Das Bundesgesundheitsministerium startete den lang angekündigten Prozess. Ein Oppositionspolitiker sowie Vertreter von Industrie und Gesundheitsberufen betonen, dass es nun schnell gehen müsse.
Digitalisierung
Das Bundesgesundheitsministerium will die angekündigte partizipative Entwicklung der Digitalisierungsstrategie nun starten.
Bild: dpa
Berlin Verschiedene Akteure des Gesundheitswesens begrüßen den Start der Entwicklung der Digitalisierungsstrategie, sind aber auch skeptisch. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hatte eine solche Strategie bereits im April angekündigt. Der Startschuss fiel schließlich am vergangenen Mittwoch bei einer Veranstaltung in Berlin mit rund 150 ausgewählten Gästen. Lauterbach versprach einen partizipativen Prozess. Es sollten Nutzer, Techniker und Patienten zusammengebracht werden.
Erwin Rüddel (CDU), Berichterstatter der CDU/CSU-Bundestagsfraktion für die Digitalisierung im Gesundheitssystem, teilte Handelsblatt Inside mit, er begrüße, dass der Gesundheitsminister das Thema nun angehe. Nach der verlorenen Zeit müsse er jetzt allerdings größeres Tempo vorlegen. „Tech-Giganten investieren aktuell hunderte Milliarden Dollar in den Bereich Digital Health“, sagte Rüddel. „Wir müssen schnell handeln, um nicht abgehängt zu werden.“ Rüddel hoffe, dass der Prozess transparent sein wird.
Die Leiterin der Digitalisierungsabteilung im Bundesgesundheitsministerium, Susanne Ozegowski, hatte bei der Auftaktveranstaltung mehrmals die Bedeutung der Teilnahme aller Akteure betont. „Nutzen Sie wirklich die Online-Befragungsmöglichkeit“, forderte Ozegowski. Das sei die Chance, den eigenen „Input“ weiterzugeben und ein wichtiger Teil des Strategieprozesses. Der Fragebogen könne bis zum 28. September beantwortet werden.
Der Bundesverband Gesundheits-IT (bvitg) lobt das Vorgehen bei der Strategie. „Das ist der erste wirklich partizipativ geplante Prozess des Bundesgesundheitsministeriums“, sagte bvitg-Geschäftsführerin Melanie Wendling im Gespräch mit Handelsblatt Inside. Der Verband betont aber auch, dass es auf das Ergebnis ankommt. „Die finale Digitalisierungsstrategie muss eine realistische Zeitplanung haben“, sagte Wendling.
Der Digitalverband Bitkom hatte sich von der Auftaktveranstaltung mehr erwartet. „Es ist bedauerlich, dass man auch danach noch recht wenig über den Prozess der Digitalisierungsstrategie weiß“, sagte der Bitkom-Referent für Health und Pharma, Malte Fritsche, zu Handelsblatt Inside.
„Wir fragen uns: Wie sieht der konkrete Zeitplan aus? Wie wird der Austausch in den Experten-Workshops gestaltet? Wer nimmt daran teil?“ Wichtig sei, dass die unterschiedlichen Akteure miteinander in den Dialog kommen. Das Bundesgesundheitsministerium müsse vermitteln, dass die Meinungen angehört werden.
Auch die Nutzer von Gesundheits-IT-Anwendungen sollen bei dem Strategieprozess zu Wort kommen. Die Präsidentin des Deutschen Pflegerats, Christine Vogler, sprach bei der Auftaktveranstaltung auf einem Podium. Vogler bedauerte im Gespräch mit Handelsblatt Inside, dass die Angehörigen von Pflegeberufen bisher nicht angemessen bei Entscheidungen im Gesundheitswesen eingebunden werden. „Es kommt darauf an, dass sich die Partizipation der Pflegeprofession in der endgültigen Strategie wiederfindet“, forderte Vogler.
Auch die Hausärzte sehen bisher Defizite bei der Einbindung der Anwender. „Bisher wurden die Hauptanwenderinnen und -anwender, also insbesondere die Patientinnen und Patienten, kaum bis gar nicht in die Entwicklung neuer digitaler Lösungen eingebunden“, sagte Sebastian John, Geschäftsführer des Deutschen Hausärzteverbands, zu Handelsblatt Inside. Viele digitale Anwendungen seien daher heute zu kompliziert und würden nicht genutzt.
Die Vorsitzende der Ärztegewerkschaft Marburger Bund, Susanne Johna, forderte gegenüber Handelsblatt Inside ebenfalls eine Partizipation von Nutzern an der Basis: „Ärzte müssen als Anwender neuer Technologien die Möglichkeit haben, ihren Eindruck von digitalen Anwendungen in die Digitalisierungsstrategie einfließen zu lassen.“ Johna hoffe auf eine baldige Umsetzung.
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