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Chef zu gewinnen

15.08.2018

20:00

Jochen Fabritius, Vorsitzender der Geschäftsführung bei Xella

„In zehn, 20 Jahren wird man die Baubranche kaum wiedererkennen“

Von: Ulrike Heitze

Neue technische Möglichkeiten machen aus dem alten Handwerk eine hochmoderne Industrie. Davon profitieren nicht nur Bauherren, es werden auch spannende Jobs entstehen, erklärt Xella-Chef Fabritius.

Xella-Chef Jochen Fabritius zur Baubranche der Zukunft Frank Beer für Handelsblatt

Jochen Fabritius

Der Vorsitzende der Geschäftsführung beim Baustoffhersteller Xella besuchte das Norbert-Gymnasium im rheinischen Knechtsteden und stellte sich den Fragen der Schüler aus dem Sozialwissenschaftskurs der 11. Klasse.

Wie verändert die Digitalisierung Ihre Branche?

Unsere Branche war lange sehr traditionell geprägt und wenig digital. Man baute wie vor hunderten von Jahren. An vielen Materialien und Arbeitsweisen hat sich wenig geändert. Aber zurzeit ist eine wahre Revolution im Gange. Und in zehn, 20 Jahren wird man die Baubranche kaum wiedererkennen. Weil man durch die Digitalisierung zum Beispiel Bauprozesse ganz anders gestalten kann.

Altes Handwerk und traditionelle Materialien bekommen durch moderne Technik ganz neue Möglichkeiten. Und auch für Arbeitnehmer macht das die Branche deutlich interessanter.

Was heißt das konkret?

Wenn früher auf einer Baustelle etwas schief lief, hieß es: Vorschlaghammer raus und die Wand wieder einreißen. Heute bauen wir mit dem Computer das Gebäude digital vor. Erst wenn dort alles passgenau sitzt und der Bau fehlerfrei simuliert wird, füttern wir die Daten in unsere Produktion, fertigen die Teile individuell an und liefern just in time auf die Baustelle. Durch die Digitalisierung des gesamten Bauprozesses werden Zeit und Kosten gespart und die Fehlerquote deutlich reduziert.

Jochen Fabritius

Alter

45 Jahre

Job

Vorsitzender der Geschäftsführung der Xella Gruppe

Karriere

Jochen Fabritius studiert Wirtschaftsingenieurwesen (Schwerpunkt Bauingenieurwesen) in Braunschweig, Berlin, den USA und Kanada. Nach dem Diplom steigt er 1999 als Berater bei der Strategieberatung McKinsey ein. Nach zwei Jahren pausiert er für zwölf Monate, um seinen Doktor an der TU Berlin zu machen, und kehrt anschließend zu McKinsey zurück. 2007 wird er Partner. 2014 Wechsel nach Duisburg in die Geschäftsführung von Xella als Chief Operating Officer (COO), zuständig für den Bereich Technik. Seit 2016 ist er zusätzlich Vorsitzender der Geschäftsführung (CEO).

Branche

Baustoffe

Mitarbeiter

Rund 5.900 Mitarbeiter in 95 Werken in 20 Ländern sowie Vertriebsorganisationen in rund 30 Ländern. Davon rund 2.750 Mitarbeiter in Deutschland beziehungsweise 327 in der Firmenzentrale in Duisburg.

Kontakt

Daher ist Digitalisierung für uns kein Feigenblatt. Wir beschäftigen mittlerweile junge Mitarbeiter aus der Start-up-Szene, die uns helfen, digitale Anwendungen zu entwickeln und an den Kundenanforderungen auszurichten. Erst vor kurzem haben wir zum Beispiel in Polen eine App für private Bauherren online gestellt. Ein Einfamilienhaus baut man schließlich nur einmal im Leben. Über die App begleiten wir die Menschen durch diesen Prozess und bieten Unterstützung an.

Sie stellen Steine her. Was ist daran spannend?

Wir produzieren tatsächlich relativ simple Produkte. Und schaffen es, sie mit einer Gewinnmarge von über 20 Prozent zu verkaufen. Wenn das nicht spannend ist. Aber im Ernst: Es geht nicht allein darum, möglichst effektiv Steine herzustellen und zu verkaufen. Ein Beispiel: Eine schwedische Bank suchte einen Baustoffzulieferer für ihre neue Zentrale mitten in der Stockholmer Innenstadt. Eine undankbare Lage für ein großes Bauprojekt. Wir haben den Zuschlag erhalten, weil unsere Innenwände dünner sind als die anderer Hersteller. So brauchen wir statt 70.000 Lkw nur 50.000. In unserem Job geht es also vielmehr darum, die Probleme von Kunden zu erkennen und möglichst gut zu lösen.

Ist Baubranche auch in Ihrer Branche ein Schlüsselfaktor für die Zukunft?

Ich würde mir wünschen, dass das Thema Nachhaltigkeit beim Bauen noch deutlich mehr an Bedeutung gewinnt. Nicht zuletzt, weil ich mir davon Vorteile für unsere Produkte verspreche. Den Verschnitt unserer Ytong- oder Silka-Steine, der auf der Baustelle entsteht, sammeln wir zum Beispiel wieder ein, mahlen ihn und lassen ihn als Rohstoff wieder voll in die Herstellung neuer Baustoffe einfließen. Das geht auch mit rückgebauten Häusern aus unseren Baustoffen. Damit sind unsere Produkte vollständig recycelbar, und wir können in der Zukunft eine komplette Kreislaufwirtschaft etablieren. Insofern finde ich das Thema Nachhaltigkeit auch aus Unternehmenssicht wichtig und hochspannend.

Würde sich ein Ende der Niedrigzinsphase auf Ihre Branche auswirken? Rechnen Sie damit?

Steigende Zinsen würden dem Bauboom tatsächlich nicht gut bekommen. Dann hätten wir es als Baustoffhersteller sicher schwerer. Aber ich glaube nicht, dass ein Anstieg bevorsteht. Auch aufgrund der hohen Verschuldung des Staates hat dieser kein Interesse an Zinssätzen, wie sie in den 1980er und 1990er Jahren vorherrschten. Das kann aber natürlich alles passieren. Wenn so etwas passiert, wüssten wir, wie wir reagieren müssten.

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