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Chef zu gewinnen

24.04.2023

17:11

Sven Vüllers

Alexander Birken ist CEO der Otto Group

Otto Group

„Ihr habt ein Leben: Gestaltet es!“

Von: Liane Borghardt

Alexander Birken, Vorstandsvorsitzender der Otto Group, beantwortete am Mataré-Gymnasium Europaschule in Meerbusch die Fragen der 19 Schüler und einer Schülerin aus dem Leistungskurs Sozialwissenschaft. Der 58-Jährige schaltete sich per Teams und Großleinwand ins Klassenzimmer und bot allen das bei der Otto Group übliche „Du“ an.

Hast du deinen Werdegang geplant?
Also, ich habe im Kindergarten eine Powerpoint-Präsentation gemacht… Nein, Spaß beiseite: Ich bin froh, dass ich mein Leben nicht komplett durchgeplant habe. Mein Werdegang ist durch glückliche Zufälle geprägt, durch die ich an bestimmten Stellen mit für mich wichtigen Menschen zusammengekommen bin. Allerdings habe ich mir immer vorgenommen, was ich als nächstes in meinem Leben und im Job machen will.
Nach dem Abitur habe ich BWL an der Uni Hamburg studiert, weil ich mich für Wirtschaft interessierte. Nach zwei Semestern bin ich an eine duale Fachhochschule gewechselt. Für mich goldrichtig, denn das war die perfekte Kombination aus Theorie und Praxis. Im Unternehmen konnte ich dann direkt sehen, wie sich die Theorie in der Realität widerspiegelt, wo brauche ich das, was ich lerne?
Ein Beispiel für einen glücklichen Zufall des Lebens: Als ich 26 Jahre alt war, habe ich meine damalige Personalchefin gefragt, was ich tun müsse, um Abteilungsleiter zu werden. Sie hat mir geantwortet: Herr Birken, werden Sie erst mal 30, dann schauen wir weiter. Da war ich so sauer, dass ich Stellenanzeigen durchgekämmt habe. Drei Wochen später hatte ich einen Vertrag von Otto auf dem Tisch. Heute kann ich sagen: Ich habe den besten Job der Welt.

Die Vita von Alexander Birken

Alter

58

Job

Alexander Birken ist Vorstandsvorsitzender der Otto Group.

Karriere

Betriebswirtschaftsstudium an der Wirtschaftsakademie Hamburg, erster Job bei Philips Medical Systems. 1991 Einstieg bei der Otto Group, zunächst im Controlling, danach in verschiedenen Funktionen in Deutschland und Chicago/USA. Seit 2017 ist Alexander Birken Vorstandsvorsitzender der Otto Group mit Sitz in Hamburg.

Was war die wichtigste Phase in deinem Leben?
Meine Zeit in Amerika. Mein damaliger CEO, Prof. Dr. Michael Otto, hatte mich gefragt, ob ich dort Chief Operating Officer werden wollte. Unsere vier Kinder waren damals erst zwischen zwei und zehn Jahren alt. Das war persönlich eine spannende Phase: Du gehst mit deiner Familie in ein anderes Land, musst dich auf neue Menschen einlassen, hast keinen doppelten Boden. Sich in einen anderen Kulturraum einzuleben und Freundschaften zu schließen: Das war für jeden von uns bereichernd. Und diese Zeit hat die Familie eng zusammengebracht.
Das Zweite: Ich kam dort in eine große Restrukturierungs-Phase und habe viel von den Amerikanern gelernt. Wie sieht Selbstverantwortung aus, wie gestalte ich etwas? In einer Restrukturierung, bei der es um die Existenz geht, ist die Lernkurve steil, du musst in kurzer Zeit irrsinnig viel lernen. Davon profitiere ich noch heute. Beispiel Corona-Shutdown: In einen Krisenmodus umzuspringen fällt mir leicht. Aber genauso zu sagen: Schluss mit Krisenmanagement, jetzt müssen wir wieder Chancen sehen, wieder Fahrt aufnehmen.

Welche Tipps würdest du deinem jüngeren Ich geben?
Ich sagte eben lapidar: Ich habe den besten Job der Welt. Aber für mich ist das tatsächlich so. Warum? Wir bauen in der Otto Group seit vielen Jahren unsere Geschäftsmodelle um. Wir hatten früher dicke Versandkataloge, die wir verschickt haben. So genannte Big Book-Versender gab es weltweit. Das Spannende: Sie alle gibt es nicht mehr. Außer uns. Wir haben uns transformiert, mit Irrungen und Wirrungen. Wir haben alles ausprobiert, um erfolgreich ins Online-Geschäft reinzukommen. Und diese Transformation ist uns gelungen. Das mitgestalten zu dürfen, in einer Firma, die nicht an der Börse notiert ist, wo also immer die Langfrist-Perspektive dominiert: Das ist ein Riesen-Vorrecht.
Wenn ich meinem jüngeren Ich begegnet wäre, hätte ich dennoch gesagt: Gib dir in der Schule mehr Mühe. Und zwar nicht, um meinen Eltern, meinen Lehrern zu gefallen. Sondern, um etwas Gutes für mich zu tun und damit die Voraussetzung zu schaffen, mein Leben selbst in die Hand zu nehmen.
Mein Appell an die junge Generation lautet: Ihr habt ein Leben – gestaltet es! Egal, welchen Beruf ihr ergreifen wollt: Überlegt euch, woran ihr Freude habt und in welches Thema ihr eure Energie stecken wollt. Probiert Dinge aus und versucht dabei herauszufinden: Wo ist eure Leidenschaft?

Zum Unternehmen – Otto Group

Branche

Handel und Dienstleistungen

Berufseinstieg

Ausbildungen in rund 40 verschiedenen Berufen und dualen Studiengängen, unter anderem E-Commerce-Management, Fachinformatik, Anwendungsentwicklung, Groß- und Außenhandelsmanagement, Mediengestaltung, Wirtschaftsinformatik und Textilbetriebswirtschaft. Schulpraktika, studienbegleitende Praxissemester, Abschlussarbeiten sowie Traineeprogramme und Volontariate.

Mitarbeitende

rund 43.000

Kontakt

Wie findest du eine gute Work-Life-Balance?
Ich finde den Begriff falsch. Work-Life-Balance unterstellt, dass ich bei der Arbeit nicht lebe. Und ich arbeite gerne.
Aber ja: Life-Balance ist wichtig. Meine Kinder sind jetzt zwischen 23 und 31 Jahren alt, und alle sagen sie zu mir: Wenn du da warst, warst du für uns da. Das ist, was zählt. Aber ich muss auch zugeben, dass die Zeit mit meinen Freunden leider in den letzten Jahren etwas zu kurz gekommen ist.

Welche Fähigkeiten brauchst du als Vorstandsvorsitzender?
Erstens musst du strategisch denken können und Leuchttürme setzen: Wo wollen wir als Unternehmen hin? Zweitens musst du die Fähigkeit besitzen, ein starkes Team zusammen zu bauen. Und drittens musst du schnell und flexibel agieren können. Ob Corona-Pandemie oder der schreckliche Angriffskrieg – in den letzten drei Jahren war nichts „normal“. Da musst du als CEO einen klaren Kopf bewahren.
Chefs und Chefinnen als alleinige Entscheider sind jedoch überschätzt. Vielmehr muss ich in der heutigen Arbeitswelt den richtigen Rahmen und die Spielregeln für das „Empowerment“ der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen setzen, denn die Intelligenz steckt tief in der gesamten Organisation. Das heißt, für eine Kultur zu sorgen, in der alle selbstverantwortlich handeln und mitgestalten können.

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