

Cai-Nicolas Ziegler

Führungswechsel bei Ärztevermittler Doctari

Von: Arno Schütze, Lukas Hoffmann

Der Ärztevermittler Doctari hat mit Cai-Nicolas Ziegler einen neuen CEO. Den Personalwechsel an der Spitze des Unternehmens begleiten Verkaufsgerüchte.

Doctari vermittelt Ärzte und Pflegefachkräfte an Krankenhäuser.

Personalvermittlung

Doctari vermittelt Ärzte und Pflegefachkräfte an Krankenhäuser.

Köln Der Ärztevermittler Doctari hat einen neuen CEO. Der Informatikprofessor Cai-Nicolas Ziegler ist bei dem Berliner Unternehmen eingestiegen. Der frühere CEO Sang-Woo Pai hat das Unternehmen im Mai verlassen.

Im Gespräch mit Handelsblatt Inside skizzierte Pai im vergangenen Sommer seine Zukunftsvision. Man wolle eine intelligente Vermittlungsplattform für medizinisches Personal und Kliniken entwickeln, eine Art Amazon für Ärzte. Mit Ziegler scheint sich die Ausrichtung des Unternehmens nun zu ändern.

Ziegler will mehr Personal gewinnen

„Es ist keine komplette Abkehr von unserer früheren Strategie“, sagt der habilitierte Informatiker Ziegler, der an der Uni Freiburg lehrt. „Es ist eine Zuspitzung.“ Im Fokus stehe schnelles Wachstum. „Es sind zwei Dinge, die wichtig sind: Größe und Technologie“, sagt er. „Technologie braucht man, um Personal zum richtigen Zeitpunkt zum richtigen Ort zu bringen. Aber Grundvoraussetzung für die Technologie ist, dass ausreichend Personal verfügbar ist.“

Im letzten Jahr erwarb Doctari die beiden Ärztevermittler-Firmen Viantro aus Heidelberg und Lichtfeld aus Hockenheim. Außerdem kaufte Doctari das Münchner Tech-Start-up Planerio, das Software für Dienstpläne, Lohnabrechnungen und die Zeiterfassung entwickelt.

Hinter Doctari steht die Londoner Private-Equity-Firma Vitruvian Partners. Sie hat Doctari im Jahr 2018 gekauft. Mit den drei hinzugewonnenen Unternehmen hätte Doctari inzwischen 500 Angestellte, sagt Ziegler. Im Geschäftsfeld „Zeitarbeit von Ärztinnen und Ärzte“ sei Doctari führend. „Wir decken knapp 30 Prozentes des Marktes ab.“ Einer Studie des Beratungs- und Marktforschungsunternehmens Lünendonk & Hossenfelder zufolge, wurde mit Zeitarbeit im Gesundheitswesen im vergangenen Jahr in Deutschland ein Umsatz von rund 1,5 Milliarden Euro erwirtschaftet.

Den Ausstieg seines Vorgängers Pai will Ziegler nicht kommentieren. Dies sei eine Entscheidung der Gesellschafter gewesen. Ein Brancheninsider kann sich den Personalwechsel mit dem Profil des neuen Geschäftsführers nicht erklären. „Ziegler hat eine starke Digitalkompetenz, ebenso wie sein Vorgänger. Irgendetwas scheint nicht so gelaufen zu sein, wie es sich die Gesellschafter vorgestellt haben.“

Offenbar hatte Doctari zuletzt Probleme damit, neues medizinisches Personal zu gewinnen. Im August 2021 gab das Unternehmen an, mit 60.000 Pflegekräften und Ärzten zusammenzuarbeiten. Pai konkretisierte damals im Gespräch mit Handelsblatt Inside, dass das Ärztenetzwerk von Doctari mehrere tausend festangestellte Personen umfasse. Ziegler sagt jetzt im Gespräch mit Handelsblatt Inside, es würden derzeit 60.000 Pflegekräfte und Ärzte mit Doctari zusammenarbeiten, mehrere tausend Ärztinnen seien festangestellt. Innerhalb eines Jahres gab es demnach keinen nennenswerten Personalzuwachs.

Verkaufsgerüchte um Doctari

Aus Finanzkreisen ist nun zu hören, dass der Verkauf des Unternehmens bald anstehen könnte. Eine Auktion könnte schon im zweiten Halbjahr 2022 oder im Jahr 2023 starten, wie mit der Angelegenheit vertraute Personen sagten. Die Spanne einer möglichen Bewertung ist mit 500 Millionen bis einer Milliarde Euro noch sehr weit.

Doctari wird Finanzkreisen zufolge in diesem Jahr einen Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) von 40 bis 50 Millionen Euro verbuchen. Bieter – allen voran große Private Equity Häuser wie Advent, EQT, BC Partners oder Permira – könnten eine Bewertung des 13 bis15-fachen Ebitda bieten, einem deutlichen Aufschlag zu Zeitarbeitsfirmen wie Adecco, die beim achtfachen handeln. Überzeugt Vitruvian Käufer davon, dass Doctari mehr als eine Zeitarbeitsfirma ist, sondern vielmehr ein Technologie-Unternehmen, könnte die Bewertung sogar beim zu 20-fachen liegen.

Ziegler sagte gegenüber Handelsblatt Inside, dass ein Verkauf wegen des Besitzers – der Private-Equity-Firma Vitruvian – immer möglich sei. „Allerdings ist das aktuell keine konkrete Überlegung.“

Für seine neue Rolle als CEO wolle er „200 Prozent“ geben, betont Ziegler, der trotz seiner Anstellung bei Doctari noch zwei Semesterwochenstunden in Freiburg lehrt. Seinen Vorstandsvorsitz bei dem Immobilienportal Immowelt hat er vor Antritt der Stelle bei Doctari aber aufgegeben. Zuvor arbeitete er als CEO bei Xing Events, einem Technologie-Unternehmen der Xing-Gruppe, in leitender Position beim Bonussystem-Anbieter Payback und bei dem Beratungsunternehmen Boston Consulting Group.

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