Antje Leminsky ist Vorstandsvorsitzende des Finanzdienstleisters GRENKE AG mit Hauptsitz in Baden-Baden. Sie traf in der Handelslehranstalt Rastatt die Elftklässler mit dem Schwerpunkt Internationale BWL.
„Chef zu gewinnen“
Antje Leminsky (Mitte) ist Vorstandsvorsitzende des Finanzdienstleisters GRENKE AG mit Hauptsitz in Baden-Baden. Sie traf in der Handelslehranstalt Rastatt die Elftklässler mit dem Schwerpunkt Internationale BWL.
Bild: Juergen Altmann für Handelsblatt
Alle Chef-Besuche fanden vor Ausbruch der Corona-Pandemie statt.
Die Handelsblatt-Aktion „Chef zu gewinnen“ bringt jedes Jahr Topmanager in deutsche Schulen, wo sie sich den Fragen der angehenden Abiturienten rund um Berufs- und Karrierechancen stellen, aber auch ihre ganz persönlichen Erfolgstipps verraten.
Der Chef-Besuch in der Schule ist aber längst nicht alles: Bei einem Gegenbesuch auf der Chefetage erfahren die Oberstufenschüler, wie der Alltag „ihres“ Managers aussieht, wie in seinem Unternehmen gearbeitet wird – und ob es vielleicht sogar ein künftiger Arbeitsplatz für sie selbst sein könnte.
Die „Chef zu gewinnen“-Aktion ist ein fester Bestandteil der Initiative „Handelsblatt macht Schule“, mit der die Tageszeitung Wirtschafts- und Managementthemen stärker im Unterricht deutscher Schulen verankern möchte. Mehrere Dutzend Topmanager haben auf diese Weise schon ihre Erfahrungen mit Tausenden von Schülern geteilt.
Lust mitzumachen und einen Chef zu gewinnen? Hier geht es zu den Teilnahmebedingungen.
Frau Leminsky, Sie waren Unternehmensberaterin, IT-Leiterin, Gründerin und sind jetzt Vorstandsvorsitzende eines M-Dax-Unternehmens. Wie haben Sie immer gewusst, dass das jeweils das Richtige für Sie ist und wann es Zeit zu gehen ist?
Was ich mache, mache ich aus Leidenschaft und gerne gut. Nur so kann ich 150 Prozent geben und nur dadurch merke ich, ob alles passt oder es Zeit für etwas Neues ist. Ich gehe mit offenen Augen interessiert durch die Welt, liebe es, über den Tellerrand zu schauen, mich mit Menschen, auch aus anderen Branchen, auszutauschen. Das reflektiert. Genauso prüfe ich bewusst und regelmäßig, ob für mich alles passt, ob es meinem Unternehmen gut geht, wie ich bei GRENKE neue Impulse geben oder bekommen kann. Selbstreflektion – übrigens einer meiner Lieblingstipps!
Und was tun Sie, wenn sich in Ihrem Leben etwas falsch anfühlt? Schauen, wo sich etwas ändern lässt. Mal ein Beispiel: Vor zwei Jahren hatte ich gerade den Vorstandsvorsitz von Wolfgang Grenke übernommen – das war eine spannende, aber auch sehr fordernde Zeit. Irgendwann habe ich mir zwei Tage frei genommen und habe überlegt, wie waren die ersten Monate, wo stehen wir und was muss ich ändern, um besser zu werden. Am Ende hatte ich eine Zehn-Punkte-Liste – die ich dann konsequent abgearbeitet habe. Es läuft nie alles sofort und immer glatt. Und Erfolg ist keine Selbstverständlichkeit. Er muss jeden Tag aufs Neue erarbeitet werden.
Was stand auf dieser Liste drauf?
Es macht mich wirklich stolz, CEO eines so erfolgreichen Unternehmens wie der GRENKE AG zu sein, aber es ändert nichts an meiner Arbeitsweise. Ich messe mich nicht an Titeln, Gehalt oder Dienstwagen. Für mich zählt einzig die unternehmerische Herausforderung. Und die ist groß, wenn man sich zum Ziel setzt, etwas richtig Gutes noch besser zu machen. Nach meinem Start als Vorstandsvorsitzende, nach sechs Jahren auf einer anderen Position bei Grenke, musste ich mich neu organisieren. Ich konnte nicht mehr so viel operativ unterwegs sein, musste mir mehr Zeit für Strategie und Kommunikation einplanen, mich dafür aus einigen operativen Details rausnehmen. So etwas stand zum Beispiel auf der Liste. Und ganz unten, aber dennoch wichtig: „Mehr Zeit für mein Hobby Kochen einplanen.“ Die Lösung dafür war einfach, ich habe eine große, alleskönnende Küchenmaschine gekauft. Die spart Zeit.
Wie wird man ein erfolgreicher Gründer?
Man muss für eine Sache brennen, sie richtig mit Leidenschaft machen. Das ist schon mal ein sehr guter Anfang. Beharrlichkeit und Durchhaltevermögen sind ebenso wichtig. Und den Mut zu haben, etwas auszuprobieren und sich nicht von der ersten Panne beeindrucken zu lassen. Beim Gründen gibt es – wie im Leben – immer Höhen und Tiefen. Damit muss man umgehen können.
Ich bin sogar mal gescheitert, aber das ist nicht schlimm. Im Gegenteil: Scheitern kann durchaus Teil eines persönlichen Bildungsweges zum Unternehmer sein, wie bei mir. Eine positive Fehlerkultur gehört immer dazu, denn nur aus Fehlern kann man lernen. Das leben wir auch bei GRENKE so. Diesen Punkt fanden die Schüler übrigens besonders spannend, zu hören, dass auch Erwachsene Fehler machen, hinfallen... und wieder aufstehen.Und eine ganz entscheidende Erfahrung aus meinen Startups ist die Bedeutung des Teams. Man kann eine noch so gute Idee haben, wenn es beim Team hakt, wird es schwierig. Am besten ist es, wenn sich die Stärken der Leute ergänzen, sie unterschiedlich ticken, aber gemeinsam ein großes Ziel ansteuern.
Was haben Ihre Eltern gesagt, als Sie das erste Mal gegründet haben?
„Um Gottes Willen, du hast doch einen so sicheren Job. Und Mutter willst du doch auch noch werden.“ Meine Eltern waren also spontan eher wenig begeistert. Am Ende haben sie aber meine Entscheidung zu 100% unterstützt – wie immer. Dafür bin ich ihnen sehr dankbar.Deshalb mein Rat: Holen Sie möglichst viele verschiedene Meinungen ein. Gut zuhören, nachdenken und dann der Ratio und dem Herzen folgen!
Was macht einen guten Chef aus?
Wahre, große Chefs sind die, die ihre Mitarbeiter entwickeln – und die auch loslassen können, wenn sie sehen, dass ein Mitarbeiter mehr Potenzial hat. Das Ziel eines Chefs darf nicht sein, den persönlichen Machtbereich zu zementieren, sondern seine Mitarbeiter adäquat zu fördern.
Wurden Sie als Frau von Ihren Chefs je anders behandelt als ihre männlichen Kollegen?
Keine leichte Frage. Ich will sie mal so beantworten: Eine direkte Benachteiligung habe ich nie erlebt, dafür aber zwei Arten von Chefs: solche mit einem starken Frauenbild und Machos.Erstere haben mich im Bewerbungsgespräch NICHT gefragt, ob ich mir den Job wirklich zutraue und wie ich ihn mit zwei kleinen Kindern bewerkstelligen will – die waren selbst meist mit erfolgreichen und engagierten Frauen verheiratet. Die anderen haben ihre eigene Frau bewusst oder unbewusst reduziert und damit offenbar auch alle anderen Frauen.Wenn ich zurückschaue, dann waren meine Mentoren immer Vorgesetzte mit einem positiven, modernen Frauenbild. Und das muss unsere Gesellschaft durchdringen: Frauen können jeden Job machen, auch mit Kindern und sie verdienen das gleiche Geld. Punkt. Ich sitze bis heute in vielen Konferenzen immer noch als einzige Frau. Das muss sich ändern. Am besten durch Förderung und Vorbilder. Wenn Frauen in Führungspositionen erfolgreich sind, verändern sie die Wahrnehmung des Frauenbildes vieler Männer. Und das wirkt mittelfristig auf allen Ebenen – von der privaten Beziehung bis in den Vorstand.
Wenn mein Chef ein antiquiertes Frauenbild hat, was soll ich dann tun? Das Unternehmen wechseln?
Ganz allgemein muss jeder junge Mensch für sich immer wieder entscheiden, ob der Job einen so richtig erfüllt. Was lerne ich gerade auf meiner Position? Hilft mir das jetzt hier, um persönlich weiterzukommen? Und wenn man merkt, dass man nicht zufrieden sein kann und auch keine Unterstützung vom Chef – oder der Chefin – kommt, dann spricht nichts dagegen, die Fühler auszustrecken.Führungskräfte, die Frauen, den Nachwuchs, engagierte Talente fördern, gibt es in jedem Unternehmen. Man muss sie nur suchen.
Und im Übrigen geht es hier auch nicht nur um Mann und Frau, sondern um Vielfalt im Allgemeinen, um eine bunte Mischung an Erfahrungen. Ich setze bei meinen Teams überall, wo es geht, auf Vielfalt. Ich liebe es, unterschiedlichste engagierte Auszubildende und Mitarbeiter zu fördern. Diversität bringt einfach bessere Ergebnisse zutage und ist enorm wichtig für den Unternehmenserfolg. Das ist messbar.
Haben Sie Konkurrenten? Wie machen Sie die aus?
Die GRENKE AG finanziert seit 40 Jahren mittelständische Unternehmer und ist vielleicht das älteste FinTech Deutschlands. Wir helfen Kunden in 33 Ländern aus allen Branchen und das extrem schnell und unkompliziert. Insofern haben wir ein Leistungsversprechen, das man nicht so häufig auf dem Markt findet. Aber natürlich gibt es Mittbewerber und die beobachten wir. Das kann ein Startup mit einem interessanten Nischenangebot sein, aber ebenso ein großer Produktanbieter, der den Finanzierungsmarkt ausprobieren will.Daher beschäftigen wir uns im Management genau mit unserem Markt, der gar nicht so leicht abzustecken ist. Und natürlich unseren Angeboten, um immer die beste Lösung für unsere Kunden finden. Der Aufstieg in den M-Dax im letzten Jahr ist Anerkennung für unser Team, in den letzten mehr als 40 Jahren sehr viel richtig gemacht zu haben.
Und wie gehen Sie mit solch einer Konkurrenz um?
Wie sagte unser Gründer, Wolfgang Grenke immer so schön? „Wer nur kopiert, kann zwangsläufig nicht überholen.“ Daher ist unser Motto: wir gehen voran. Und wenn wir mal nicht die Schnellsten sind, dann versuchen wir, die Besten zu werden. Unser Wettbewerbsvorteil ist eindeutig die Kundennähe, die persönliche Betreuung. Das geht heute nicht nur physisch oder telefonisch, sondern auch digital per Video oder Live Chat. Schon immer, aber besonders in schwierigen Zeiten wie diesen ist das unheimlich wichtig – und bei vielen rein digital automatisierten Anbietern nicht der Fall. Zusätzlich sind wir sehr schnell und unkompliziert. Eine gute Kombi. Unternehmertum muss bei GRENKE nicht lange warten. Diese Differenzierung herauszuarbeiten und sichtbar zu machen, ist die wirkliche Kunst.
Frau Leminsky, ich danke Ihnen für das Gespräch!
Mehr: Aktion „Chef zu gewinnen“ – hier finden Sie die Topmanager und Topmanagerinnen im Porträt.
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