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20.04.2023

07:36

TI Messenger

Sind nur Standardfunktionen interoperabel?

Von: Britta Rybicki

Damit Ärzte sich unabhängig von ihrem Messerenger-Dienst austauschen können, soll der TI-Messenger auf den Markt gebracht werden. Erste Firmen arbeiten an der Zulassung.

TIM startet als Nachrichteninstrument für das medizinische Personal. Der Austausch mit Patienten und weitere Funktionen wie die Videotelefonie kommen in späteren Stufen dazu. imago images/Cavan Images

TI-Messenger

TIM startet als Nachrichteninstrument für das medizinische Personal. Der Austausch mit Patienten und weitere Funktionen wie die Videotelefonie kommen in späteren Stufen dazu.

Düsseldorf Über den TI Messenger (TIM) soll sich in Zukunft das ganze Gesundheitswesen austauschen können. Ärzte setzen bereits auf Nachrichten-Apps wie Siilo. Firmen können ihre Software als TIM zertifizieren lassen. Dafür müssen sie Vorgaben der Gesellschaft Gematik erfüllen, die für das Gesundheitsdatennetz – die Telematikinfrastruktur (TI) – zuständig ist. Die technischen Voraussetzungen fasst die Gematik in einer Spezifikation zusammen.

Das Besondere an TIM: Alle Dienste basieren auf dem Matrixprotokoll, das vorgibt, wie die Daten ausgetauscht werden. Die Fähigkeit des Zusammenspiels verschiedener Messenger wird im Fachjargon Interoperabilität genannt. Sie führt in der Praxis dazu, dass medizinisches Personal unabhängig vom eingesetzten TIM-Dienst miteinander kommunizieren kann.

Florian Hartge ist bei der Gematik für Produktprozesse verantwortlich und bestätigt Handelsblatt Inside, dass die ersten Unternehmen den Zulassungsprozess gestartet haben. Dazu zählen die Start-ups Famedly und Awesome Technologies, wie die Unternehmen bestätigen. Auch im Gesundheitsmarkt etablierte Wettbewerber wie die CompuGroup Medical streben die Zertifizierung an. Gematik-Manager Hartge rechnet noch im zweiten Quartal mit der ersten TIM-Zulassung. Die TIM-Bewerber tippen hingegen auf die zweite Jahreshälfte.

TIM braucht Mehrwert

Die Hoffnungen in TIM, die Gesundheitsversorgungen zu verbessern, sind groß. Insider treiben allerdings noch offene Fragen um: Werden Ärzte die zertifizierten Messenger auch nutzen und welche Bedingungen müssen dafür erfüllt werden? TIM wird stufenweise eingeführt und startet als Nachrichteninstrument für das medizinische Personal. Der Austausch mit Patienten und weitere Funktionen wie die Videotelefonie kommen in späteren Stufen dazu.

Mark Langguth ist heute als Berater für Themen rund um die TI tätig, zwölf Jahre war er leitend bei der Gematik beschäftigt. „TIM muss Ärzten mehr praxisrelevante Funktionen anbieten als die Messenger, die es heute schon im Markt gibt“, sagt Langguth. Nur so würden Ärzte einen Sinn in einem Einstieg oder Wechsel erkennen. „Sowohl der Einstieg als auch die Umstellung auf TIM kostet schließlich Zeit und Geld.“

„Entlastung“ lautet Langguth zufolge das entscheidende Stichwort. So könnten Funktionen im TIM administrative Aufgaben abnehmen, etwa bei der Bestellung und Ausstellung eines Folgerezeptes. „Da es für solche Funktionen allerdings bislang keine technischen Vorgaben seitens der Gematik gibt, würden sich anbieterspezifische technische Prozesse hinter den Funktionen unterscheiden, sodass die Dienste hier nicht mehr interoperabel sind“, sagt er.

Start-ups sind für Schnittstellen

Phillipp Kurtz ist Gründer des Berliner Start-ups Famedly und schließt Langguths Befürchtungen, dass manche TIM-Funktionen unter den verschiedenen Anbietern nicht interoperabel sein könnten, nicht aus. „Die Gefahr besteht“, sagt er. Gleichzeitig verweist er auf das Matrixprotokoll, wodurch grobe Unterschiede ausgeschlossen werden könnten. Auch der Gematik-Manager Hartge führt als Gegenargument zu fehlender Interoperabilität bei neuen Funktionen auf Nachfrage das Matrixprotokoll an.

Christoph Günther hat Awesome Technologies gegründet und ist mit Arvato Systems im TIM-Zulassungsprozess. „Wir werden von Anfang an Schnittstellen bauen, sind aber auf die Hersteller von Primärsystemen angewiesen“, sagt er. Das sind zum Beispiel Praxisverwaltungssysteme oder Krankenhausinformationssysteme, über die Prozesse in der jeweiligen Einrichtung gemanagt werden. Für seinen TIM-Dienst hat er große Pläne: „Wir wollen möglichst zügig möglichst viele Features anbieten“, sagt er. Konkret stellt er sich fallbasierte Kommunikationsfunktionen mit einem Anamnesebogen vor.

Die CompuGroup Medical (CGM) berichtete von einer tiefen Integration des TIM in die eigenen Primärsysteme. „Der Messenger wird also Teil der Funktionalität, die ein Arzt in seinem Primärsystem nutzen kann und kein ,Exot“, der zusätzlich in seine IT-unterstützten Workflows zu integrieren ist“, teilt die CGM mit.

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