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22.07.2022

06:15

Stimmungsindex

JLL fürchtet negative Folgen für Immobilienfinanzierer

Von: Katja Bühren

Die Finanzierungsbedingungen für alle Assetklassen der Branche haben sich verschärft. Am deutlichsten trifft es Wohnimmobilien.

Der starke Zinsanstieg und die unsicheren Konjunkturaussichten in Kombination mit den hohen Baukosten werden nach Ansicht der Branchengröße JLL auch negative Spuren bei den Immobilienfinanzierern hinterlassen. Da viele Projekte derzeit auf Eis gelegt würden, blieben auch die dazugehörigen Finanzierungen aus, warnt Timo Wagner, bei JLL Deutschland verantwortlich für Debt Advisory. „In der Folge werden sicherlich einige Banken Marktanteile verlieren, da Projektentwicklungen einen Großteil der Umsätze ausgemacht haben.“

Mit Blick auf verschobene oder gestrichene Wohnungsbauprojekte sprach Dirk Salewski, Präsident des Bundesverbands Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen (BFW), jüngst von der „Vollbremsung einer ganzen Branche“.

Dass an den Finanzierungsmärkten derzeit Krisenstimmung herrscht, deutet der Deutsche Immobilienfinanzierungsindex (Difi) an, der von JLL und dem Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) erstellt wird. Im zweiten Quartal 2022, in dem Experten für den Difi erstmals nach Ausbruch des Kriegs in der Ukraine befragt wurden, verlor der Index gegenüber dem Vorquartal knapp 52 Punkte und rutschte auf minus 44,5 Punkte ab.

Im ersten Quartal war der Difi zum ersten Mal seit Monaten bereits wieder gesunken. „Die negativen Einschätzungen zeigen die Sorge über die gesamtwirtschaftliche Entwicklung in Deutschland, die sich auch auf die Immobilienmärkte auswirken könnte“, sagt Helge Scheunemann, Research-Chef bei JLL.

Laut Wagner haben sich die Finanzierungsbedingungen für alle Assetklassen gleichermaßen verschärft. Am deutlichsten ging es für Wohnimmobilien nach unten. Hier brach der Difi-Situationsindikator um 66,7 Punkte ein, die Erwartungshaltung um 54,2 Punkte. Konkret forderten die Kreditinstitute höhere Eigenkapitalquoten und ein umfangreicheres Paket an Sicherheiten, das zum Beispiel höhere Vermietungs- oder Verkaufsquoten umfasse. „In den kommenden Monaten wird die Immobilienlandschaft die Maßnahmen und Ankündigungen der EZB genau verfolgen, um hieraus Schlüsse für die eigenen Geschäftsbereiche und Businesspläne zu ziehen.“

Ob sich die Stimmung auf den Finanzierungsmärkten in den kommenden Monaten wieder verbessert, hänge stark vom Zinsumfeld ab, so Wagner. Steigen die Zinsen weiter, werde ein Investment in Immobilien unattraktiver im Vergleich zum Beispiel zu US-Staatsanleihen. Der Experte erwartet eine Zinserhöhung angelehnt an die Inflation. Sobald die Inflationsrate wieder sinkt, „gehe ich ebenso von einer Korrektur der Zinsen nach unten aus“. Die für den Difi befragten Experten und Expertinnen schätzen die Finanzierungsmärkte in den kommenden Monaten (minus 35,5 Punkte) übrigens bei Weitem nicht so schlecht ein wie die aktuelle Lage (minus 53,4 Punkte).

An der quartalsweise durchgeführten Umfrage für den Index beteiligten sich im Mai 2022 insgesamt 25 Fachleute. Sie gaben ihre Einschätzungen zur Marktsituation (vergangene sechs Monate) und zu den Erwartungen an das kommende halbe Jahr. Der Indexwert wird aus dem Saldo zwischen den positiven und negativen Antworten gebildet.

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