Hoffentlich keine technische Träumerei

Berlin Ein in jeder Hinsicht unvorstellbares Jahr liegt hinter uns. Die Coronakrise hat das Gesundheitswesen im Kern erschüttert, sie hat allerdings auch Gutes hervorgebracht. Der Bund hat milliardenschwere Pakete auf den Weg gebracht, um Krankenhäuser und Gesundheitsämter zu digitalisieren. Patienten haben sich daran gewöhnt, per Video mit ihrem Arzt zu sprechen. Und niemand wird mehr ernsthaft bestreiten können, dass an der Digitalisierung des Gesundheitswesens kein Weg vorbeiführt. Faxe, Papierrezepte und Patientenakten sind nicht die Zukunft, sondern die elektronischen Pendants.

Never waste a good crisis, verschwende niemals eine Krise – die Worte von Winston Churchill, die zu Beginn der Pandemie viele zitiert haben, waren aus der Digital-Health-Perspektive tatsächlich das Leitmotiv des Jahres. 2021 wird zeigen, was davon bleibt. Versickern die Milliardenförderungen im System oder setzen sie handfeste Innovationen in Krankenhäusern, Praxen und Pflegeheimen von Kiel bis Schaffhausen frei? Telekonsile, digitale Visiten und ein intelligentes Medikamentemanagement müssen nicht mehr Ausnahme, sondern die Regel sein.

Erreicht die App auf Rezept, mit der sich Patienten von ihrer gesetzlichen Krankenkasse eine digitale Gesundheitsanwendung verschreiben lassen können, Millionen Menschen – oder eine Mini-Minderheit, die digital genug dafür tickt? Nutzen viele Patienten weiterhin die Videotelefonie mit ihrem Arzt oder kehren sie zu alten Gewohnheiten zurück? Und wie gut nehmen sie das E-Rezept und die elektronische Patientenakte an? Die Innovationen, die 2020 auf den Weg gebracht wurden, werden 2021 entweder als technische Träumerei untergehen oder im Patientenalltag durchstarten. Ich bin Optimist und vermute: Es wird eine Mischung aus beidem. Kommen Sie gut ins neue Jahr.

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