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15.04.2021

04:00

Technologie

Roboter-Arm von Moray Medical soll Herz-OPs für bestimmte Eingriffe überflüssig machen

Von: Jürgen Klöckner

Das US-Start-up hat einen Roboter-Katheter entwickelt, mit dem Kardiologen am schlagenden Herzen behandeln können. Nun erhält es frisches Kapital – auch von einem Berliner Wagniskapitalgeber.

„Existierende Technologien gelten als zu teuer und zu kompliziert“, sagt ein Kapitalgeber. Unternehmen

Roboter-Arm von Moray Medical

„Existierende Technologien gelten als zu teuer und zu kompliziert“, sagt ein Kapitalgeber.

Berlin Mit einem schlangenförmigen Roboter-Katheter wollen Mark Barrish und Phillip Laby Operationen am schlagenden Herzen erleichtern: Die beiden Gründer des US-Start-ups Moray Medical haben ein System entwickelt, das Kardiologen mithilfe eines robotischen Arms und einer dazugehörigen Software beim Eingriff unterstützt – etwa bei der Behandlung einer undichten Herzklappe.

Patienten müssen sich dafür bislang meist unter Narkose einer Operation unterziehen. Mit Hilfe des schlangenförmigen Roboter-Katheters hingegen soll der Eingriff ohne Operation möglich werden.

Für ihre Technologie hat das Start-up nun bei einer Seed-Finanzierungsrunde 5,7 Millionen Dollar eingesammelt. Beteiligt waren neben dem internationalen Investor VC 415 Capital auch der Berliner Wagniskapitalgeber Heal Capital, der von dem Verband der Privaten Krankenkassen getragen wird. „Wir halten Robotik-gestützte Operationen für einen der wichtigsten Medizin-Trends“, sagte Christian Weiß, Managing Partner bei Heal Capital.

Aktuell gebe es noch recht wenige Lösungen, die bei Kardiologen breiten Anklang finden würden. „Existierende Technologien gelten als zu teuer und zu kompliziert – kurz: Sie lassen sich nicht in den klinischen Alltag integrieren“, sagt Weiß. „Moray Medical halten wir für eine Ausnahme – die Lösung stößt in der Ärzteschaft auf großes Interesse. Deswegen haben wir uns für ein Investment entschieden.“

Im Kern besteht das System aus einem robotischen Arm und einem Navigationssystem. Der behandelnde Kardiologe sieht die Position des Katheters in einem virtuellen 3-D-Modell des Herzens und kann den Weg darin vorzeichnen. An der Spitze des Katheters sitzt ein 3-D-Ultraschallsystem, das die Strukturen des Herzens aufnimmt und diese auf einem Bildschirm dargestellt.

Die Gründer von Moray Medical wollen Kardiologen die Arbeit erleichtern – etwa bei der Behandlung undichter Herzklappen. Unternehmen

Phillip Laby und Mark Barrish

Die Gründer von Moray Medical wollen Kardiologen die Arbeit erleichtern – etwa bei der Behandlung undichter Herzklappen.

„Der Roboter bewegt sich anhand der virtuellen Darstellung bis zum und innerhalb des Herzens voran und bedient sich hierbei taktiler und Positionierungssensoren“, sagt Weiß. „Insgesamt ist dies ist ein gewaltiger Vorteil gegenüber bestehenden Systemen, bei denen der Arzt den Katheter eigenhändig durchs Herz bewegen muss und aufgrund der Vielzahl der zu bedienenden Drehknöpfe und Schalter häufig beide Hände benötigt.“

FDA-Zulassung steht noch aus

Das System steht allerdings noch am Anfang: Es ist bislang nur in Form eines Prototypen umgesetzt. Eine Zertifizierung durch die US-amerikanische Behörde FDA strebt das Start-up allerdings noch in diesem Jahr an. In drei bis fünf Jahren soll die Technologie dann auf den europäischen Markt gelangen. Sie stößt hier allerdings bereits auf Interesse.

„Meiner Einschätzung nach ist es ein Meilenstein für die interventionelle Kardiologie, wenn auch komplexe Eingriffe durch ein verkleinertes, Echokardiographie-gesteuertes Kathetersystem möglich sind“, sagt Bernhard Schieffer, Direktor der Kardiologie am Universitätsklinikum Gießen und Marburg. „Ich bin überzeugt, dass dies eine weitere Technologie ist, die sich in eine Serie von neuen interventionellen Techniken einreiht, die sich in den letzten Jahren etabliert haben und die langfristig zu einer schrittweisen Ablösung von operativen Eingriffen am Herzen führen wird.“

Dass der Arzt ein 3-D-Modell des Herzens erhalten soll, sei außerdem einmalig. Existierende Roboter ließen sich lediglich anhand eines 2-D-Modells steuern. Durch das System ließe sich präzise sehen, wo sich der Katheter zu jeder Zeit befinde. „Erfahrene Ärzte haben ein solches Modell im Kopf, wenn sie operieren“, sagt Schieffer. „Ärzte mit weniger Erfahrung könnte eine solche Technologie deswegen enorm unterstützen.“ Aber auch erfahrenen Ärzten könnte es hochkomplexe Eingriffe erleichtern, da sie noch mehr Sicherheit erhielten.

Der Experte sieht allerdings auch Nachteile. „Operateure müssen den Roboter nach wie vor adäquat bedienen – er macht nur das, was man ihm vorgibt“, sagt Schieffer. Nachlässigkeit aufgrund der technischen Hilfe könne gravierende Folgen haben. „Außerdem haben die Geräte einen hohen technischen Aufwand, wohingegen die Hand des erfahrenen Operateurs einen solchen Eingriff an Herzklappen in wenigen Minuten durchführen kann.“

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