Die Landesbank profitiert von der Marken- und Vertriebsstärke der Immobilienbank. Mit der Übernahme entsteht der größte gewerbliche Immobilienfinanzierer in Deutschland.
Berlin Hyp
Die Berlin Hyp wandert unter das Dach der LBBW. Die Marke soll zunächst erhalten bleiben.
Quelle: Bloomberg
Die Sparkassen haben den Verkauf der Berlin Hyp besiegelt. Neuer Eigentümer wird die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW). Im Gegensatz zu den unterlegenen Kaufinteressenten DekaBank und Helaba war die LBBW bereit, den Kaufpreis komplett in bar zu bezahlen, was ausschlaggebend für den Zuschlag gewesen sein dürfte. Laut Finanzkreisen wird die Landesbank den Sparkassen 1,4 Milliarden Euro überweisen, was leicht unter dem Buchwert der Berlin Hyp inklusive Reserven liegt.
Mit der Übernahme entsteht der größte gewerbliche Immobilienfinanzierer in Deutschland. Zusammen bringen es Berlin Hyp und LBBW auf ein Kreditvolumen von etwa 51 Milliarden Euro (Stand 30. Juni 2021). Damit bringen sie deutlich mehr Gewicht auf die Waage als der bisherige Platzhirsch DZ Hyp, der auf rund 42 Milliarden Euro (Stand 31. Dezember 2020) kommt.
Der Schwerpunkt liegt bei beiden Instituten auf dem heimischen Immobilienmarkt, bei der Berlin Hyp noch stärker als bei der LBBW. In den Kreditportfolios dominieren jeweils Bürogebäude und Wohnimmobilien.
LBBW-Chef Rainer Neske zufolge passt die Berlin Hyp „mit ihrem ertragsstarken, risikoarmen und auf Nachhaltigkeit fokussierten Geschäftsmodell hervorragend zur LBBW“. Mit der Übernahme leistet die LBBW zudem einen „großen Beitrag zur Bündelung der Kräfte im öffentlich-rechtlichen Bankensektor“. Immobilienvorstand Thorsten Schönenberger formuliert den Anspruch, „der innovativste Immobilienfinanzierer in Deutschland zu sein“. Auch im Corona-Umfeld sehe er „sehr gute Perspektiven für das gewerbliche Immobiliengeschäft“.
Nach Ansicht von Finanzexperten dürfte hinter dem Kauf das Kalkül stehen, mit stärkerem Gewicht in die Konsolidierungsdiskussionen im Sparkassenlager zu gehen. Vor einigen Monaten schien die von Sparkassenpräsident Helmut Schleweis forcierte Bildung eines Spitzeninstituts am Widerstand innerhalb der Sparkassenorganisation zu scheitern. Doch zuletzt fanden sich für das Projekt hochrangige Befürworter.
„Die LBBW fühlt sich eigenständig und will sich unter keinen Umständen bei einer Konsolidierung einer anderen Landesbank unterordnen“, sagt ein Banker. Das Gleiche gelte für die Helaba, die ebenso eine aktive Rolle bei der Formung eines Spitzeninstituts spielen wolle. Mit der Übernahme der Berlin Hyp dürften die Baden-Württemberger momentan jedenfalls die Nase vorn haben.
Die Immobilienbank soll innerhalb der Landesbank als eigenständige Tochtergesellschaft weitergeführt werden. Die Marke bleibt also zumindest vorerst erhalten. „Für Kunden sowie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der LBBW und der Berlin Hyp ändert sich damit nichts“, heißt es in einer Pressemitteilung.
Fachleute gehen davon aus, dass eine Bestandsgarantie für die Belegschaft Teil der Vertragsbedingung ist. Das sei üblich und meistens bindend für einen Zeitraum von zwei bis drei Jahren. „Die werden die Bank erst mal so weiterlaufen lassen, und nach einer gewissen Zeit werden sich die Vorstände zusammensetzen und schauen, wo sie Synergien heben können“, prognostiziert ein Marktkenner das Vorgehen.
Kostensynergien dürften vor allem in marktfernen Bereichen wie im Controlling oder in Rechts- und Personalabteilungen entstehen, weniger im Vertrieb. Dort zeigt die Berlin Hyp nach Wahrnehmung von Wettbewerbern eine stärkere Präsenz in den einzelnen Regionen als die neue Konzernmutter. Die LBBW habe zwar ein recht großes Kreditbuch. Ihr Neugeschäft generiere sie aber zum wesentlichen Teil mit großvolumigen Einzelengagements. Bei der mittelständisch geprägten deutschen Immobilienwirtschaft spiele die Landesbank dagegen eher eine untergeordnete Rolle. Da profitiere die LBBW also von der Berlin Hyp, die deutlich breiter aufgestellt sei. Außerdem dürfte der Zugang zu den Sparkassen, den die Berlin Hyp in den vergangenen Jahren aufgebaut hat, nützlich sein.
Für die Immobilienbank wiederum könnte sich die gute Kapitalausstattung der Konzernmutter als vorteilhaft erweisen. Zum 30. Juni 2021 lag die Kernkapitalquote der LBBW bei 14,9 Prozent, die Berlin Hyp kommt auf 13,3 Prozent (Stand 30. September 2021). Einfacher dürften zudem künftig die Diskussionen mit dem Eigentümer werden. Schließlich gibt es nur noch einen und nicht mehr viele, mit denen sich der Vorstand abstimmen muss.
Auch wenn es bei der Berlin Hyp mittelfristig zu einzelnen Synergiemaßnahmen kommen sollte, dürfte die Marke noch eine Weile erhalten bleiben. Die sei schließlich positiv besetzt, am Kapitalmarkt sowie bei Kunden. „Ich kann mir deshalb sehr gut vorstellen, dass sie noch viele Jahre erhalten bleibt“, sagt ein Marktteilnehmer.
Curth Flatow, geschäftsführender Gesellschafter der FAP Group, glaubt nicht, dass es für längere Zeit eine Zwei-Marken-Strategie geben wird. Das sei nur dann sinnvoll, wenn sich die Kreditpolitik der beiden Marken voneinander deutlich unterscheiden würde. Das sehe er bei der LBBW und der Berlin Hyp aber nicht. Insbesondere im Wohnungsgeschäft würde er beide Banken als direkte Wettbewerber wahrnehmen.
Flatow rechnet mittel- bis langfristig mit einer „One-Brand-Lösung“ für die gewerbliche Immobilienfinanzierung im LBBW-Konzern. Allerdings könnte er sich gut vorstellen, dass man sich dafür entscheidet, das gesamte Geschäft bei der Berlin Hyp zu bündeln. „Die Berlin Hyp hat einen starken Namen, gerade bei ESG und Green Bonds. Ich würde mal ein großes Fragezeichen dahinter machen, ob die Marke langfristig verschwindet.“
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