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13.01.2023

06:15

Energiewende

Bei den digitalen Stromzählern soll es endlich vorangehen

Von: Christoph Herwartz, Klaus Stratmann, Nina C. Zimmermann

Intelligente Stromzähler ermöglichen günstigeren Strom für Kunden. Doch die Smart Meter sind noch viel zu wenig in den Haushalten vorhanden. Das soll sich ändern.

Intelligente Stromzähler helfen dabei, den Stromverbrauch in Abhängigkeit von aktuellen Strompreisen zu steuern.(Foto: dpa)

Smart Meter in privatem Haushalt

Intelligente Stromzähler helfen dabei, den Stromverbrauch in Abhängigkeit von aktuellen Strompreisen zu steuern.

(Foto: dpa)

Die Strompreise schwanken im Laufe von 24 Stunden stark – unter anderem, weil die Stromproduktion aus Wind- und Sonnenenergie wechselnde Mengen liefert. In der Nacht zu Mittwoch beispielsweise war Strom im Großhandel extrem billig: Eine Megawattstunde war für einen Cent zu haben. Ein Tesla Model 3 ließe sich mit dieser Strommenge mindestens 13 Mal aufladen. Doch in den Haushalten kommen solche Preise bislang nicht an.

Abhilfe schaffen sollen intelligente Stromzähler, sogenannte Smart Meter. Die Geräte sind in der Lage, ihre Messwerte sekundengenau zu versenden. Dadurch können die Stromanbieter flexible Tarife anbieten, bei denen der Strom dann billiger wird, wenn er im Überfluss vorhanden ist – nachts etwa, wo er oft nur halb so viel kostet wie am Tage. Oder im Sommer, wenn Solaranlagen viel produzieren. Würden die europäischen Stromkunden ihre Nachfrage an die schwankenden Preise anpassen, könnten sie bis zu 71 Milliarden Euro pro Jahr sparen, schätzt der Branchenverband SmartEn.

Nach Angaben des Spitzenverbandes der Immobilienbranche, ZIA, sind aber erst bei weniger als einem Prozent der Haushalte Smart Meter vorhanden. Das will die Bundesregierung nun ändern. Ein diese Woche vom Kabinett verabschiedeter Gesetzentwurf sieht vor, dass mehr Smart Meter eingebaut werden – und zwar schneller und mit weniger bürokratischem Aufwand als bisher. In Ländern wie Finnland, Estland, Schweden, Italien, den Niederlanden oder Schweden sind Smart Meter teilweise schon seit Jahren weit verbreitet.

Mit dem „Gesetz zum Neustart der Digitalisierung der Energiewende“ (GNDEW) soll ab 2025 der Einbau der schlauen Zähler verpflichtend für Haushalte mit einem Jahresstromverbrauch von mehr als 6000 Kilowattstunden (khW) oder einer Photovoltaikanlage mit mehr als sieben Kilowatt installierter Leistung sein. Ab dann soll es auch dynamische Stromtarife für alle geben, die Smart Meter nutzen. Auf den Einbau haben auch Haushalte ein Recht, die weniger als 6000 kWh verbrauchen – ein durchschnittlicher Vier-Personen-Haushalt verbraucht etwa 3500 kWh. Wer ein digitales Gerät beantragt, muss innerhalb von vier Monaten mit einem versorgt werden.

Smart Meter können auch helfen, die Stromnachfrage dem schwankenden Angebot aus erneuerbaren Energiequellen anzupassen, damit das Stromnetz stabil zu halten und die Nachfrage zeitlich umzuverteilen: Für eine Wärmepumpe und das Laden eines Elektroautos zum Beispiel braucht ein Haushalt nicht dauerhaft Strom, sondern könnte ihn dann beziehen, wenn er besonders billig ist – weil ausreichend Strom da ist.

Was Smart Meter bislang aber offenbar nicht schaffen: einen nennenswerten Beitrag zum Stromsparen zu leisten – und damit die Energiewende weiter voranzutreiben. Das geht aus einer Studie des gemeinnützigen Instituts für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) in Berlin hervor (hier als PDF), die vom Bundeswirtschaftsministerium gefördert wurde.

Die Forschenden haben dafür die Verbrauchsdaten von 1600 Haushalten mit Smart Meter ausgewertet. Demnach hat sich der Verbrauch bei einem Drittel fast nicht verändert. Bei den übrigen Haushalten fraß der Mehrverbrauch des einen Teils der Gruppe die Einsparung des anderen Teils auf. Zudem würde der geringere Verbrauch die Kosten für Einbau und Betrieb des intelligenten Zählers in der Regel nicht ausgleichen – auch wenn das neue Gesetz dafür Preisobergrenzen vorsieht, betonen die Fachleute.

Sie raten darüber hinaus, aus Umweltschutzgründen die Smart-Meter-Daten nur nach Bedarf zu erheben – etwa einmal in der Woche oder nur alle 15 Minuten bei flexiblen Tarifen. Alles andere verbrauche zusätzlichen Strom und steigere den CO2-Ausstoß. Aus diesem Grund sollten auch Dienstleistungen, die etwa ineffiziente Geräte erkennen und den individuellen Stromverbrauch visualisieren, nur auf ausdrücklichen Wunsch eines Haushalts und auch nur vorübergehend eingesetzt werden.

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