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27.11.2020

18:25

Tech vs. Virus

Unternehmen setzen auf digitale Meditation

Von: Britta Rybicki

Achtsamkeits- und Meditations-Apps erleben in der Corona-Pandemie einen rasanten Nutzerzuwachs. Unternehmen wollen Mitarbeiter so durch die Corona-Pandemie begleiten.

Durch digitale Meditationsangebote wollen Unternehmen die Belastung ihrer Mitarbeiter mildern.

Mediations-Apps zur Entspannung

Durch digitale Meditationsangebote wollen Unternehmen die Belastung ihrer Mitarbeiter mildern.

Düsseldorf Geht es den Mitarbeitern gut, geht es auch der Firma gut. Dieses Credo scheint in Unternehmen angekommen zu sein, sie setzen zunehmend auf digitale Präventionsprogramme für die mentale Gesundheit. Jolawn Viktor ist bei dem britischen Anbieter der Meditations-App Headspace für das internationale Geschäft verantwortlich und berichtet von einer stärkeren Nachfrage von Unternehmenskunden seit der Corona-Pandemie. Wettbewerber wie Calm und 7mind machen ähnliche Erfahrungen.

Headspace ist mit 65 Millionen Nutzern in 190 Ländern vertreten. Seit März, also seit Beginn der Pandemie, sei die Zahl der Unternehmenskunden um 500 Prozent gewachsen. Nutzer können Audio- und Videokurse besuchen, um das Meditieren zu erlernen.

Von insgesamt 1300 Unternehmenskunden sitzen 400 in Europa — darunter Tesco, Großbritanniens größte Supermarktkette, sowie der deutsche Online-Modehändler Zalando und Delivery Hero. Deutschland ist neben den englischsprachigen Ländern der größte Markt für Headspace. „Deshalb wurde das lokale Angebot in deutscher Sprache gestartet. Zuvor war die App zwar überall verfügbar, allerdings nur auf Englisch“, sagt Viktor.

Die lokalen Kunden würden sich stark voneinander unterscheiden, führt Viktor fort: „In Deutschland setzen Nutzer Apps wie Headspace eher ein, um während der Arbeit fokussierter zu sein, nicht um zu entspannen.“

Von einem dramatischen Nutzerzuwachs berichtet auch der Wettbewerber Calm Handelsblatt Inside: Die Zahl der Downloads habe sich seit der Pandemie auf heute 90 Millionen verdoppelt, teilte das Unternehmen mit. Am beliebtesten waren zehnminütige Meditationen und Gutenachtgeschichten für Erwachsene. Auch die Zahl der Unternehmen, die Calm ihren Mitarbeitern anbieten, habe sich erhöht. Konkrete Zahlen will das Start-up allerdings nicht nennen.

Unter den deutschen Meditations-Apps ist „7mind“ der einzige Wettbewerber. Das Unternehmen bekommt dreimal so viele Anfragen von Unternehmen wie im Vorjahr, 1,8 Millionen Menschen haben die App bislang heruntergeladen. Unternehmen wie Fressnapf und Daimler, aber auch Schulen gehören zu der Kundschaft des Berliner Start-ups.

SAP digitalisiert Achtsamkeitsprogramm

Gebhard Hentschel ist Bundesvorsitzender der Deutschen Psychotherapeuten-Vereinigung (DPtV) und lehnt solche Anwendungen grundsätzlich nicht ab: Meditationsübungen dienten der Verminderung von Stress und Anspannung, sagt er. Deutlich erfolgreicher als eine App schätzt der Psychotherapeut allerdings Gruppenübungen ein. Das fördere die Motivation.

Hier schließt sich Peter Bostelmann vom Softwarekonzern SAP an: „Der Unterschied zwischen Apps und einem Unterricht ist das Gruppenerlebnis und die Diskussion. Dadurch können sich Teilnehmer in anderen Teilnehmern wiederfinden.“ Das erleichtere das Erlernen der Methoden deutlich.

SAP zählt zu den ersten Unternehmen, die für ihre Mitarbeiter Achtsamkeits- und Meditationsprogramme eingerichtet haben. Die Teilnehmerzahlen sprechen für sich: 11.400 Mitarbeiter haben zum Beispiel die zweitägige Einführungsveranstaltung Search Inside Yourself (SIY) besucht.

Während der Coronakrise fallen die persönlichen Treffen aus. „Dank Zoom kann man auch einen virtuellen Raum kreieren, die Übungen haben wir dem virtuellen Setting angepasst“, sagt SAP. SIY findet von nun an im Videochat insgesamt vier Stunden an vier Tagen statt, wie auch die täglichen halbstündigen Meditationsübungen. „Durch unser Programm wollen wir Menschen nicht schneller durch das Hamsterrad rennen lassen. Sie sollen sich eher fragen, wo sich die Arbeit vielleicht wie ein Hamsterrad anfühlt“, findet Bostelmann.

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