Die Mensch-Maschine-Kooperation revolutioniert die Arbeitswelt, beobachtet Jürgen Holeksa. Attraktive Jobs gibt es dennoch auch in Zukunft.
Jürgen Holeska
Der Personalvorstand und Arbeitsdirektor beim Automobilzulieferer ZF Friedrichshafen besuchte das Dientzenhofer-Gymnasium in Bamberg. Er stellte sich den Fragen der Wirtschaft- und Recht-Schüler aus der 11. und 12. Klasse.
Bild: Alex Kraus für Handelsblatt
Schwedisch-amerikanische Forscher haben in der sogenannte Oxfordstudie vor einigen Jahren errechnet, dass über 40 Prozent der untersuchten 700 Berufe bald von Robotern und Computern erledigt werden könnten. Alle Welt schrie auf. In der Folge überboten sich die Medien mit immer noch höheren Zahlen. Ich habe keine Ahnung, welche nun stimmen. Ich denke, die Digitalisierung wird die Arbeit tatsächlich grundlegend verändern, aber sie ist nicht das Ende der Arbeit.
Wir werden in unseren Betrieben zum Beispiel mehr kollaboratives Arbeiten sehen: Der Roboter übernimmt manuelle Arbeiten. Und der Mensch überwacht, repariert, programmiert. Unsere Service-Mitarbeiter können heute schon zuhause am Laptop sehen, ob eine Maschine läuft oder nicht. Oft können sie den Fehler ferngesteuert beheben, ohne ins Werk kommen zu müssen. Zu bestehenden Berufsbildern werden neue Qualifikationen hinzukommen. Es werden neue Tätigkeiten entstehen, die teils sogar spannender sind als die alten. Wir bereiten unsere Azubis schon heute darauf vor und schulen auf neue Berufsbilder wie den Produktionstechnologen. Und da, wo organisiert und geführt werden muss, sind wir ohnehin noch recht weit weg davon ersetzt zu werden.
Die E-Mobilität wird kommen, ja. Aber auf dem Weg dahin dürfen wir den Diesel nicht kaputt reden. Wenn wir den Kohlendioxidausstoß reduzieren wollen, müssen wir noch eine Weile mit – dann hoffentlich stickoxidoptimierten – Dieselfahrzeugen leben. Für die CO2-Reduktion in der Flotte brauchen wir den Diesel auch weiterhin, genauso den Hybridantrieb als Brückentechnologie. So lange, bis wir die Herausforderungen in der Batterietechnologie gelöst haben und die Zahl der Stromtankstellen deutlich gewachsen ist. Aber wir werden es noch erleben, dass wir alle elektrisch fahren.
Ich mag es – ehrlich gesagt – gar nicht, als hohes Tier oder als jemand, der „es“ geschafft hat, tituliert zu werden. Eine Karriere, gerade auf dem oberen Level, kommt schnell zustande und ist manchmal auch schnell vorbei. Eine solche Position ist nur ein Zeitabschnitt in einem Leben. Ich bin seit sieben Jahren Vorstand in einem wunderbaren Unternehmen. Aber es gibt eine Zeit davor und danach. Deshalb mein Rat an euch: Das Leben ist viel zu bunt, als dass ihr es auf eine einzige Position reduzieren solltet.
Nein, ich denke, Deutschland wird ein Land voller Möglichkeiten bleiben. Wir haben keine Bodenschätze, wir sind eine Wissensgesellschaft. Wir werden deshalb weiter das tun, was wir schon seit Jahren tun: Innovationen vorantreiben und uns weiterentwickeln. Ich sehe China & Co da gar nicht als Bedrohung. Wir werden hier keine arbeitsintensiven Dinge zu hohen Lohnstückkosten tun können, aber in einer vernetzten Wirtschaft werden wir unseren Teil leisten. Den, den wir gut können. Wir müssen nur bereit sein, uns ständig weiterzubilden und zu lernen. Ich bin überzeugt, eure Aussichten, einen für euch attraktiven Beruf zu finden, sind besser als zu meiner Zeit, als es die Akademikerschwemme gab.
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