Christopher Mennekes, geschäftsführender Gesellschafter der Mennekes Gruppe, verriet angehenden Industriekaufleuten vom Hansa-Berufskolleg in Münster, warum er doch nicht Drummer wurde, sondern ins Familienunternehmen einstieg.
Christopher Mennekes von der Mennekes Gruppe
Bild: Sven Vüllers
Der 43-Jährige Mennekes führt das „Steckerimperium“ aus dem sauerländischen Kirchhundem in dritter Generation. Das Kerngeschäft mit Industriesteckern und -steckdosen ist mittlerweile vom wachsenden Geschäft mit Ladesäulen und Steckern für E-Autos überholt worden, die europaweit Standard sind.
Welchen wichtigsten Rat geben Sie Ihren Auszubildenden?
Christopher Mennekes: Ich sage unseren Azubis immer: Seien Sie interessiert, fokussieren Sie sich nicht zu sehr auf ein Thema. Versuchen Sie übergreifend zu sehen, was in anderen Unternehmensbereichen passiert. In der Ausbildung hat man ja den Vorteil, dass man viel herumkommt, dass man überall mal reinschauen kann. Diese Zusammenhänge zu begreifen ist ein guter Grundstock, um dann später für sich zu erkennen, was will ich eigentlich? Aber auch, um zu wissen, wie ein Betrieb funktioniert. Diejenigen, die das drauf haben, die wissen, wenn ich dieses tue, dann passiert jenes: Das sind irgendwann wertvolle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Wie sind Sie ins Familienunternehmen gekommen?
Christopher Mennekes: Für mich war es nicht immer klar, dass ich ins Familienunternehmen gehe. In meiner Jugend war ich eher auf Distanz zum Unternehmen. Ich wollte als Christopher und nicht als „Stecker-Sohn“ gesehen werden, habe mich mit allen möglichen Dingen beschäftigt, war vielfältig interessiert. Irgendwann hat mich dann die Musik gepackt – bis heute eine große Leidenschaft von mir – und ich habe in einer Punkrock-Band gespielt. Nach dem Abitur 1998 bin ich zur Bundeswehr gegangen, damals gab es noch die Wehrpflicht. Zuerst war ich im Wachbataillon, später im Stabsmusikkorps. Da habe ich kurzzeitig überlegt, ob ich das vielleicht beruflich machen soll und habe mir bei der Bundeswehr mal so einen Orchester-Betrieb angeschaut: Ich habe festgestellt, dass ein Orchester-Job auf Dauer dann doch nichts für mich ist, denn es gibt viele Faktoren in diesem Beruf, die man nicht beeinflussen kann und die frustrieren können.
Da habe ich gesagt, vielleicht bleibt das doch besser Hobby, und ich gehe in Richtung Betriebswirtschaft, weil das universell ist. Ganz unabhängig vom Familienbetrieb, aber dann wäre die Möglichkeit zumindest gegeben dort einzusteigen. Im Studium war es mir ab und an etwas zu theoretisch. Erst dann habe ich wieder die Nähe zum heimischen Unternehmen gesucht, in den Semesterferien dort gearbeitet. Die Theorie sozusagen in den eigenen Betrieb gelegt, um zu schauen, wie es in der Praxis funktioniert. So kam es dann.
Es war also eine allmähliche Annäherung?
Christopher Mennekes: Ja. Für mich jedenfalls gilt das Sprichwort „Appetit kommt beim Essen“. In einem Betriebswirtschafts-Studium gibt es viel graue Theorie, wobei der Praxisbezug für mich immer sehr wichtig und motivierend war. Ich wollte dann auch sehen, wie es im Betrieb tatsächlich läuft.
Und dann muss man sich hier und da mit Themen beschäftigen, die zunächst nicht so spannend sind. Wenn man aber irgendwann ein bestimmtes Wissen aufgebaut hat, Zusammenhänge erkennt, wenn man merkt, dieses Wissen wird von Kollegen und anderswo geschätzt, dann gibt das einen ziemlichen Motivationsschub. Dann weiß man, ich kann hier was beitragen. Dann macht es Spaß. Auch vielleicht Jobs oder Tätigkeitsfelder, die ich vorher als langweilig abgelehnt hätte. Und dann lernt man immer weiter dazu, das hört nie auf.
Wie wichtig sind Auslandsaufenthalte für die Karriere?
Christopher Mennekes: Meine Eltern waren so herzlos und haben mich im zarten Alter von 15 Jahren für ein Dreiviertel-Jahr in ein englisches Internat geschickt (lacht). Richtig so mit Schul-Uniform, jeden Morgen in die Kirche. Ich konnte noch nicht so gut Englisch sprechen, sollte das dann verbessern. Damals, das war 1995, da gab es keine Handys, kein Internet. Sondern man war wirklich abgeschnitten und aufs Briefe schreiben fixiert. Ich hatte damals meine erste große Liebe, zwei Wochen bevor ich nach England ging, das war ziemlich schlechtes Timing…
Das war so ein Moment, in dem ich ins kalte Wasser gesprungen bin. Das sollte man immer wieder tun! Sich in Dinge reinwagen, einfach ausprobieren und dadurch Erfahrungen sammeln. Die ersten beiden Nächte im Internat habe ich ins Kopfkissen geheult, nach einem Dreivierteljahr wollte ich fast nicht mehr nach Hause.
Wenn Sie die Möglichkeit haben, ins Ausland zu gehen, machen Sie das! Das war wirklich sehr prägend. Natürlich auch die geschäftlichen Auslandserfahrungen. Diesen Kulturaustausch zu haben, zu schauen, wie Betriebe anderswo funktionieren: Das ist sehr bereichernd.
Wie sind Sie Geschäftsführer geworden?
Christopher Mennekes: Nach zwei Jahren bei Busch-Jaeger/ABB bin ich ins heimische Unternehmen gewechselt, weil wir in unserer Tochtergesellschaft in England eine Vakanz im Management hatten. Eine gute Chance für mich, ins Unternehmen reinzukommen und mich ein Stück weit zu bewähren. In einer Vertriebsgesellschaft mit 15 Mitarbeitern, Außendienst, großem Lager und einer kleinen Montage. Das war mein erster Testlauf als Chef sozusagen.
2011 bin ich nach Deutschland zurückgekehrt und habe den Staffel-Stab meines Vaters übernommen. Ich habe zwei jüngere Brüder, die beide nicht ins Unternehmen wollten, aber sehr froh sind, dass es einer aus der Familie macht, der auch operative Verantwortung übernimmt. Es gibt also nicht nur den Namensträger, sondern nach wie vor die Familie, die das Interesse hat, dass der Laden gut läuft. Dass es kulturell passt. Dass Nachhaltigkeit und andere kontrovers diskutierte Themen nach vorne gebracht werden.
Was machen Ihre Brüder beruflich?
Christopher Mennekes: Der mittlere, Steffen, arbeitet als Schauspieler und Synchronsprecher in Berlin. Und der jüngste, Michael, ist Journalist. Er arbeitet in Hamburg für Medienagenturen und als Moderator.
Mennekes ist stark gewachsen. Spürt man trotzdem noch, dass es ein Familienunternehmen ist?
Christopher Mennekes: Familienunternehmen sind wir, das wollen wir bleiben, dafür trete ich an. Ich glaube, unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter würden auch bestätigen, dass es neben der Familie Mennekes so etwas wie eine „Mennekes-Familie“ gibt: also einen gewissen familiären Geist, was die Unternehmenszugehörigkeit angeht. Wir sind in der Region schon ein angesehener Arbeitgeber. Wahrscheinlich, weil bei uns viele positive Faktoren zusammenkommen. Dass wir sehr innovativ sind, inhaberseitig stark investieren, nicht nur in innovative Produkte, sondern auch in gescheite Arbeitsplätze, modernste Maschinen. So dass es vorangeht bei uns. Die Leute wissen auch, dass sie dazu alle einen Beitrag leisten.
Und wir bedienen Zukunftsthemen. Wir haben durch die Elektrifizierung der Welt unglaubliche Marktchancen. Die haben wir bisher gut ergreifen können.
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