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02.06.2022

07:30

Gematik-Beschluss

E-Rezept bleibt für Ärzte freiwillig

Von: Annette Dönisch

Ärzte in Schleswig-Holstein und Westfalen-Lippe sollen das elektronische Rezept ab dem 1. September zunehmend verwenden. Apotheker sind dann bereits bundesweit zur Annahme verpflichtet.

Ab 1. September müssen Apotheken die neue Rezeptform einlösen können. obs

Das elektronische Rezept

Ab 1. September müssen Apotheken die neue Rezeptform einlösen können.

Berlin Nur sehr wenige Ärzte in Deutschland versenden elektronische Rezepte (E-Rezepte). Die Gesellschafterversammlung der zuständigen Gematik hat nun weitere Schritte beschlossen, um die Einführung der digitalen Verordnung zu fördern.

Der Plan sieht vor, dass alle Apotheken in Deutschland ab dem 1. September fähig sein müssen, E-Rezepte einzulösen. Für Arztpraxen wird die laufende Testphase intensiviert. Niedergelassene Ärzte in Schleswig-Holstein und Westfalen-Lippe sollen von ihren Kassenärztlichen Vereinigungen Unterstützung erhalten, um das E-Rezept verstärkt zu testen. Das haben die Gesellschafter der Gematik am Dienstag einstimmig beschlossen.

Gesundheitsministerium: Einführung des E-Rezepts beginnt

Das Bundesgesundheitsministerium, das die Mehrheitsanteile an der Gematik hält, teilte mit, dass die flächendeckende Einführung des E-Rezepts nun beginnen könne. Die Leiterin der Digitalisierungsabteilung Susanne Ozegowski sagte, es sei zu begrüßen, dass „insbesondere die Ärzteschaft und die Apotheker den Prozess der Einführung des E-Rezepts ausdrücklich unterstützen und voranbringen wollen.“

Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) hatte sich vor wenigen Wochen gegen einen geplanten Beschluss der Gematik-Gesellschafter ausgesprochen. Der nun verworfene Plan sah vor, dass die Ausstellung des E-Rezepts für Arztpraxen in Schleswig-Holstein und Bayern ab dem 1. September verpflichtend wird. „Unsere Bedenken wurden gehört“, sagte der KBV-Vorsitzende Andreas Gassen.

Der Digitalverband Bitkom kritisiert im Gespräch mit Handelsblatt Inside hingegen, dass der Beschluss zu vage sei. „Es gibt keine handfesten Kriterien, die eine zeitnahe Einführung des E-Rezepts sicherstellen“, sagt der Health-Referent Malte Fritsche. Der Plan sei zu wenig ambitioniert.

In Westfalen-Lippe soll demnächst eine „erste strukturierte Startphase“ des E-Rezepts beginnen, heißt es in einer gemeinsamen Mitteilung der Kassenärztlichen Vereinigungen (KV) Westfalen-Lippe und Schleswig-Holstein. In Schleswig-Holstein würden täglich bereits 300 bis 500 E-Rezepte ausgestellt. Ab dem 1. September sei das Ziel, eine schnellstmögliche Flächenabdeckung zu erreichen.

Keine verbindliche Einführung

Eine verbindliche Einführung des E-Rezepts in Deutschland ist damit nicht beschlossen. Die Gematik teilte mit, die weiteren Schritte würden von den Gesellschaftern zeitnah festgelegt. Eine Überlegung ist, dass das E-Rezept nach drei Monaten intensiver Tests in Schleswig-Holstein und Westfalen-Lippe verpflichtend eingeführt wird. Im Jahr 2023 könnte nach der schrittweisen Einführung in weiteren Regionen die bundesweite Nutzung des E-Rezepts erfolgen, so die Gematik.

Der Deutsche Apothekerverband (DAV) begrüßt, dass das E-Rezept für Apotheken zum 1. September verpflichtend wird. Die Apotheken seien bereits an das Gesundheitsdatennetzwerk, die Telematikinfrastruktur, angeschlossen, sagte der DAV-Vorsitzende Thomas Dittrich. „In den kommenden drei Monaten werden die Apotheken nun auch ihr Personal vollständig schulen, damit Hardware, Software und deren fachgerechte Bedienung reibungslos ineinandergreifen können.“

Ralf König, Apotheker und Vorsitzender des Vereins E-Rezept-Enthusiasten, sagte zu Handelsblatt Inside, dass er mit der Entscheidung der Gematik-Gesellschafter sehr glücklich sei. „Eine verpflichtende Einführung für Ärzte wäre zwecklos gewesen“, so König. „Es ist wichtig, dass alle Beteiligten sagen: Wir wollen das E-Rezept jetzt.“ König führt zwei Apotheken in Nürnberg, die seit rund drei Monaten E-Rezepte einlösen können.

E-Rezept-Hausärzte gegen Pflicht

Ein Hausarzt, der beinahe nur noch E-Rezepte ausstellt, ist Nicolas Kahl. Er führt eine Praxis in der Nähe von Königs Apotheken und ist der stellvertretende Vorsitzende der E-Rezept-Enthusiasten. „Das E-Rezept funktioniert“, sagt Kahl. Eine verpflichtende Einführung am 1. September wäre aber ohne weitere Tests nicht umsetzbar gewesen. Auch er hätte am Anfang kleine Probleme mit der Technik gehabt, die behoben werden mussten. „Weniger motivierte Praxen würden das nicht mitmachen“, sagt er. „Das E-Rezept sollte noch weiter getestet werden.“

Der Hausarzt Moritz Eckert aus dem niedersächsischen Herzberg am Harz ist neben Kahl einer der wenigen Ärzte in Deutschland, die regelmäßig E-Rezepte ausstellen. Seit zwei Wochen hat er beinahe vollständig auf digitale Verordnungen umgestellt. Auch Eckert hätte einen verbindlichen Start des E-Rezepts abgelehnt. Die Technik sei aktuell noch nicht ausfallsicher.

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