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07.09.2022

20:22

E-Rezept

Die Stimmung am Versandapothekenmarkt spitzt sich zu

Von: Britta Rybicki

Die Gematik hat angekündigt, die elektronische Gesundheitskarte früher als geplant für das elektronische Rezept einzuführen. Das E-Rezept ist für alle Versandapotheken zukunftsentscheidend.

Das E-Rezept ist wichtig für die Versandapotheken. dpa

Das Logistikzentrum einer Versandapotheke

Das E-Rezept ist wichtig für die Versandapotheken.

Düsseldorf Schneller als vorgesehen soll das E-Rezept über die elektronische Gesundheitskarte (eGK) eingelöst werden. Das hatte die Gematik in der vergangenen Woche angekündigt. Dabei handelt es sich um die nationale Agentur für die Digitalisierung des Gesundheitswesens. Versandapotheken fordern, dass sie an dieser Option beteiligt werden.

Grundlage für die eGK ist eine Spezifikation, die laut Gematik kurz vor der Veröffentlichung auf dem Fachportal steht. In einer Pressemitteilung der Gematik heißt es, dass für Kunden von Versand- oder Onlineapotheken derzeit komfortable und praxistaugliche Lösungen eruiert werden. Genauere Pläne sind noch nicht bekannt.

Aktuell eingelöst werden können E-Rezepte über die Gematik-App und den Ausdruck des Tokens auf Papier (siehe Inside 1). Die Kassenärztliche Vereinigung Schleswig-Holstein hatte sich aus dem Rollout des E-Rezeptes aufgrund einer Begutachtung der Landesdatenschutzbeauftragten kurzfristig herausgezogen. Eingeführt wurde das E-Rezept nur in Westfalen-Lippe.

Gematik-App ist nicht attraktiv

Versandapotheken geraten zunehmend unter Druck, denn sie setzen seit Jahren auf die flächendeckende Einführung. Das zeigen die Geschäftszahlen der Marktführer, doch auch für die kleineren Versender wird die lange Wartezeit zur Herausforderung, schildert Oliver Scheel, Geschäftsführer der Apo.com-Group.

Er betont, dass seine Versandapotheke auf eine schnelle und skalierbare Einführung des E-Rezeptes angewiesen sei. „Bevor die Skalierung des E-Rezepts nicht relevant Fahrt aufnimmt, werden wir unser speziell für chronisch Kranke entwickeltes neues Angebot nicht in den Markt einführen und werden keine Millionenbeträge in die Marketingkommunikation an Patienten und Patientinnen etc. investieren“, sagt er. Man wolle nicht riskieren, dass weitere Interventionen wie der spontane Rückzug der Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein die flächendeckende Einführung des E-Rezeptes verzögern.

Mit der App als einzige Option für die Einlösung des E-Rezeptes bei Versandapotheken ist er unzufrieden: „Der Aufbau der Gematik-App orientiert sich nicht an modernen UX-Kriterien und eignet sich somit nicht für die tägliche Praxis von Patienten und Patientinnen.“ Damit meint er zum Beispiel das Design. „Daher wird sie es schwer haben, von der breiten Masse akzeptiert zu werden und sich nicht leicht verbreiten.“

Vorgesehen ist, dass sie mit den jeweiligen Apotheken-Apps verknüpft werden kann. Wie die Pharmazeutische Zeitung zuerst berichtet hat, soll sie übergangsweise eine Foto-Funktion bekommen, durch die Versicherte den E-Rezept-Code in der App einscannen können. Die Apotheke können sie dann im Verzeichnis der App oder per Standortsuche auswählen.

Bislang ist sie laut einer Pressemitteilung der Gematik 350.000-mal heruntergeladen worden. Anke Rüdinger ist Vorstandsmitglied der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) und sagt dazu, dass viele Patienten durch die Bedienung der Gematik-App überfordert sein würden. „Bei den digitalen Impfzertifikaten hat sich das bereits gezeigt.“ Apotheker hätten die Zertifikate ihrer Kundschaft auf das Smartphone geladen. „Insbesondere in der älteren Kundschaft wird die eGK eine größere Akzeptanz als eine App finden“, sagt Rüdinger.

Shop Apotheke rechnet weiterhin mit zehn Prozent Marktanteil

Optimistischer blickt Stefan Feltens, Geschäftsführer der börsengelisteten Shop Apotheke, auf den E-Rezept-Start: „Seit Juni bekommen wir jeden Tag E-Rezepte und haben auch schon Rezepte aus Westfalen-Lippe bekommen, insgesamt ist es überschaubar.“ Das Unternehmen rechne fest damit, dass das E-Rezept bundesweit im ersten Halbjahr 2023 eingesetzt wird.

Die Versandapotheke verlasse sich auf die Planung der Gematik. Feltens geht davon aus, dass im Dezember sechs weitere Regionen bei der E-Rezept-Einlösung dazu kommen werden. „Wir setzen voll und ganz auf das E-Rezept“, ergänzt Feltens. Bei langfristigen Zielen orientiert sich der Geschäftsführer weiterhin am europäischen Ausland: „Zehn Prozent aller E-Rezepte werden auf lange Sicht – wie in Schweden – auf Versandapotheken entfallen, 90 Prozent werden weiterhin in Vor-Ort-Apotheken eingelöst werden.“

Sind Apotheken E-Rezept-fähig?

Doch auch für Feltens ist klar, dass Versandapotheken an allen Einlöse-Optionen des E-Rezeptes beteiligt werden müssen. Spätestens nach einer Einschätzung der Gematik vom Juni dieses Jahres, dass 70 Prozent der E-Rezepte über die eGK eingelöst werden würden, prognostiziert man einen starken Einsatz dieser Variante. „Wir rechnen fest damit, dass die Spezifikation für die eGK auch einen Weg für Versandapotheken beinhaltet“, sagt Feltens.

Laut Gematik-Dashboard wurden hierzulande bislang 211.837 E-Rezepte eingelöst, 11.753 Apotheken seien laut Verzeichnis fähig, ein E-Rezept zu verarbeiten (Stand 7.9.2022). Das ist knapp mehr als die Hälfte aller Apotheken in Deutschland. Die ABDA geht auf Anfrage davon aus, dass alle Apotheken in Deutschland E-Rezepte einlösen können. Für die Auflistung auf dem TI-Dashboard müssten sie sich allerdings zusätzlich in der Gematik-App freischalten, ergänzt der Verband.

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