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14.06.2021

12:03

Impfzentren, Apotheken, Arztpraxen

Digitaler Corona-Impfnachweis an vielen geplanten Ausgabestellen nicht einsatzbereit

Von: Julian Olk

Die flächendeckende Verfügbarkeit wird noch Wochen dauern. Besonders die Anbindung der Ärzte sorgt für Probleme, in den Impfzentren gibt es je nach Bundesland große Unterschiede.

Viele Impfzentren, Apotheken und vor allem die Arztpraxen können das Impfzertifikat noch gar nicht ausstellen. Da bringt die zugehörige App auch nicht viel. Imago

CovPass

Viele Impfzentren, Apotheken und vor allem die Arztpraxen können das Impfzertifikat noch gar nicht ausstellen. Da bringt die zugehörige App auch nicht viel.

Düsseldorf Nach der Euphorie bei der Vorstellung des digitalen Impfnachweises durch Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und dem Start der zugehörigen „CovPass“-App am Donnerstag folgt die Ernüchterung. Denn viele Impfzentren, Arztpraxen und Apotheken können die Zertifikate noch nicht erzeugen. Damit aber haben weder „CovPass“ noch die Corona-Warn-App, die ebenfalls den Impfnachweis speichern kann, derzeit einen Mehrwert.

Niedersachsens Gesundheitsministerin Daniela Behrens (SPD) schimpft: „Viele Menschen wenden sich durch die verfrühten Ankündigungen des Bundesgesundheitsministers bereits seit Mittwochabend an die Impfhotline des Landes sowie die Impfzentren und Praxen und erwarten eine sofortige Ausstellung ihres digitalen Impfnachweises.“

Noch in der vergangenen Woche habe sie Spahn in einem Brief gebeten, sicherzustellen, dass das Verfahren vor der Einführung ausreichend erprobt werden kann. „Dieser Bitte wurde offensichtlich nicht gefolgt“, sagte Behrens.

Spahn hatte betont, der Impfnachweis werde nun „Schritt für Schritt“ eingeführt. An folgenden Stellen hakt es noch:

Impfzentren

Für die Impfzentren sind entweder die Länder oder die Kommunen zuständig. Dort werden unterschiedliche IT-Systeme eingesetzt. Der Stand des digitalen Impfnachweises geht weit auseinander. In Bayern etwa können laut einem Sprecher des Gesundheitsministeriums alle 101 Impfzentren bereits seit Donnerstag die Zertifikate ausstellen.

Der Bremer Standort ist damit am Freitag gestartet, ebenso die ersten Impfzentren in Sachsen-Anhalt. Die restlichen sollen dort ab dem heutigen Montag nachziehen. Dann will auch das Saarland mit seinen vier Zentren starten.

Nordrhein-Westfalen hingegen rechnet erst zum Monatswechsel mit der Möglichkeit, dass Impfzentren das Zertifikat ausstellen. Hamburg, Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz konnten dazu noch nicht einmal eine Angabe machen. „Trotz der Ankündigung des Bundes sind noch nicht alle technischen Fragen geklärt“, sagte der rheinland-pfälzische Gesundheitsminister Clemens Hoch (SPD).

Arztpraxen

Am herausforderndsten ist die Situation derzeit bei den Hausärzten. Noch kein Mediziner kann den Impfnachweis ausstellen, ausgenommen diejenigen, die in die Erprobung eingebunden waren. „Noch sind technische Voraussetzungen und Klarheit über genaue technische Abläufe in den Praxen nicht gegeben“, sagt Stephan Hofmeister, Vorstandsvize der Kassenärztlichen Bundesvereinigung.

Dabei hatten Spahn und sein Team extra eine kurzfristige Übergangslösung eingeplant. Die Ärzte sollen die Impfnachweise dabei über eine Webanwendung ausstellen, die das Robert Koch-Institut entwickelt hat und die über das sichere Netz der Kassenärztlichen Vereinigungen zu erreichen ist. Dabei müssen die Daten der geimpften Person wie Name, Geburtsdatum, Impfstoff und Datum manuell in ein Online-Formular eingegeben werden.

Da aus Sicherheitsgründen für die Erzeugung des Impfzertifikats aber Komponenten aus der staatlichen Telematikinfrastruktur (TI) genutzt werden, müssen zwischen der Webanwendung und der TI technische Verbindungen hergestellt werden. Die Verbindung überfordert Mediziner meist.

Sie suchen sich nun Hilfe bei technischen Dienstleistern. Die Kassenärztliche Vereinigung des Saarlands rechnet für Ende Juni damit, dass die Arztpraxen die Impfnachweise ausstellen. In Baden-Württemberg ist von Mitte Juli die Rede.

Die Behörde hat eine Web-Anwendung zur Erstellung des Impfzertifikats erstellt – die jedoch Probleme macht. Imago

Robert Koch-Institut

Die Behörde hat eine Web-Anwendung zur Erstellung des Impfzertifikats erstellt – die jedoch Probleme macht.

Perspektivisch sollen die Mediziner die Impfnachweise direkt über ihr Praxisverwaltungssystem (PVS) ausstellen, um den Aufwand zu reduzieren. Die PVS-Hersteller werden dafür vom Bund mit 105 Euro pro Arzt vergütet, wenn sie die Integration spätestens bis zum 12. Juli umsetzen, so geht es aus einer entsprechenden Ausschreibung hervor.

Viele PVS-Anbieter haben die Schnittstelle nach eigenen Angaben schon integriert und würden sie nun gern erproben. Allerdings heißt es aus Industriekreisen, dass das Impfnachweissystem, mit dem die PVS-Hersteller testen müssen, immer wieder nicht erreichbar sei.

Apotheken

Die Pharmazeuten waren die letzten, die davon erfuhren, dass sie Teil der Strategie beim digitalen Impfnachweis werden würden. Doch bei der technischen Umsetzung legten sie den Turbo ein. Apotheker impfen zwar nicht, können die Nachweise aber für die 19 Millionen bereits geimpften Deutschen seit Montag über das Portal des Deutschen Apothekerverbands (DAV) ausstellen.

Möglich ist diese schnelle Umsetzung, indem man auf den Einsatz von TI-Komponenten verzichtet hat und stattdessen lediglich die TI-Identifikationsnummer der Apotheke einfordert. Auf der Internetseite www.mein-apothekenmanager.de können Bürger ab dem heutigen Montag bundesweit Apotheken in ihrer Nähe finden, die digitale Impfnachweise anfertigen. Der Ansturm der Besucher war am Vormittag so groß, dass die Website zwischenzeitlich nicht erreichbar war, sagte ein Sprecher der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA).

Es werde sich aber kurzfristig einpendeln. Grundsätzlich sei das System erfolgreich gestartet. „Bereits in den ersten Morgenstunden wurden etliche tausend Zertifikate ausgestellt“, so der Sprecher.
Laut ABDA sind bereits mehr als 13.000 der insgesamt knapp 19.000 Apotheken in Deutschland für den die Funktion für den digitalen Impfnachweis gelistet.

Postalischer oder digitaler Nachversand

Bereits Geimpfte werden das Zertifikat, dass sie zur Erstellung des Impfnachweises auf ihrem Smartphone einscannen können, vielfach per Post erhalten, so hatte es Spahn bereits erklärt. Mehrere Bundesländer wollen alternativ nun digitale Verfahren dafür anbieten. In Thüringen können die Bürger, die in einem Testzentrum geimpft wurden, das Impfzertifikat seit Donnerstag online abrufen. Impflinge erhalten einen Download-Link zum QR-Code per Mail oder per SMS. 40.000 Bürger hatten das Stand Freitag bereits gemacht.

In Bayern soll man ab Anfang Juli den Code „als Download oder per verschlüsselter E-Mail“ erhalten. Aus Sachsen-Anhalt heißt es: „Bis zum Monatsende soll ein Web-Portal zur Verfügung stehen, auf dem der digitale Impfnachweis online abgerufen werden kann.“ Aktuell werde das noch datenschutzrechtlich geprüft.

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