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11.02.2021

13:25

Diversität

Häufig Andreas, nur selten Anja oder Ali: So heißen Deutschlands Geschäftsführer mit Vornamen

Von: Michael Scheppe

Eine Analyse der Vornamen zeigt: Deutschlands Mittelstand ist vor allem männlich geführt. Experten warnen vor negativen Folgen fürs Geschäft.

Deutschlands GmbH-Geschäftsführer heißen besonders häufig Andreas, Michael oder Christian. Jonathan Francisca/Unsplash

Manager im Anzug

Deutschlands GmbH-Geschäftsführer heißen besonders häufig Andreas, Michael oder Christian.

Düsseldorf Andreas, Michael und Christian – so heißen Manager an der Spitze des deutschen Mittelstands besonders häufig. Das zeigt eine Analyse der Jobbörse Indeed, die die Vornamen der Geschäftsführer von fast 320.000 Gesellschaften mit beschränkter Haftung (GmbH) in Deutschland von 2002 bis 2019 ausgewertet hat. Die GmbH-Analyse lässt Rückschlüsse auf den Mittelstand zu, weil diese Rechtsform dort sehr verbreitet ist.

In der Rangliste der zehn häufigsten Vornamen kommt nur ein Frauenname vor: Katja auf Platz neun. Unter den Top 100 finden sich gerade einmal 15 weibliche Vornamen.

Auch die kulturelle Vielfalt scheint bei den Chefposten im Mittelstand ausbaufähig: Mit Ali (Platz 69) und Mehmet (Platz 107) folgen die ersten Vornamen mit arabischem oder türkischem Hintergrund weit unten im Ranking.

Die Indeed-Auswertung der Handelsregistereinträge mag zwar nur Vornamen zeigen und doch lässt sie Rückschlüsse darauf zu, wie die obersten Managementposten im deutschen Mittelstand besetzt sind: männlich und deutsch. Das gilt in abgeschwächter Form selbst für Deutschlands Dax-Konzerne: Der durchschnittliche Frauenanteil in den 30 größten Konzernen der ersten Börsenliga liegt bei knapp 18 Prozent.

Das ist zwar ein Rekordwert, aber dennoch sieht sich die Bundesregierung gezwungen, eine Frauenquote für Vorstände einzuführen. Hierzulande haben der Baustoffhersteller Heidelberg-Cement, der Chiphersteller Infineon und der Triebwerksbauer MTU noch komplett frauenfreie Vorstandsetagen.

Der „Thomas-Kreislauf“ ist eine Erklärung

Studien zeigen immer wieder, dass Diversität ein wichtiger Faktor für den Geschäftserfolg sein kann. Eine der Beratung McKinsey etwa kam 2020 zu dem Ergebnis, dass diverse Unternehmen eine um 25 Prozent höhere Wahrscheinlichkeit haben, überdurchschnittlich profitabel zu sein. „Entscheidend ist es, dass im Topmanagement möglichst verschiedene Stimmen gehört und unerwartete Fragen gestellt werden – deshalb reicht es nicht, eine Quotenfrau zu benennen“, sagt McKinsey-Partnerin Julia Sperling.

Grafik

In großen Teilen des deutschen Mittelstands scheint sich diese Erkenntnis noch nicht durchgesetzt zu haben. Eine Erklärung dafür ist der „Thomas-Kreislauf“. Dieser bezeichnet das Phänomen, dass Firmen Vorstände häufig mit jenen Personen besetzen, die der bisherigen Zusammensetzung ähnlich sind – vor allem also mit älteren Männern. Personen mit ähnlichem Hintergrund kommen bei Diskussionen oftmals zu schnelleren Ergebnissen, dürften aber auch einige Aspekte außer Acht lassen.

In den Führungsetagen der Dax-Firmen gab es eine Zeit lang mehr Männer mit dem Namen Thomas als Frauen. Im Mittelstand scheint das noch immer der Fall zu sein: 6220 GmbH-Geschäftsführer heißen laut der Indeed-Auswertung Thomas – Platz vier in der Rangliste. Es folgen Alexander, Peter, Stefan und Frank (jeweils etwa 4000 Geschäftsführer).

Katja heißen lediglich gut 3000 Geschäftsführerinnen. Der zweithäufigste weibliche Name: Antje (Platz 17), gefolgt von Nicole (Platz 24) und Julia (Platz 33). Um den zehnthäufigsten weiblichen Vornamen in der Indeed-Rangliste zu finden, muss man schon auf Platz 70 schauen. Diesen belegt Anja mit 790 Nennungen.

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