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15.03.2023

23:08

Deutschlandgeschäft

Das plant Nuance-Strategiechef Durlach

Von: Lukas Hoffmann

Viele Praxen und Krankenhäuser setzen auf die Spracherkennungs-Software der US-Firma Nuance. Im Interview spricht Nuance-Strategiechef Peter Durlach über Chat GPT und die Bedeutung des deutschen Marktes.

Nuance gehört inzwischen zu Microsoft, die Gesundheitsprojekte werden trotzdem von seinem Team gesteuert, sagt Peter Durlach im Interview mit dem Handelsblatt. Nuance Communications

Peter Durlach

Nuance gehört inzwischen zu Microsoft, die Gesundheitsprojekte werden trotzdem von seinem Team gesteuert, sagt Peter Durlach im Interview mit dem Handelsblatt.

Köln Microsoft hat die Spracherkennungs-Software-Firma Nuance für knapp 20 Milliarden US-Dollar gekauft, seit rund einem Jahr ist die Übernahme abgeschlossen. Nuance verdient das meiste Geld im Gesundheitswesen und wird auch in deutschen Arztpraxen und Kliniken eingesetzt. Im Interview spricht Nuance-Strategiechef Peter Durlach über die zukünftige Ausrichtung des Unternehmens und über die Zusammenarbeit mit der Firma OpenAI, in die Microsoft ebenfalls Milliarden US-Dollar investiert.

Herr Durlach, Microsoft hat Nuance gekauft. Wird die Strategie jetzt aus der Microsoft-Firmenzentrale in Redmond diktiert?

Durlach: Im Gegenteil, das Healthcare-Team von Microsoft läuft jetzt unter unserem Kommando. Bei Nuance ist das Gesundheitsmanagement aufgehängt, hier laufen die Produkte von Nuance und Microsoft zusammen. Im Übrigen haben Microsoft und Nuance schon im Jahr 2019 eine strategische Partnerschaft beschlossen. Seitdem entwickeln wir gemeinsam Produkte.

Vor der Transaktion verdiente Nuance rund 700 Millionen US-Dollar im Gesundheitswesen, etwa 70 Prozent des Umsatzes. Wie wichtig ist der deutsche Markt?

Deutschland ist ein wichtiger Wachstumsmarkt für uns. Am meisten Umsatz erwirtschaften wir derzeit in den USA und Kanada, aber das schnellste Wachstum findet außerhalb von Nordamerika statt, in Ländern wie Deutschland, Frankreich und Großbritannien.

Nuance entwickelt Spracherkennungs-Systeme, die von Klinik- und Praxisärzten verwendet werden. Welche von Microsoft und Nuance zusammen entwickelte Innovation wird bald nach Deutschland kommen?

Wir erproben in den USA eine neue Telemedizin-Software. Dabei wird das Gespräch zwischen dem Arzt und dem Patienten nach der Einwilligung des Patienten aufgezeichnet. Am Ende des Gesprächs wird ein Bericht erstellt. Dabei werden die Wörter nach internationalen Systematiken strukturiert. In Europa ist eine solche Systematik Snomed CT. Wir planen, diese Telemedizin-Software nach Europa zu bringen, Deutschland hat bei der Einführung Top-Priorität.

Microsoft ist im deutschen Gesundheitswesen für die Azure Cloud bekannt. Welche Rolle spielt diese Cloud für Nuance?

Sie ist sehr wichtig. Es dauert Jahre, um ein System zu aktualisieren, das lokal in einem Krankenhaus installiert ist. Wenn die Daten in einer leistungsstarken Cloud liegen, kann eine KI sie nutzen und die Software wird immer besser. Oft wird gesagt, die Daten sind in der Cloud unsicherer als bei lokaler Speicherung. Tatsächlich finden mehr Cyberangriffe auf lokale Systeme statt, weil die Cloud besser geschützt ist.

Auch OpenAI nutzt die Microsoft-Cloud. Wie eng arbeiten Nuance und OpenAI zusammen?

Wir haben Zugang zu allen Open-AI-Modellen. Wir setzen sie bereits intensiv ein. Im Gesundheitswesen müssen wir bei der Verwendung von Textgeneratoren aber vorsichtig sein. Denn eine falsche Auskunft kann für Patienten fatale Folgen haben. Der Textgenerator GPT könnte Klinikärzten aber bei der Entscheidungsfindung helfen. Gesetze definieren den Einsatz dieser KI in Europa, die wir genau verfolgen. Es ist ein hochdynamisches Feld.

Nuance bietet eine Sprachtechnologie an, die in Software von Krankenhäusern und Arztpraxen integriert ist. Die Haupteinnahmen gehen somit an die Softwareanbieter. Wann entwickeln Nuance und Microsoft ihre eigene Software für Kliniken und Arztpraxen?

Das werden wir nicht tun. Schon vor langer Zeit haben wir die Entscheidung getroffen, Software zu liefern, um andere zu unterstützen, und nicht mit ihnen in ihrem Kerngeschäft zu konkurrieren. An dieser Strategie halten wir fest.

Das Interview führte Lukas Hoffmann

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