MenüZurück
Wird geladen.

03.07.2022

15:21

Debatte

E-Rezept steht in Österreich vor flächendeckender Einführung

Von: Annette Dönisch

7,7 Millionen E-Rezepte wurden ausgestellt – im Vergleich zu 46.000 E-Rezepten in Deutschland. Ärzte und Apotheker warnen dennoch vor einem übereilten Start.

Die elektronischen Rezepte setzen sich in Österreich durch. imago images/Future Image

E-Rezepte

Die elektronischen Rezepte setzen sich in Österreich durch.

Berlin In Österreich stellten Ärzte bereits Mitte Juni 1,2 Millionen elektronische Rezepte (E-Rezepte) aus – innerhalb einer Woche. Das meldete die Österreichische Sozialversicherung. In Deutschland verbreitet sich das E-Rezept weiterhin schleppend. Hierzulande wurden laut TI-Dashboard der Gematik bis zum Freitag insgesamt nur 46.000 E-Rezepte erstellt.

Das digitale Rezept setzt sich in Österreich schon länger durch. Rund 7,7 Millionen E-Rezepte sollen im vergangenen halben Jahr ausgestellt worden sein – bei rund 60 Millionen Rezepten im Land insgesamt pro Jahr.

Seit Freitag soll das E-Rezept in Österreich per Gesetz flächendeckend genutzt werden. Gleichzeitig wird eine alternative Lösung, welche die Verordnung von Rezepten aus der Ferne ermöglicht, voraussichtlich verlängert.

Die Software in Arztpraxen und Apotheken sei für das E-Rezept bereit, so ein Verband, der die Arzt- und Softwarehersteller vertritt. „88 Prozent der Ärzte und 97 Prozent der Apotheken nutzen die E-Rezept-Module“, sagt der stellvertretende Geschäftsführer des Fachverbands der Elektro- und Elektronikindustrie (FEEI) Manfred Müllner zu Handelsblatt Inside. Er nennt das E-Rezept ein mehrjähriges Projekt der Sozialversicherung. Unter ihrer Federführung würden regelmäßig Gesprächsrunden mit der Ärztekammer, der Apothekerkammer und den Software-Herstellern geführt.

Warnung vor übereiltem Start

Die Österreichische Ärztekammer gab kürzlich ebenso bekannt, dass ihre Mitglieder für den Start des E-Rezepts bereit seien. Die Österreichische Apothekerkammer hingegen betont, dass es ihr aktuell an Hardware fehlt. Die Apothekerkammer-Präsidentin sprach kürzlich von einem „Fiasko“. Ärzte und Apotheker warnen daher derzeit gemeinsam vor einem übereilten Start.

Der gängige Weg, ein E-Rezept in Österreich einzulösen, soll sich über die E-Card vollziehen. Dabei handelt es sich um die Versicherungskarte der gesetzlichen Krankenversicherten. Die E-Card der Patienten funktioniert in den Kartenlesegeräten der Apotheken wie ein Schlüssel, der es ermöglicht, das E-Rezept aus einer Datenbank zu laden.

Kartenlesegeräte fehlen

Das Problem: Die Geräte sind zurzeit rar. „In den Apotheken fehlen rund 5000 Kartenlesegeräte, um eine geregelte Abgabe von Medikamenten an die Patientinnen und Patienten zu gewährleisten“, teilt die Österreichische Apothekerkammer Handelsblatt Inside mit. Die einzige infrage kommende Lieferfirma könne diese frühestens Ende September ausliefern.

Die Apothekerkammer nennt weitere offene Fragen, die das E-Rezept zurzeit aufwerfe. So könnten sogenannte Suchtgiftrezepte, unter die viele Schmerzmittel fielen, mit dem E-Rezept noch nicht verordnet werden. Auch sei ungelöst, wie Pflegeheim-Bewohner an ihre Medikamente kommen würden, ohne selbst in der Apotheke mit ihrer E-Card zu erscheinen. Zudem könnten auch Hilfsmittel nicht mit dem E-Rezept verschrieben werden.

E-Medikation soll verlängert werden

Bis Redaktionsschluss zeichnete sich ab, dass die sogenannte E-Medikation in Österreich um ein halbes Jahr verlängert wird. Bei der E-Medikation handelt es sich um eine Liste in der elektronischen Patientenakte Österreichs – der ELGA. Seit dem Start der Coronapandemie können Ärzte ihre Verordnungen in der E-Medikation speichern. So soll eine kontaktlose Verordnung möglich sein. Die Patienten nennen in der Apotheke sodann ihre Sozialversicherungsnummer, woraufhin die Apotheke die Verordnung in der E-Medikation sehen und das Medikament aushändigen kann. Diese seit mehr als zwei Jahren bestehende Übergangslösung soll nun noch einmal per Gesetz verlängert werden.

Bei der E-Medikation verläuft der Abrechnungsprozess zwischen Apotheke und Krankenversicherung nicht digital – anders als beim E-Rezept. Mit dem E-Rezept falle daher ein großer Verwaltungsaufwand weg, betonte in einer Mitteilung der Vorsitzende der Konferenz der Sozialversicherungsträger Peter Lehner. Er bezeichnete die Aussagen der Apothekerkammer als „Panikmache“ und verwies auf weitere Möglichkeiten, das E-Rezept einzulösen. Darunter ist eine Option – wie auch in Deutschland vorgesehen – bei der Patienten das E-Rezept als einen ausgedruckten Code erhalten.

Direkt vom Startbildschirm zu Handelsblatt.com

Auf tippen, dann auf „Zum Home-Bildschirm“ hinzufügen.

Auf tippen, dann „Zum Startbildschirm“ hinzufügen.

×