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10.07.2022

18:10

Digitale Gesundheitsanwendungen

DiGA-Markt wächst im ersten Halbjahr 2022

Von: Lukas Hoffmann

Die App auf Rezept wird immer häufiger von Ärzten verschrieben. Dies zeigen Zahlen der drei größten Krankenkassen AOK, Techniker und Barmer.

Digitale Gesundheitsanwendungen imago images / fStop Images

Digitale Gesundheitsanwendungen

Ärzte verordnen immer öfter eine App auf Rezept.

Köln Bald feiert die App auf Rezept ihr zweijähriges Jubiläum. Seit September 2020 können Ärzte vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) zertifizierte Apps als digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) verschreiben. Gesetzliche Krankenkassen übernehmen die Kosten.

Die Versicherten erhalten bei Rückenschmerzen, Angststörungen oder anderen Erkrankungen vom Arzt Freischaltcodes für die Apps, die sie bei ihrer Kasse einlösen. Anhand der eingelösten Freischaltcodes lässt sich beurteilen, wie sich der Markt entwickelt. Handelsblatt Inside liegen Statistiken zu bezahlten Freischaltcodes von AOK, Techniker Krankenkassen und Barmer vor. Die drei Krankenkassen versichern rund 47 Millionen Menschen. Bei insgesamt rund 72 Millionen Versicherten in Deutschland, entspricht das einem Anteil von 65 Prozent.

DiGA: 32 digitalen Gesundheitsanwendungen in Deutschland verschreibbar

Laut den Kassen stieg die Zahl der bezahlten DiGA im ersten Halbjahr 2022 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum deutlich an. Dabei muss berücksichtigt werden, dass kontinuierlich neue Apps ins BfArM-Verzeichnis aufgenommen werden. Inzwischen können 32 verschiedene DiGA verschrieben werden. Sechs neue DiGA sind dieses Jahr in das BfArM-Verzeichnis aufgenommen worden, zwei DiGA wurden gestrichen.

Für den Spitzenverband Digitale Gesundheitsversorgung (SVDGV), der 20 DiGA-Start-ups vertritt, ist der Anstieg der Verordnungszahlen ein Qualitätsnachweis. „Wir sehen daran, dass evidenzbasierte Versorgung in einer zunehmend digitalen Welt endlich auch bei Patienten und Ärzten ankommt“, schreibt der SVDGV. Der Spitzenverband Bund der Krankenkassen (GKV-Spitzenverband) äußerte sich bis Redaktionsschluss nicht.

Auch der Blick auf einzelne DiGA lässt erkennen, dass ihre Bekanntheit steigt. Die DiGA Kalmeda, Vivira, Zanadio, Selfapy gegen Depression und Somnio gehören zu den ältesten DiGA. Sie sind bereits im Jahr 2020 in das BfArM-Verzeichnis aufgenommen worden. Alle fünf DiGA wurden 2022 häufiger verordnet als im letzten Jahr. Sehr deutlich zugelegt hat die App Zanadio gegen krankhaftes Übergewicht. Den vergleichbar geringsten Zuwachs gab es für die App Viviva gegen Rückenschmerzen.

Eine Zunahme von eingelösten Freischaltcodes und der Erlös steigt aber nicht proportional an. Es ist gesetzlich vorgesehen, dass sich der Preis der DiGA mit den Jahren ändert. Im ersten Jahr können Hersteller den Preis derzeit noch selbst festlegen. Im zweiten Jahr gilt die mit der Kasse ausgehandelte Abgabe. Die DiGA Somnio gegen Schlafstörung hat im ersten Jahr beispielsweise 464 Euro im Quartal gekostet. Die Verhandlung mit dem GKV-Spitzenverband über den endgültigen Preis blieb ergebnislos. Ein DiGA-Schiedsgericht legte schließlich den jetzt gültigen Preis von 225 Euro fest.

Umgerechnet bedeutet das: Das Leipziger Start-up Mementor, das die DiGA Somnio vertreibt, rechnete im ersten Halbjahr 2021 zwar nur 1.667 DiGA-Freischaltcodes mit der AOK, der TK und der Barmer ab. Das Unternehmen verdiente dank des Preises von 464 Euro pro DiGA dennoch rund eine dreiviertel Millionen Euro. Trotz deutlich mehr Verschreibungen im Jahr 2022 lag der Erlös durch den Preis von 225 Euro, der seit diesem Jahr gilt, im ersten Halbjahr 2022 nur bei rund 900.000 Euro.

DiGA können vorläufig erstattet werden. Hersteller müssen durch Studien innerhalb eines Jahres dann die Wirksamkeit der App nachweisen, um eine dauerhafte Erstattung zu erreichen. Wenn der Wirksamkeitsnachweis nach Ansicht des zuständigen BfArM nur für bestimmte Krankheiten wirksam ist, verringert sich die Anzahl der Indikationen, bei der die App verordnet werden kann.

Bisher 115.0000 digitale Gesundheitsverordnungen abgerechnet

Genau dies ist bei der Zertifizierung von Vivira als dauerhafte DiGA geschehen. „Im März haben wir Knie und Hüfte aus der DiGA entfernt“, sagt Philip Heimann, Geschäftsführer bei Vivira Health Lab. Ärztinnen können die DiGA jetzt nur noch bei Rückenleiden verschreiben. So erkläre sich dann auch der vergleichbar moderate Anstieg von Vivira im Jahr 2022. Mit der Entwicklung der Verordnungszahlen ist Heimann dennoch zufrieden.

Auch die Gesamtzahl der bezahlten DiGA-Verordnung von AOK, Techniker und Barmer liegen Handelsblatt Inside vor. Die viertgrößte Krankenkasse, die DAK mit rund 5,5 Millionen Versicherten, machte keine Angaben zu einzelnen DiGA, nannte aber ebenfalls die Gesamtzahl an Verordnungen. Zusammengenommen bezahlten die vier Kassen seit September 2020 rund 83.000 DiGA. Hochgerechnet auf 73 Millionen gesetzlich Versicherte in Deutschland würde dies bedeuten, dass seit Start der DiGA rund 115.000 DiGA abgerechnet wurden.

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