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ChefIn zu gewinnen ist eine Initiative der Handelsblatt Media Group. Die Inhalte dieser Seite wurden von Solutions by HMG und den teilnehmenden Unternehmen produziert.
Die Auswahl der teilnehmenden Unternehmen obliegt Solutions by HMG.
Chef zu gewinnen

26.06.2020

00:00

Susanne Fiedler, President Europe & Canada MSD

„Machen Sie, auf was immer Sie Lust haben“

Von: Ulrike Heitze

Susanne Fiedler ist President Europe & Canada beim internationalen Gesundheitsunternehmen MSD. Sie traf an der Montessori Fachoberschule in München die Zwölftklässler mit Wirtschaftsschwerpunkt und eine finnische Austauschklasse.

Susanne Fiedler (Mitte) zu Besuch bei der Montessori Fachoberschule in München. Thorsten Jochim

„Chef zu gewinnen“

Susanne Fiedler (Mitte) zu Besuch bei der Montessori Fachoberschule in München.

Alle Chef-Besuche fanden vor Ausbruch der Corona-Pandemie statt.

Die Handelsblatt-Aktion „Chef zu gewinnen“ bringt jedes Jahr Topmanager in deutsche Schulen, wo sie sich den Fragen der angehenden Abiturienten rund um Berufs- und Karrierechancen stellen, aber auch ihre ganz persönlichen Erfolgstipps verraten.

Der Chef-Besuch in der Schule ist aber längst nicht alles: Bei einem Gegenbesuch auf der Chefetage erfahren die Oberstufenschüler, wie der Alltag „ihres“ Managers aussieht, wie in seinem Unternehmen gearbeitet wird – und ob es vielleicht sogar ein künftiger Arbeitsplatz für sie selbst sein könnte.

Die „Chef zu gewinnen“-Aktion ist ein fester Bestandteil der Initiative „Handelsblatt macht Schule“, mit der die Tageszeitung Wirtschafts- und Managementthemen stärker im Unterricht deutscher Schulen verankern möchte. Mehrere Dutzend Topmanager haben auf diese Weise schon ihre Erfahrungen mit Tausenden von Schülern geteilt.

Lust mitzumachen und einen Chef zu gewinnen? Hier geht es zu den Teilnahmebedingungen.

Frau Fielder, Sie haben nach der Promotion Ihre Karriere zunächst im Controlling einer Versicherung begonnen. Warum haben Sie dort nicht weitergemacht?

Ich habe ziemlich schnell festgestellt, dass das so gar nicht meins war. Controlling war ganz spannend, aber ich war die einzige Frau, außer meinem Chef die einzige mit einem Doktortitel, und zudem noch recht jung. Und musste dann altgediente Versicherungsexperten von der Notwendigkeit einer umfangreichen Planung überzeugen – was die nicht unbedingt  einsehen wollten. Das war echt hart, aber da lernt man sich durchzusetzen. Es ist ja immer so, dass man außerhalb seiner Komfortzone am meisten lernt – und dort war ich definitiv. Nach gut anderthalb Jahren fand ich dann, dass es nun reicht.

Hatten Sie je Schwierigkeiten mit männlichen Mitbewerbern?

Ich kann nicht sagen, dass ich mich je gehindert gefühlt hätte. Im Gegenteil. Ich hatte immer auch männliche Mentoren, die mir Chancen gegeben haben und die Möglichkeit, mich zu entwickeln.

MSD

Branche

Pharma

Mitarbeiter

Insgesamt 2.500 Mitarbeiter an sieben Standorten in Deutschland, der Hauptsitz ist in Haar bei München. Weltweit 69.000 Mitarbeiter in 140 Ländern.  

Berufseinstieg

Für Schüler: Ausbildung zum Kaufmann für Büromanagement. Studenten: Praktika, Werkstudententätigkeit, Abschlussarbeiten. Absolventen: Direkteinstieg oder Traineeprogramm.

Mitarbeiter

Aber in Sachen Gleichberechtigung gibt es schon noch viel zu tun. 57 Prozent der Mitarbeiter von MSD in Deutschland sind Frauen. Aber wie überall nimmt ihre Zahl nach oben hin ab, nicht sehr stark, aber schon. Da muss man bewusst dranbleiben. Es gibt so einen unbewussten Denkfehler, dass man bei weiblichen Kandidatinnen für einen Job annimmt, dass sie noch diese oder jene Erfahrung benötigt, bevor sie soweit ist. Bei Männern dagegen ist man bereit, dass (vermeintliche) Risiko einzugehen. Vielleicht weil sie vom Auftreten her stärker rüberkommen. Frauen sind oft stiller und zurückhaltender. Ich denke, da müssen wir ansetzen. An den Präsentationsfähigkeiten, am Auftreten und am Selbstvertrauen.

Sind Sie für eine Frauenquote?

Ich war früher dagegen. Das würde ich heute nicht mehr so absolut sagen. Wir brauchen schon Ziele und Meilensteine, wann wir wo stehen wollen. Wenn wir es da schleifen lassen, dann haben wir, so unsere Erfahrung, plötzlich wieder mehr Männer – und eben nicht die angestrebte Diversity. Und das gilt auch für andere Aspekte der Vielfalt im Unternehmen.

Sie arbeiten viel und müssen ständig schauen, dass Familie und Freizeit nicht zu kurz kommen. Würden Sie uns zu einem solchen Job raten?

Ich finde, es gibt ganz viele Wege glücklich zu werden. Das muss jeder für sich selbst wissen und herausfinden. In meinem nächsten Leben hätte ich vielleicht fünf Kinder und einen ganz anderen Beruf. Aber aktuell genieße ich meinen Job, ich liebe ihn. Das ist sehr wichtig, um glücklich zu sein. Und was das Arbeitspensum angeht, bin ich schon viel besser geworden.

Susanne Fiedler

Alter

52

Job

Senior Vice President & President für die Region Europe and Canada von MSD

Karriere

Nach BWL-Studium und Promotion 1995 Berufseinstieg als Controllerin beim Versicherungskonzern Gerling in München. 1997 Wechsel zu MSD, zunächst Managerin in der Marktforschung, dann Produkt- und Marketingmanagerin für Arzneimittel gegen Schmerzen und Osteoporose. 2005 für 18 Monate in New Jersey bei der US-Mutter, Merck & Co., als Marketingdirektorin für Europa, den mittleren Osten, Afrika und Kanada für verschiedene Arzneimittel. Zurück bei MSD in Deutschland von 2006 bis 2010 Business Unit Director für Diabetes sowie kardiovaskuläre Erkrankungen. Danach zweieinhalb Jahre in den USA als Global Brand Leader zuständig für die weltweite Einführung der Diabetes-Sparte sowie dreieinhalb Jahre in Sydney Managing Director der MSD Niederlassung Australien und Neuseeland. Von 2015 bis 2019 Vorsitzende der Geschäftsführung von MSD in Deutschland. Seit 2019 Senior Vice President und President für die Region Europe & Canada von MSD.

Wie bewerten Sie die Facebookisierung unserer Gesellschaft?

Ich glaube, für junge Menschen bergen die sozialen Medien schon eine Gefahr. Dort sind immer alle glücklich und schön, haben Spaß, sind reich. Eine Traumwelt. Wer das als Maßstab für sein Leben nimmt, wird nie glücklich werden, weil alles fake ist. Deshalb meine Botschaft: Machen Sie, auf was immer Sie Lust haben – egal, ob es auf Facebook oder Instagram cool ist.

Hatten Sie auch mal Angst zu scheitern?

Ja klar. Bei keiner meiner Position habe ich von vornherein gedacht, das mache ich mit links. Ich hatte stets Zweifel. Es gab immer auch das Risiko zu scheitern. Aber ich hätte es mir nie verziehen, wenn ich es nicht wenigstens versucht hätte. Und es hat in der Regel ja gut geklappt.

Was war der größte Brocken, mit dem Sie es zu tun hatten?

Australien. Ein superschönes Land, tolle Menschen. Ich habe da aber eine Organisation übernommen, die überhaupt nicht erfolgreich war. Die Zahlen passten nicht, der Chef war schwierig und das Team wusste nicht so recht, wie sie mich einschätzen sollten. Ich war die Deutsche, die eh keine Ahnung von Australien hat. Als es weiter bergab ging, war ich kurz davor zu gehen und die Idee zuzulassen, dass ich vielleicht doch keine gute Geschäftsführerin bin. Ich habe dann aber noch mal angefangen zu kämpfen – und die Kurve gekriegt. Es hat zwei, drei Jahre gedauert, bis ich die Organisation so umgebaut hatte, wie wir es gebraucht haben. Es war viel, viel Arbeit, mit vielen Diskussionen und vielem Feedback, bis die Hierarchien runtergefahren waren. Aber ab da ist es super gelaufen. Australien war mit die schwierigste Zeit meiner Karriere – aber auch die, in der ich am meisten gelernt habe. Im Nachhinein war die Aufgabe in Australien, das Beste, was mir je passieren konnte Ich bin so dankbar, dass ich dort leben durfte und auch, dass nicht alles glatt lief, denn das hat mich stärker und entspannter gemacht. Ich verbinde die positivsten Erinnerungen mit Downunder.

Wie haben Sie sich motiviert weiterzumachen?

Es war schon schwer, das muss ich zugeben. Aber ich wollte einfach nicht aufgeben. Ich wusste, die Organisation brauchte unbedingt eine Veränderung und das Team war auch bereit, sich zu bewegen. Wenn man dann merkt, man dringt zu einigen durch, bleibt man auch dran. Und freut sich auch über die kleinsten Schritten. Danach ist es ja auch ein großer Erfolg geworden. Die Veränderungen in der Unternehmenskultur dort sind nachhaltig geblieben.

Frau Fiedler, ich danke Ihnen für das Gespräch.

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