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22.07.2022

20:49

Pläne

E-Rezept ab 2023 mit elektronischer Gesundheitskarte

Von: Annette Dönisch

Die Gematik hat dafür einen Entwurf für eine Spezifikation vorgelegt. Patienten sollen das E-Rezept ab 2023 mit einer elektronischen Gesundheitskarte einlösen können.

Elektronische Gesundheitskarte der TK dpa

Elektronische Gesundheitskarte

E-Rezepte sollen mit der Gesundheitskarte einlösbar werden.

Berlin Das E-Rezept soll künftig in Apotheken auch mit der elektronischen Gesundheitskarte (eGK) eingelöst werden können. Dafür hat die Gematik nun den Entwurf einer sogenannten Spezifikation vorgelegt, die Anwendungsfälle und funktionale Anforderungen beschreibt. Die endgültige Spezifikation soll laut Gematik im Spätsommer feststehen. Damit erfüllt die Gematik eine gesetzliche Anforderung (§ 312 SGB V), wonach die Spezifikation allerdings schon zum 1. Dezember 2021 hätte veröffentlicht werden sollen. Patienten sollen die Einlöse-Option schließlich „ab 2023“ nutzen können.

Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) teilte gegenüber Handelsblatt Inside mit, dass nun ein guter Moment sei, um Patienten die Einlösung eines E-Rezepts per eGK zeitnah anzubieten. Es verweist darauf, dass bisher rund 90.000 E-Rezepte eingelöst wurden.

Die Nutzerzahl des E-Rezepts ist bei rund 450 Millionen Verordnungen pro Jahr in Deutschland weiterhin niedrig. Nur wenige Ärzte verfügen über die Technik, ein E-Rezept auszustellen. Patienten, die ein E-Rezept erhalten, können dieses bislang nur auf zwei Wegen in einer Apotheke einlösen: mit einem ausgedruckten Code oder der E-Rezept-App. Die entsprechende App der Gematik erfordert aber eine Authentifizierung mit einer eGK der neuesten Generation. Nur sehr wenige Patientinnen nutzen deshalb die App. Ärzte kritisieren, dass die damit einhergehende Notwendigkeit, den E-Rezept-Code in der Regel auszudrucken, hohen Aufwand und hohe Kosten verursacht.

Die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe will ab dem 1. September das E-Rezept flächendeckend unter ihren Mitgliedern einführen. Sie begrüßt die Option, das E-Rezept auch mit der eGK übermitteln zu können. Der Übertragungsweg sei dadurch für Patienten sehr einfach. Dies werde für die „Akzeptanz des E-Rezepts sehr förderlich sein und auch in den Praxen und Apotheken viel Zuspruch finden“, schreibt die KV. Sie bedauere aber den Zeitplan, da die Option voraussichtlich erst Anfang 2023, und damit nach ihrer Rollout-Phase, umgesetzt werden könne.

PIN-Eingabe nicht erforderlich

Die Entwurf-Spezifikation der Gematik sieht vor, dass Patientinnen E-Rezepte mittels eGK in Apotheken ohne PIN-Eingabe einlösen können. So sollen etwa auch Angehörige von kranken und pflegebedürftigen Personen Medikamente in der Apotheke stellvertretend abholen können, da die Weitergabe einer PIN unzulässig sei. Versicherte seien angehalten, den Verlust einer eGK bei ihrer Krankenkasse anzuzeigen, damit die Karte gesperrt werden könne.

Online-Apotheken könnten hingegen durch die Einlöse-Option per eGK im Nachteil sein. Der Verband der europäischen Online-Apotheken, die European Association of E-Pharmacies (EAEP) betont trotzdem gegenüber Handelsblatt Inside, dass sie die Entwicklung begrüße. So würde die Akzeptanz des E-Rezepts gestärkt werden. Der Verband vertritt unter anderem Zur Rose und DocMorris.

Online-Apotheken im Gespräch mit Gesundheitsministerium

Die EAEP schränkt aber ein: „Die Möglichkeit des E-Rezept-Abrufs ohne E-Rezept-App oder Token sollte aus Gründen der Diskriminierungsfreiheit und im Rahmen des EU-Binnenmarktes allerdings für alle Versandapotheken bestehen.“ Dafür sollten die technischen Voraussetzungen geschaffen werden. „Wir befinden uns diesbezüglich bereits in einem direkten Austausch mit dem Bundesgesundheitsministerium“, schreibt die EAEP weiter. Zu möglichen Lösungen möchte sich der Verband aber nicht äußern.

In Österreich besteht die Möglichkeit, das E-Rezept mit der eGK einzulösen, schon länger. Dort wurden bis Mitte des Jahres 7,7 Millionen E-Rezepte ausgestellt. Allerdings geriet die flächendeckende Einführung des E-Rezepts zuletzt ins Stocken. „In den Apotheken fehlen rund 5000 Kartenlesegeräte, um eine geregelte Abgabe von Medikamenten an die Patientinnen und Patienten zu gewährleisten“, teilte die Österreichische Apothekerkammer Handelsblatt Inside Anfang Juli mit. Die einzige infrage kommende Lieferfirma könne diese frühestens Ende September ausliefern.

Ein Brancheninsider sieht dieses Problem auch auf Deutschland zukommen. Bisher gäbe es in Apotheken in der Regel nur zwei Kartenterminals. Für eine flächendeckende Nutzung des E-Rezepts mittels eGK wäre aber ein Gerät an jeder Apotheken-Kasse nötig.

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