Lieber mutig Fehler machen und aus ihnen lernen, als abzuwarten, empfiehlt Frank Karsten angesichts des Megatrends Digitalisierung.
Frank Karsten
Der Vorsitzende der Vorstände der Stuttgarter Versicherungsgruppe diskutierte mit dem Wirtschaftskurs der 11. Klasse des Gymnasiums Rutesheim über Digitalisierung und wertvolle Auszeiten.
Bild: Jürgen Altmann für Handelsblatt
Ich bin einer der ersten Digital Natives: Als ich 1980 angefangen habe, Wirtschaftsinformatik zu studieren, ahnten nur wenige, dass die Digitalisierung einer der einschneidensten Megatrends für unsere Gesellschaft und Wirtschaft werden würde.
Dieser Megatrend stellt heute nicht nur die Versicherungsbranche vor große Herausforderungen: Viele Arbeitsplätze in der klassischen Sachbearbeitung werden in den nächsten Jahren verloren gehen, weil wir eine massive Automatisierung erleben, die durch künstliche Intelligenz ermöglicht wird. Unsere Aufgabe ist es, diesen Menschen einen Weg in die Zukunft zu zeigen und sie frühzeitig weiter zu qualifizieren.
Ein klares Nein. Das ist ein Thema, das wird seit einigen Jahren stark gehypt – aber schon jetzt gibt es 80 Prozent der Startups nach kurzer Zeit nicht mehr. Die Kernproblematik ist: Mit den meisten unserer Versicherungsprodukte, wie beispielsweise Berufsunfähigkeitsversicherungen oder private Altersvorsorge, setzt sich niemand gerne selbst auseinander. Hinzu kommt: Die Produkte sind extrem komplex und individuell. Das geht nicht mit drei Klicks im Internet. Deshalb braucht man für solche Versicherungen eine kompetente Beratung – und das können und wollen Fintechs nicht leisten.
Ich muss als Führungskraft nicht alles selber machen, sondern delegieren lernen – und mir Freiräume schaffen. Das tue ich auch ganz konsequent zweimal im Jahr für zwei bis drei Wochen. Auf Fernreisen, beispielsweise nach Botswana oder Laos, sammele ich neue Kraft. Da ich sehr gerne fotografiere, genieße ich die Ruhe auf einer Foto-Safari und warte geduldig, bis sich Elefanten, Löwen oder andere Tiere zeigen. Solche Auszeiten sind unverzichtbar – und machbar. Denn jeder ist mal für ein paar Wochen ersetzbar – auch ein Chef.
Im Nachhinein ist man immer schlauer. Nicht alle meine Entscheidungen waren sicherlich immer richtig, das ist aber nicht das Problem. Derzeit herrscht in Deutschland eine Null-Fehler-Kultur, das wird uns aber auf Dauer nicht weiterbringen. Wichtig ist vielmehr, sich diese Fehler einzugestehen und aus ihnen zu lernen.
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