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20.01.2021

19:10

Gastkommentar

Deutschlands moderne Plattform für Digitale Medizin kann kommen

Von: Markus Leyck Dieken

Attraktive digitale Angebote benötigen zur besseren Gesundheitsversorgung eine technisch zeitgemäße Infrastruktur, sagt der Gematik-Chef Markus Leyck Dieken.

Markus Leyck Dieken ist Hauptgeschäftsführer der Gematik, die im Auftrag des Gesetzgebers federführend für die Digitalisierung des Gesundheitswesens verantwortlich ist. gematik GmbH / Marc-Steffen Unger

Gematik-Chef

Markus Leyck Dieken ist Hauptgeschäftsführer der Gematik, die im Auftrag des Gesetzgebers federführend für die Digitalisierung des Gesundheitswesens verantwortlich ist.

Die Covid-19-Pandemie, gepaart mit einer Vielzahl gesetzlicher Anreize, hat eine bis dato ungekannte Belebung der digitalen Gesundheitswirtschaft stimuliert: Apps und Services sind gezielt entwickelt worden. Derzeit erleben Patienten und Ärzte hier allerdings oft noch Insellösungen – und nicht die volle Ausschöpfung des Wirkungsgrades einer Innovation. Hier setzt die Telematik 2.0 an.

Die Gematik stellt Deutschlands Infrastruktur für digitalen Austausch im Gesundheitswesen bereit. Wir haben Schwung aufgenommen und liefern 2021 die elektronische Patientenakte und ab Juli das E-Rezept. Weitere Anwendungen sind in Planung. Weit wichtiger ist aber, dass ein Paradigmenwechsel im bisherigen Betrieb konzipiert ist.

Die Telematik ist seit 2005 in der Entwicklung. Eine Reihe grundlegender Entscheidungen sind in einer Zeit gefallen, als viele der heutigen technischen Voraussetzungen wie Smartphones und Cloud-Dienste nicht gegeben waren. Ein technologischer Sprung ist daher notwendig, um ein zukunftsfähiges System zu nutzen und nachhaltige ökonomische Effekte zu erzielen.

Die Neukonzeption der Gematik beruht auf sechs Säulen, deren Funktion und Leistung in den kommenden Wochen zur Diskussion gestellt werden. So wird es beispielsweise jedem Anwender mittels sogenannter föderierter Identität ermöglicht, durch eine elektronische Identitätsbestätigung viele Serviceanbieter zu nutzen – ohne sich jedes Mal erneut aufwendig identifizieren zu müssen.
Durch international einheitliche IT-Standards können endlich bundesweite Angebote miteinander kommunizieren. Gleichzeitig ist dies ein notwendiger Schritt, wenn es um Kompatibilität mit dem europäischen Datenraum geht und damit auch um eine grenzüberschreitende Versorgung, die auf guten und verfügbaren Informationen beruht.

Für eine individuelle gute Diagnose und Therapie bildet die Einführung strukturierter Daten die Grundlage. So wird eine bestmögliche Referenz zu aktuellsten Erkenntnissen der Medizin hergestellt. Freiwillige Datenspenden ermöglichen eine fundierte wissenschaftliche Forschung zum Wohle der Gemeinschaft. Jeder Einzelne von uns behält dabei stets die Datenhoheit und entscheidet selber, wer wann welche Inhalte lesen oder beisteuern darf, wie lange dieser Zugriff gilt und welche Daten er teilen will. All das kann der Einzelne in einem Protokoll nachvollziehen.
Zudem wird die bisher komplexe Telematik-Zugangstechnologie mit ihren Konnektoren in Klinik, Praxis und Apotheke abgelöst. Dieser moderne Betrieb führt zu mehr Stabilität und administrativer Entlastung der medizinischen Berufe.

Medizin ist inzwischen immer stärker datenbasiert: Mobile Anwendungen werden wichtiger. Diese Entwicklung muss mit einer modernen, anpassungsfähigen Sicherheitsarchitektur auf Höhe der jeweiligen Zeit einhergehen. Eine vertrauenswürdige Infrastruktur bleibt ein essenzielles Grundprinzip der Gematik.

So kann die Telematik 2.0 den Weg bereiten für eine Zukunft, in der das deutsche Gesundheitswesen durchgängig digital vernetzt ist. Eine Zukunft, in der die Versorgungsszenarien über die Ärzte und Behandler hinausgehen und viele Akteure zum Patientenwohl eingebunden werden: Von der Pflege über Hebammen und Physiotherapie bis hin zu den Anbietern digitaler Gesundheitsanwendungen.

Eine möglichst unkomplizierte und flexible Teilhabe der Betroffenen an der Digitalen Medizin ist notwendig. Hierzu bedarf es einer höherwertigen Integrationsmöglichkeit über alle Bereiche des Gesundheitswesens hinweg. Das Ergebnis sind nutzenstiftende Anwendungen verschiedenster Anbieter bei einer bestmöglichen Einbettung im Gesamtkontext von Prävention, Therapie und Nachsorge.

Die Gematik als die Nationale Agentur für Digitale Medizin kann hierbei die Plattform bereitstellen, die unser Gesundheitssystem im Spannungsfeld von demografisch bedingter Kostenexplosion, rasantem medizinischem Wissenszuwachs und überbordenden Verwaltungslasten dringend als Lösung benötigt.

Markus Leyck Dieken ist Geschäftsführer der Gematik, der seit Mitte 2019 vom Bund mit 51 Prozent übernommenen Nationalen Agentur zur Digitalisierung des Gesundheitswesens. Weitere Gesellschafter sind die Bundesärztekammer, die Bundeszahnärztekammer, der Deutsche Apothekerverband, die Deutsche Krankenhausgesellschaft, der Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenversicherungen, der Verband der Privaten Krankenversicherung, die Kassenärztliche Bundesvereinigung und die Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung.

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