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26.04.2023

13:23

Gesundheitswesen

US-Unternehmen Epic bietet KIS für Unikliniken

Von: Lukas Hoffmann

Der US-Anbieter Epic will die Charité Berlin und verschiedene Unikliniken aus Baden-Württemberg mit der eigenen Krankenhaussoftware ausstatten.

Eine Uniklinik braucht ein effektives KIS obs

OP-Saal

KI-Projekte können auch medizinische Behandlungsmethoden verbessern.

Köln Die Charité Berlin hat angekündigt, ihr Krankenhausinformationssystem (KIS) zu wechseln. Nun zieht die Uniklinik Tübingen nach. „Wir bereiten den Wechsel unseres Krankenhausinformationssystems vor“, sagt Martin Holderried, IT-Chef der Uniklinik, dem Handelsblatt.

Bereits für die Charité mit ihren 3100 Betten und 100 Kliniken ist der Software-Wechsel eine Mammutaufgabe. Im Ländle könnte die Umstellung noch eine Nummer größer ausfallen, denn die Uniklinik Tübingen prüft zusammen mit den Unikliniken Heidelberg, Ulm und Freiburg ihren KIS-Wechsel. „Mit den Kollegen diskutieren wir ein standortübergreifendes Vorgehen“, sagt Holderried.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hatte im Februar auf der Konferenz „Europe 2023“ die deutschen Anbieter von Krankenhaussoftware gescholten und gleichzeitig den US-Hersteller Epic gelobt. Bei der Marktsichtung würde ein Fokus auf internationale Systeme gerichtet, sagt Holderried jetzt. „Wir werden unter anderem auch mit Epic sprechen, damit wird in den besten Krankenhäusern der Welt gearbeitet.“ Das Johns-Hopkins-Hospital im Maryland (USA) oder die Cambridge University Hospitals (Großbritannien) sind mit der Software des US-Unternehmens ausgestattet.

KIS: Schweizer Krankenhaus nutzt Epic-Software

In Deutschland hat Epic noch keine Klinikkunden, aber in verschiedenen europäischen Ländern ist das Unternehmen mit Sitz in Verona (Wisconsin) bereits aktiv. So nutzt etwa das Schweizer Kantonsspital in Luzern die Software des US-Unternehmens.

Mit einem sogenannten Big Bang, also der Live-Schaltung sämtlicher Systeme zum gleichen Zeitpunkt, ist das Luzerner Krankenhaus im September 2019 mit Epic gestartet. „Wir haben es in den Betten- sowie Intensivstationen, in den Operationssälen, in der Gynäkologie, der Geburtshilfe, dem Kinderspital, in den ambulanten Bereichen und den Reha-Einrichtungen am selben Tag eingeführt“, sagt Stefan Hunziker, IT-Chef des Kantonsspitals.

Auch wenn Ärzte und Pfleger bereits seit dreieinhalb Jahren mit der Epic-Software arbeiten, würden noch immer Anpassungen vorgenommen. „Die größte Herausforderung, ist, dass Prozesse anders gemacht werden als zuvor“, sagt Hunziker. „Es ist eigentlich kein IT-Projekt, sondern ein Unternehmensweiterentwicklungsprojekt.“

Mehr Effizienz im Gesundheitswesen: Unikliniken wollen KIS-Betrieb zusammenlegen

Der Datenfluss sei nun besser, wovon vor allem Fachärzte mit datenintensiven Bereichen profitieren würden, berichtet Hunziker. „Unsere Anästhesisten sind jetzt sehr froh, weil alle Daten vorhanden sind, früher mussten sie diese aus verschiedenen Quellen zusammensuchen“, sagt er. Mit Epic hätten Pflegekräfte zudem zehn Prozent weniger Schreibarbeit. „Bei der Übernahme eines Patienten von der Intensivstation kann bei einem komplexen Krankheitsbild bis zu einer Stunde eingespart werden“, sagt Hunziker. Vor der Umstellung nutzte das Luzerner Krankenhaus das KIS NEXUS der gleichnamigen Firma mit Sitz im baden-württembergischen Donaueschingen.

Klar ist: Wenn sich die baden-württembergische Klinikachse Heidelberg-Tübingen-Ulm-Freiburg mit ihren rund 7500 Betten für Epic entscheidet, dürften die Ausgaben deutlich über den 66 Millionen Franken liegen, die das Luzerner Krankenhaus mit ihren 945 Betten vor rund sechs Jahren für die Software gezahlt hat. Ein Franke ist heute rund ein Euro wert.

„Aktuell sind an unseren vier Universitätsklinika mehrere Hundert IT-Systeme im Einsatz, über 500 Mitarbeitende sind in den IT-Abteilungen beschäftigt“, sagt Holderried. Um Kosten einzusparen und die Effizienz zu erhöhen, könnte der KIS-Betrieb der vier Unikliniken in eine cloud-gestützte Health-IT-Organisation überführt werden.

Epic: KIS für Unikliniken in den USA und 15 weiteren Ländern

Epic bedient bislang vor allem den US-Markt. Rund 500 Kliniken zählt das US-Unternehmen mit einem Umsatz von rund 3,8 Milliarden US-Dollar im vergangenen Jahr in den Vereinigten Staaten zu seinen Kunden. Mercedes McCoy ist Ressortleiterin Vertrieb bei Epic. „Unsere Aktivitäten außerhalb der USA begannen 2006 mit dem Eintritt in den niederländischen Markt“, betont sie. Epic fokussiere sich auf die Zusammenarbeit mit großen, akademischen Krankenhäusern.

Heute sei Epic in 16 Ländern aktiv und habe 50 Kunden außerhalb der USA. Dass mit Deutschland ein 17. Land hinzukommt, kann McCoy sich gut vorstellen. „Wenn die Charité oder das Universitätsklinikum Tübingen eine Ausschreibung macht, werden wir uns bewerben“, sagt sie.

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Erstpublikation 17.04.2023, 08:46 Uhr.

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