Torsten Kafka, Alleinvorstand der Hanseatischen Krankenkasse, stellte sich bei „Chef zu gewinnen“ am Berufskolleg Neandertal in Mettmann den Fragen von Oberstufenschülern des Schwerpunkt-Kurses Gesundheitsmanagement.
„Chef zu gewinnen“
Torsten Kafka (Mitte) zu Besuch beim Berufskolleg Neandertal in Mettmann.
Bild: Uta Wagner
Alle Chef-Besuche fanden vor Ausbruch der Corona-Pandemie statt.
Die Handelsblatt-Aktion „Chef zu gewinnen“ bringt jedes Jahr Topmanager in deutsche Schulen, wo sie sich den Fragen der angehenden Abiturienten rund um Berufs- und Karrierechancen stellen, aber auch ihre ganz persönlichen Erfolgstipps verraten.
Der Chef-Besuch in der Schule ist aber längst nicht alles: Bei einem Gegenbesuch auf der Chefetage erfahren die Oberstufenschüler, wie der Alltag „ihres“ Managers aussieht, wie in seinem Unternehmen gearbeitet wird – und ob es vielleicht sogar ein künftiger Arbeitsplatz für sie selbst sein könnte.
Die „Chef zu gewinnen“-Aktion ist ein fester Bestandteil der Initiative „Handelsblatt macht Schule“, mit der die Tageszeitung Wirtschafts- und Managementthemen stärker im Unterricht deutscher Schulen verankern möchte. Mehrere Dutzend Topmanager haben auf diese Weise schon ihre Erfahrungen mit Tausenden von Schülern geteilt.
Lust mitzumachen und einen Chef zu gewinnen? Hier geht es zu den Teilnahmebedingungen.
Herr Kafka, wie gehen Sie persönlich mit den täglichen Herausforderungen als Vorstand einer großen gesetzlichen Krankenkasse um?
Als früherer Azubi kenne ich die HEK wirklich von der Pike auf seit vielen Jahren. Daher weiß ich sehr gut, was ich tue. Schwierige Entscheidungen, die ich treffen muss, nehme ich aber zum Glück nicht mit nach Hause, sondern kann gut abschalten. Wenn ich zuhause bin, lege ich dort quasi die Rolle des Vorstands auch ab. Ich spiele beispielsweise im Verein Fußball, da wissen die meisten nicht, womit ich mein Geld verdiene. Wenn mal einer fragt, sage ich, dass ich bei einer Krankenkasse arbeite – und mehr interessiert dann auch nicht. Da spielt mein Titel keine Rolle, sondern zählen die menschlichen Werte.
Was zeichnet für Sie einen guten Vorstand aus?
Ein Vorstand muss eine Strategie haben – und diese gut kommunizieren können und zwar so, dass jeder Mitarbeiter im Unternehmen sie versteht und auch mitträgt. Es ist eine große Kunst, andere Menschen von seinen Ideen begeistern zu können und sie dazu zu bringen, mitzudenken. Dafür ist ganz viel Empathie notwendig. Doch der Aufwand lohnt sich: Warum sollte ich einen teuren Unternehmensberater bezahlen, wenn ich in meinem Unternehmen 700 tolle Mitarbeiter habe, die viele unterschiedliche Lebenswelten haben und deren Wissen und frische Ideen ich einfach nur abholen muss.
Bei der HEK haben wir deshalb als Instrument der Mitarbeiterbeteiligung das Thema „Design Thinking“ für uns entdeckt. In einem separatem Raum, unserer„Garage“, treffen sich jetzt regelmäßig Mitarbeiter aus den verschiedenen Bereichen, um kreative, neue Lösungen für bestimmte Projekte gemeinsam zu entwickeln. Aktuell haben wir das Luxusproblem, dass wir so viele neue Ideen haben, die wir erst einmal in die Praxis umsetzen müssen, bevor wir neue angehen können.
Wie ist Ihr Umgang mit Fehlern?
Ich habe im Laufe meiner Karriere sicherlich wie jeder Manager Fehler gemacht und das ist auch sehr wichtig. Unternehmen brauchen eine gute Fehlerkultur, damit sich alle Mitarbeiter auch trauen, über Missgeschicke zu sprechen und aus ihnen zu lernen. Wenn jeder versucht, keine Fehler zu machen, bewegt man sich nur in seiner Komfortzone und legt höchsten Wert auf Sicherheit. Da fehlt einfach der Pioniergeist – und ohne den entstehen keine neuen Ideen, keine Kreativität und natürlich auch keine Innovationen. Daher sind Fehler wichtig, solange man aus ihnen lernt – und das versuche ich als Vorstand der HEK vorzuleben und im Unternehmen zu etablieren.
Welche Rolle spielt die digitale Transformation für Ihre Branche?
Um wettbewerbsfähig zu bleiben, ist es unverzichtbar, dass wir uns dem Thema Digitalisierung intensiv widmen. Wir müssen jetzt überlegen, was unsere Kunden von einer guten gesetzlichen Krankenkasse in den nächsten zehn Jahren erwarten. Deshalb hat die HEK sehr früh angefangen, sich mit den Chancen der Digitalisierung auseinander zu setzen. Eine große Herausforderung für unsere Branche, denn wir arbeiten mit den sensibelsten Daten überhaupt – den Gesundheitsdaten unserer Kunden. Die Schutzmechanismen und auch das Thema Datenschutz waren lange Zeit echte Digitalisierungshemmer. Wir arbeiten trotzdem weiter an neuen, kreativen Ideen.
Welche Eigenschaften bringt Ihr Wunsch-Azubi mit?
Wir suchen Leute, die Lust haben, bei uns zu arbeiten und mitzudenken. Die offen für neue Ideen sind und sich einbringen wollen. Natürlich müssen auch Qualifikationen wie Rechtschreibung und schulische Leistungen stimmen. Wir lassen beispielsweise beim Auswahlverfahren alle Bewerber ein Diktat schreiben und einen Einstellungstest absolvieren. Ganz entscheidend ist aber am Ende das persönliche Vorstellungsgespräch. Schließlich sind wir ein Dienstleistungsunternehmen – und da brauchen wir aufgeweckte, teamfähige Leute, die aber auch jede Menge Empathie und einen Blick für das Thema Wirtschaftlichkeit mitbringen.
Wie sieht es mit Ihrer Work Life Balance aus?
Es ist in meinem Job nicht immer leicht, Familie, Freizeit und Beruf zu vereinen. Ich fahre gerne Rennrad, ich reise gerne mit meiner Familie, meiner Frau und meinen zwei Kindern, durch die Welt. Das sind Erlebnisse, die mich erden. Im Alltag versuche ich mich möglichst viel zu bewegen, um einen Ausgleich zu meinem Bürojob zu schaffen. Zum Glück haben wir bei uns im Unternehmen Fitnessräume, in denen Trainer Zirkeltraining und Spinning-Kurse für alle Mitarbeiter anbieten. Da versuche ich jede Woche mindestens ein bis zweimal dabei zu sein. Die hohe Erreichbarkeit in meinem Job stresst mich dagegen überhaupt nicht. Ich lese auch mal abends oder am Wochenende meine Mails, weil es mich entspannt, selber zu entscheiden, was ich wann mache. Insgesamt habe ich mir mich eine sehr gute Balance gefunden.
Herr Kafka, ich danke Ihnen für das Gespräch.
Mehr: Aktion „Chef zu gewinnen“ – hier finden Sie die Topmanager und Topmanagerinnen im Porträt.
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