Heike Birlenbach, Senior Vice President Customer Experience bei der Deutschen Lufthansa, stellte sich den Fragen von Oberstufenschülerinnen und -schülern der Beruflichen Schulen Bebra.
„Chef zu gewinnen“
Heike Birlenbach (vorne M.) stellte sich den Fragen von Oberstufenschülerinnen und -schülern der Beruflichen Schulen Bebra.
Bild: www.herwig-fotografie.de
Die Handelsblatt-Aktion „Chef zu gewinnen“ bringt jedes Jahr Topmanager in deutsche Schulen, wo sie sich den Fragen der angehenden Abiturienten rund um Berufs- und Karrierechancen stellen, aber auch ihre ganz persönlichen Erfolgstipps verraten.
Der Chef-Besuch in der Schule ist aber längst nicht alles: Bei einem Gegenbesuch auf der Chefetage erfahren die Oberstufenschüler, wie der Alltag „ihres“ Managers aussieht, wie in seinem Unternehmen gearbeitet wird – und ob es vielleicht sogar ein künftiger Arbeitsplatz für sie selbst sein könnte.
Die „Chef zu gewinnen“-Aktion ist ein fester Bestandteil der Initiative „Handelsblatt macht Schule“, mit der die Tageszeitung Wirtschafts- und Managementthemen stärker im Unterricht deutscher Schulen verankern möchte. Mehrere Dutzend Topmanager haben auf diese Weise schon ihre Erfahrungen mit Tausenden von Schülern geteilt.
Lust mitzumachen und einen Chef zu gewinnen? Hier geht es zu den Teilnahmebedingungen.
Frau Birlenbach, hatten Sie nach dem Abitur einen Traumjob?
Nein, ehrlich gesagt hatte ich keine Ahnung, was ich beruflich machen sollte. Aber ich hatte einen Traum – zu reisen und etwas von der Welt zu sehen. Ich wollte nach der Schule diese Freiheit spüren, dass die Welt zum Greifen nah ist. Deshalb bin ich nach dem Schulabschluss erst einmal für ein Jahr nach Kanada gegangen – als Au Pair.
Was hat dieses Gap Year Ihnen gebracht?
Sehr viel. Ich habe dort unter anderem auch auf einer Tourismusmesse gearbeitet – und das war ein Schlüsselerlebnis für mich. Es hat mir so viel Spaß gemacht, mit verschiedenen Nationen zusammen zu arbeiten, Menschen von überall kennen zu lernen. Danach war für mich klar: Ich möchte im Tourismus bzw. international arbeiten.
Wie kamen Sie dann auf Lufthansa?
Zurück in Deutschland habe ich eine Tourismusschule besucht und danach zwei Jahre lang als Reiseleiterin gearbeitet, auf Kreta, den Kanaren und Tunesien. Langfristig wollte ich aber mehr und habe mich blind bei Lufthansa beworben – für den Check-In in Frankfurt, es sollte ein Einstieg parallel zu einem Studium sein. Das war dann mein Schicksal, dass dieser Jobeinstieg bei Lufthansa geklappt hat.
London, Mailand, Amsterdam – Sie sind im Laufe Ihrer bisherigen Karriere viel rum gekommen. War das immer leicht?
Ich habe es immer sehr genossen, in anderen Ländern leben und arbeiten zu können. Auch wenn es natürlich für das Privatleben – mit Freunden und Familie – teilweise schon eine Herausforderung war. Als ich beispielsweise das Jobangebot hatte, nach Mailand zu gehen, hat sich mein Mann für die Zeit beruflich neu orientiert, um mich begleiten zu können.
Corona hat den internationalen Tourismus quasi zum Erliegen gebracht. Wie hat Lufthansa diese schwierige Zeit überbrückt?
Wir haben in der Hochphase der Pandemie unser Geld vor allem im Frachtbereich verdient – also mit dem Gütertransport. Natürlich hat das Frachtgeschäft den Ausfall vom Tourismus und Geschäftsreisen nicht komplett kompensiert. Wir müssen jetzt sehen, wie viele unserer Kunden – vor allem aber der Geschäftsreisende – zu uns zurückkommen. Und wie viele haben sich in zwei Jahren Corona daran gewöhnt, virtuell miteinander zu kommunizieren. Das wird die Herausforderung auch der nächsten Monate bei uns bleiben.
Sie sind seit 1990 bei Lufthansa. Ist Ihnen nie langweilig geworden?
Ich war in den letzten 30 Jahren in sehr vielen verschiedenen Bereichen bei Lufthansa tätig. Ich habe im Kabinenmanagement gearbeitet, also die Führung der Kabinenmitarbeiter an einem Standort, ich habe eine Airline – Lufthansa Italia – in Mailand geleitet, ich habe mehrere Jahre in London und in Amsterdam gelebt und gearbeitet, viele Jahre arbeitete ich im Vertrieb, hier in unterschiedlichen Rollen. Seit Anfang 2021 verantworte ich den Bereich Customer Experience für die Lufthansa Gruppe, hierzu gehören u.a. die Kundenstrategie, die Produktentwicklung an Bord und am Boden, aber auch das Servicing. Nein – langweilig ist es mir bei Lufthansa wahrlich nicht geworden.
Welche Eigenschaften muss man mitbringen, um Karriere zu machen?
Im Management muss man sehr flexibel sein und auch bereit sein, sein Privatleben flexibel zu gestalten. Ich bin sehr viel unterwegs, auch an den Wochenenden oder abends. So ein Leben, so einen Berufsalltag muss man wollen und mögen. Auf der anderen Seite suche ich mir meine Auszeiten im Alltag.
Wie sehen diese beispielsweise aus?
Ich rudere gerne auf dem Main, das mache ich sehr regelmäßig, auch morgens früh vor der Arbeit. Das hält mich fit und gibt mir jede Menge Kraft und Energie für den bevorstehenden Tag. Und dort habe ich jede Menge Freunde, die etwas völlig Anderes machen – das tut auch sehr gut. Außerdem wandere ich sehr gerne.
Mehr: Aktion „Chef zu gewinnen“ – hier finden Sie die Topmanager und Topmanagerinnen im Porträt.
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