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18.03.2022

06:15

ESG

Asset-Manager müssen Strategien anpassen

Von: Katja Bühren

In der Branche steigt das Nachhaltigkeitsbewusstsein, auch der Verzicht auf Rendite ist kein Tabuthema. Einige Unternehmen setzen sich feste Ziele.

Der Druck auf Asset-Manager und Investoren wächst, sich mit dem Thema Nachhaltigkeit stärker auseinanderzusetzen. Die Firmen stehen dabei vor einem Spagat: Sie müssen ihre Geschäftsstrategien anpassen, um die Nachhaltigkeitskriterien für ihre Immobilien zu erfüllen. Gleichzeitig dürfen sie das Ziel, Erträge zu erwirtschaften, nicht aus dem Auge verlieren. Viele Firmen seien zum Teil jedoch bereit, „auf Rendite zu verzichten“, sagte Christoph Reschke, Geschäftsführer des Projektentwicklers und Investors Hines Immobilien Deutschland in einer von Colliers und Heuer Dialog organisierten Diskussionsrunde.

Reschke sprach sich dafür aus, nicht auf politische Vorgaben zu warten, sondern aktiv die Dekarbonisierung des Immobilienbestands voranzutreiben. „Ich glaube an den Wettbewerb.“ Entsprechend forderte er Unternehmen dazu auf, Ideen zu entwickeln. Aus dem Bestreben, es besser als die Konkurrenz zu machen, entstehe Dynamik.

Im Neubau gehe es zum Beispiel nun darum, Gebäude zu entwickeln, die mindestens 100 Jahre genutzt werden – selbst wenn man dann bei der Auswahl der Materialien oder mit Blick auf eine Umnutzung auf einen Teil der Rendite verzichten müsse, betonte Reschke. Beim Bestand solle man sich ganz genau anschauen, wie sich die Dekarbonisierung umsetzen lässt. „Das ist ein sehr individueller Ansatz.“

Jochen Schenk, CEO des Investmentmanagers Real I.S., machte an einem Beispiel klar, wie viel CO2 durch Bestandserhalt gegenüber dem Neubau eingespart werden könne. Sein Unternehmen baue derzeit ein Einkaufszentrum in Berlin zu einem Nahversorger mit Büroflächen um. Weil der Betonkern stehen bleibt, lasse sich die Immobilie – den Treibhausgas-Ausstoß für Abriss und Neubau gegengerechnet – „im Endeffekt 26 Jahre CO2-frei betreiben“.

Einen „großen Ruck in der Immobilienwirtschaft“, sich mit der Dekarbonisierung von Gebäuden auseinanderzusetzen, nimmt Jens Böhnlein, Global Head of Asset-Management bei Commerz Real, wahr. Vor allem Projektentwickler, die direkt in die Bauprozesse eingebunden seien, würden Lösungen entwickeln, die auf eine größer werdende Bereitschaft der Investoren treffen, „etwas mehr Geld zu investieren, um langfristig nachhaltige Produkte im Portfolio zu haben“.

Commerz Real habe festgelegt, welche Ziele im Kontext der EU-Offenlegungsverordnung erreicht werden sollen und dazu Ziele im Asset-Management definiert. Nun werde festgelegt, welche Immobilien zuerst angefasst werden müssten. „Es gibt Möglichkeiten, in den Beständen ohne große Kapitalmaßnahmen zu agieren“, berichtete er. Digitale Lösungen ermöglichten zum Beispiel einen effizienteren Betrieb der Haustechnik. Damit könne man sich zwei, drei Jahre Zeit verschaffen. „Aber dann muss etwas getan werden.“

Einen ähnlichen Weg geht Real I.S. Auch das Unternehmen ermittelt, in welcher Reihenfolge Immobilien saniert werden müssten, damit sie den wachsenden Ansprüchen genügen. Es gehe darum, mit überschaubaren Maßnahmen auf der Kurve zu bleiben, so CEO Schenk. Derzeit sei klar, dass bei 80 Bestandsimmobilien ab 2030 der CO2-Ausstoß zu hoch sei. Deshalb „definieren wir einen Investitionsplan, um sie wieder fit zu machen“. Weitere 100 Gebäude würden dann bis Mitte des Jahres analysiert. „Dann haben wir einen dezidierten Plan“, um auf Grundlage der EU-Offenlegungsverordnung „die Dekarbonisierung hinzubekommen“.

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