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27.04.2023

01:36

Neuer Gesellschafter

mDoc-Übernahme zum richtigen Zeitpunkt

Von: Lukas Hoffmann, Britta Rybicki

Die Koblenzer CompuGroup Medical kauft die Kölner Firma mDoc. Andere Unternehmen präsentieren auf der Digital-Health-Messe DMEA neue Produkte.

In dem Gebäude findet die Digital-Health-Messe DMEA statt. Messe Berlin GmbH

Die Messe in Berlin

In dem Gebäude findet die Digital-Health-Messe DMEA statt.

Köln, Düsseldorf Das Start-up mDoc ist auf der Digital-Health-Messe DMEA kaum zu übersehen. Schon auf dem Weg zwischen der S-Bahnhaltestelle an der Südseite und dem Berliner Messegelände zeigen metergroße Fußbodenaufkleber das gelbe Unternehmenslogo. Das Kölner Unternehmen, spezialisiert auf die Entwicklung von Patientenportalen, hat auf der wichtigsten deutschen Messe für digitale Gesundheitssoftware ordentlich Geld für Marketing ausgegeben.

mDoc ist Silber-Partner bei der DMEA. Eine solche Partnerschaft kostet 36.000 Euro. Ein Betrag, den man nicht aus der Portokasse zahlt. Erst recht nicht, wenn man offene Rechnungen hat. Mehrere Brancheninsider berichten Handelsblatt Inside, dass genau das bei mDoc zuletzt der Fall gewesen sein soll.

Anfang der Woche gab die Koblenzer CompuGroup Medical (CGM) die mehrheitliche Übernahme von mDoc bekannt, Admir Kulin, CEO bei mDOC, will sich zu angeblich offenen Rechnungen gegenüber Handelsblatt Inside nicht äußern. „Unbezahlte Rechnungen sind aber kein Thema mehr“, sagt er.

Seine Entscheidung gegen einen klassischen Finanzinvestor und für die CGM begründet er mit der Finanzkraft, dem Verständnis für den Markt und einer starken ambulanten Präsenz in Kliniken. Erforderlich sei dieser Schritt Kulin zufolge gewesen, weil sein Unternehmen Wachstum anstrebt. Geplant sind der Ausbau des Patientenportals und seine Integration in die Krankenhaussoftware der CGM.

Investoren halten Geld zurück

Die derzeitige Sparsamkeit der Investoren sei ein Thema, das Start-ups sehr beschäftige, sagte eine Start-up-Beraterin auf der DMEA zu Handelsblatt Inside. Family Offices und institutionelle Investoren seien zurückhaltend, Fonds würden vorzugsweise in Start-ups aus anderen europäischen Ländern investieren.

Manche Unternehmer sagten auf der DMEA offen, dass sie Investoren suchen, wie etwa Matthias Roßbach, Gründer von StoneFree. Das Start-up entwickelt eine App für Nierensteinpatienten. „Wir suchen gerade externe Finanzierung, um durch das DiGA-Zertifizierungsprogramm zu gehen“, warb er auf einer DMEA-Veranstaltung für sein Produkt.

Auch das Krankenhauszukunftsgesetz (KHZG), ein Instrument, das die Digitalisierung in Kliniken mit staatlichem Geld ankurbeln soll, sorgt noch nicht für den erwünschten Geldregen. 4,3 Milliarden Euro wurden von Krankenhäusern beantragt, ein Großteil der Gelder hat das zuständige Bundesamt für Soziale Sicherung (BAS) inzwischen zugesagt. Mit der Hauptausschüttung rechnet Michael Dahlweid aber erst im nächsten Jahr.

Dahlweid ist Globaler Produktverantwortlicher beim italienischen Unternehmen Dedalus, das mit 815 Kunden der größte Anbieter eines Krankenhausinformationssystems (KIS) in Deutschland ist. „Wir haben 150 Menschen eingestellt, um das Auftragsaufkommen durch das KHZG aufzufangen“, sagt Dahlweid. Derzeit werde das neue Dedalus KIS Orbis U in der hessischen Asklepios Klinik Langen pilotiert.

Meierhofer stellt M-KIS-Now vor

Andere KIS-Hersteller warben auf der DMEA ebenfalls mit neuen Produkten. Die Münchener Firma Meierhofer präsentierte die Krankenhaussoftware M-KIS-Now, ein System, bei dem 80 Prozent der Installationen bereits vorkonfiguriert sind und die restlichen 20 Prozent je nach Bedürfnis des Klinikums angepasst werden.

Nexus, ein KIS-Anbieter aus Donaueschingen, gab bereits letzte Woche die Akquise der Firma Schauf aus Langenfeld bekannt. Schauf entwickelt digitale Patientenleit- und Aufrufsysteme für das Krankenhaus, die über Schnittstellen auch in Patientenportale integriert werden können. Die größte Neuigkeit ist für nexus-Vorstand Ralf Heilig aber, dass seine Firma nicht nur eine Nachfolgesoftware für das SAP-Modul IS-H entwickelt, sondern in einigen Kliniken bereits implementiert habe. Unter anderem seien die LVR-Kliniken mit dem IS-H-Ersatzmodul Eigenmarke nexus ausgestattet.

Telekom entwickelt TI-Messenger

Die Heathcare-Sparte der T-Systems hofft auf das TI-Geschäft und zeigt auf der DMEA neben einem softwarebasierten Zugang zum Gesundheitsdatennetz auch einen Messenger, der von der Gesellschaft Gematik als TIM zertifiziert werden soll. Neben Standardfunktionen wie einer Chatfunktion und Videotelefonie plant die Telekom-Tochter eine Verknüpfung mit einem Dienstplan.

Gottfried Ludewig, Senior Vice President T-Systems Health Industry, macht Handelsblatt Inside gegenüber klar, dass TIM in das KIS iMedOne des Unternehmens integriert werden soll: „Wenn Ärzte einen parallelen Bildschirm für den TI-Messenger öffnen müssen, wird er nicht erfolgreich sein.“ Auch die CompuGroup Medical entwickelt einen TI Messenger und hat ihn am Stand präsentiert.

CGM hat rund 30.000 Praxiskunden und ist damit der größte Anbieter eines Praxisverwaltungssystems (PVS) in Deutschland. Die Nummer zwei in Deutschland ist medatixx mit rund 23.000 Kunden. Beide Unternehmen haben wegen einer abnehmenden Anzahl von Praxen in Deutschland in den letzten Jahren Praxiskunden verloren und steuern mit unterschiedlichen Strategien dagegen an.

Für die CGM sind Medizinische Versorgungszentren eine neue Zielgruppe, eine entsprechende Software hat das Koblenzer Unternehmen schon länger im Portfolio und auf der DMEA präsentiert. Medatixx hat eine andere neue Zielgruppe: niedergelassene Psychotherapeuten und Kinder- und Jugendpsychotherapeuten. Auf der DMEA präsentierte das Unternehmen ein neues PVS für diese Fachärzteschaft.

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