Handelsblatt App
Jetzt 4 Wochen für 1 € Alle Inhalte in einer App
Anzeigen Öffnen
MenüZurück
Wird geladen.

06.02.2023

13:12

Grundschullehrer-Gehalt

Wo verdienen Lehrer in Deutschland am meisten Geld?

Von: Clara Thier

Grundschullehrerinnen werden dringend gesucht. Aktuell winkt jedes Bundesland mit einer Verbeamtung. Doch das Gehalt schwankt – wo Lehrkräfte am meisten verdienen.

Eine Grundschullehrerin schreibt an die Tafel. Was Lehrkräfte an Grundschulen verdienen. dpa

Gehalt von Grundschullehrern

Neun von zehn Lehrkräften an Grundschulen sind weiblich.

Grundschullehrer prägen Generationen, haben einen Master- oder Examensabschluss – und werden wieder händeringend gesucht. Trotzdem verdienen sie weniger Gehalt und Anerkennung als viele andere Kollegen und Kolleginnen. Lehrkräfte für Grundschulen gelten oft als Geringverdiener innerhalb der Lehrberufe. Das könnte sich in Zukunft jedoch ändern.

Wer Grundschullehramt studiert, der kann wie andere Lehramtsstudierende momentan sicher damit rechnen, Arbeit zu finden. Ganztagsschulen, Inklusionsklassen, verstärkte Integration: Der Bedarf an pädagogischem Personal wächst. Laut Kultusministerkonferenz liegt der Bedarf für Lehrkräfte im Zeitraum 2021 bis 2035 bei einer halben Million. Von diesen Stellen werden der Berechnung nach 24.000 unbesetzt bleiben. Der Bildungsforscher Klaus Klemm rechnet unter Einbezug politischer Reformen – wie dem Ausbau von Ganztagsschulangeboten – sogar mit bis zu 158.000 unbesetzten Stellen.

Bei der Besoldung und dem Gehalt von Grundschullehrern gibt es große Unterschiede zwischen den Bundesländern – doch nun planen immer mehr Länder, die Bezahlung von Lehrkräften an Grundschulen Schritt für Schritt anzuheben. Lesen Sie jetzt, welches Gehalt Sie als Grundschullehrer erwartet.

Wie hoch ist das Einstiegsgehalt von Grundschullehrern?

Das Karrieremagazin Unicum nennt als durchschnittliches Einstiegsgehalt circa 3700 Euro brutto pro Monat. Jedoch variiert das Einstiegsgehalt für Grundschullehrer je nach Besoldungs- oder Entgeltgruppe des jeweiligen Bundeslandes sowie der Erfahrungsstufe der Lehrperson.

Wer als Grundschullehrerin beim Berufseinstieg verbeamtet wird, beginnt in der Besoldungsgruppe A12 oder A13. Innerhalb jeder Besoldungsgruppe ist die Bezahlung nach verschiedenen Erfahrungsstufen gestaffelt. Die Einstiegsgehälter liegen zwischen 3664,48 Euro brutto (A12, gehobener Dienst) im Saarland und 4587,62 Euro brutto (A13, höherer Dienst) in Brandenburg, gibt das Infoportal für den öffentlichen Dienst an.

Angestellte Lehrkräfte dagegen bekommen ihr Gehalt gemäß dem Tarifvertrag für die Länder (TV-L) ausgezahlt. Nur in Hessen gibt es andere Gehaltsstufen. An kommunalen Schulen gilt bundesweit der Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst (TV-öD). Angestellte werden in der Regel in die Entgeltgruppen E11 oder E13 eingestuft, wobei E11 der Besoldung A12 und E13 der Besoldung A13 entspricht. Die Entgeltstufe innerhalb der Entgeltgruppe erfolgt abhängig von der Berufserfahrung, allerdings variiert die Eingruppierung je nach Bundesland.

Wie viel verdienen Grundschullehrer im Monat?

Laut dem Jobportal Indeed erhält ein Grundschullehrer ungefähr 4420 Euro brutto im Monat. Als durchschnittliches Jahreseinkommen für Lehrkräfte an Grundschulen nennt die Jobplattform Stepstone ein Einkommen von 44.200 Euro. Damit liegt das Jahresgehalt leicht über dem deutschen Jahresmediangehalt von 44.074 Euro. Die Gehaltsspanne von Grundschullehrern in Deutschland liegt zwischen 36.700 Euro und 53.300 Euro.

Wo und wie ist die Verbeamtung von Grundschullehrern möglich?

Seit 2017 verbeamtet Thüringen Lehrkräfte, seit 2019 Sachsen und seit dem Schuljahr 2022/23 auch Berlin wieder neuausgebildete Lehrkräfte, was lange nicht möglich war. Damit gibt es aktuell kein Bundesland mehr, in dem man als Lehrer oder Lehrerin grundsätzlich nicht verbeamtet werden kann. Wer jedoch als Quereinsteiger in den Lehrberuf kommt, die Altersgrenze des Landes überschreitet oder andere Kriterien nicht erfüllt, wird nur angestellt und nicht verbeamtet.

Beamte und Beamtinnen genießen den Vorzug, dass ihnen nicht gekündigt werden kann und sie eine Pension statt einer Rente erhalten. Wer verbeamtet ist, ist nicht sozialversicherungspflichtig. Der Staat beteiligt sich jedoch durch eine Beihilfe an den Kosten für die private Kranken- und Pflegeversicherung. Dadurch zahlen Beamte in der Regel maximal die Hälfte des normalen Versicherungssatzes. Von der Beihilfe profitieren auch die Ehepartner und Kinder eines Beamten. Als Angestellte zahlt man dagegen in etwa 20 Prozent des Bruttogehalts für Sozialversicherungsbeiträge. Daher ist das Nettogehalt von verbeamteten Lehrkräften höher als das Nettogehalt von angestellten Lehrkräften, sowie die finanziellen Vorteile größer.

Eine Lehrerin schreibt mit Kreide an die Tafel. dpa

Verbeamtung von Lehrkräften

Berlin verbeamtet wieder Lehrkräfte auch an Grundschulen. Für schon angestellte Lehrer und Lehrerinnen gibt es eine Ausgleichslösung.

Warum verdienen Grundschullehrer weniger als andere Lehrer?

Obwohl sich die Studiendauer mancherorts nicht von anderen Lehramtsstudiengängen unterscheidet, werden Grundschullehrerinnen und -lehrer oft in eine niedrigere Besoldungs- oder Entgeltgruppe eingestuft als viele Kollegen an weiterführenden Schulen: A12 statt A13.

Beispielsweise verdient eine Gymnasiallehrerin laut Stepstone durchschnittlich 13.000 Euro mehr im Jahr als ihre Kollegin an der Grundschule. Trotzdem muss die Grundschullehrerin in Vollzeit pro Woche 28 Unterrichtsstunden vorbereiten, die Gymnasiallehrerin nur 25,5 Stunden.

Warum Grundschullehrer schlechter bezahlt werden, kann viele Gründe haben. In neun Bundesländern dauert das Studium auf Grundschullehramt genauso lange wie für andere Schulformen, in sieben weiteren ist es um ein oder zwei Semester kürzer. An Gymnasien gibt es beispielsweise grundsätzlich mehr Beförderungsmöglichkeiten als an Grundschulen. Eine andere Erklärung ist, dass Berufe mit hohem Frauenanteil immer noch schlechter bezahlt werden, da frauentypische, oft soziale Tätigkeiten weniger gesellschaftliche Anerkennung erfahren. Gerade im Grundschullehramt herrscht nach wie vor ein starkes Ungleichgewicht zwischen den Geschlechtern: Unter zehn Grundschullehrkräften sind im Schnitt neun Frauen und ein Mann. Dagegen ist das Verhältnis auf weiterführenden Schulen deutlich ausgeglichener.

Grundschullehrer-Gehalt in NRW, Bayern und anderen Bundesländern

Unter den verbeamteten Lehrkräften verdienen Grundschullehrer vor allem in Sachsen besonders viel. In Sachsen liegt die durchschnittliche Besoldung in der Gruppe A13 bei 66.128 Euro brutto, so das Portal für den öffentlichen Dienst. Thüringen folgt mit 64.368 Euro.

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft hat aufgezählt, wo Grundschullehrerinnen und -lehrer in welche Besoldungsgruppe fallen. In der Vergangenheit haben vor allem die neuen Bundesländer Grund- und Mittelschullehrkräfte mit anderen Lehrkräften gleichgestellt, während die alten Bundesländer ihnen weniger zahlten. Doch immer mehr Bundesländer ziehen nun nach.

Zuletzt haben NRW und Niedersachsen angekündigt, Lehrkräfte für die Primarstufe und die Sekundarstufe I Schritt für Schritt den Gymnasiallehrkräften gleichzustellen. Auch der bayrische Ministerpräsident Markus Söder hat im September 2022 verkündet, für alle Lehrer und Lehrerinnen schrittweise die Besoldungsgruppe A13 einzuführen, auch wenn noch kein genauer Zeitplan vorliegt.

Besoldungsgruppe A12 und A13 nach Bundesländern

Nach diesen Besoldungsgruppen werden Grundschullehrer und -lehrerinnen aktuell bezahlt:

  • A12: Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Nordrhein-Westfalen (schrittweise Anpassung an A13 bis 2026), Rheinland-Pfalz, Saarland, Sachsen-Anhalt
  • A12 plus Zulage: Niedersachsen (schrittweise Anpassung an A13 bis 2026), Schleswig-Holstein (ab 2025 A13)
  • A13: Berlin, Brandenburg, Bremen, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen (befristete Entscheidung zur Verbeamtung von Lehrkräften bis 2023), Thüringen
  • A13 plus Zulage: Hamburg (schrittweise Anpassung vom 1. August 2021 bis zum 1. August 2023)
Schülerinnen und Schüler einer Grundschule sitzen in ihrem Klassenraum. dpa

In Nordrhein-Westfalen fehlen rund 8000 Lehrkräfte

Schülerinnen und Schüler einer Grundschule sitzen in ihrem Klassenraum.

Wie kann ich mein Gehalt als Grundschullehrerin steigern?

Bei Lehrern und Lehrerinnen steigen Besoldung oder Gehalt automatisch mit den Berufsjahren. Im Laufe dieser wird man höher eingestuft. Allgemein gibt es jedoch als Grundschullehrer weniger Möglichkeiten, aufzusteigen und das Gehalt zu verbessern, als an weiterführenden Schulen. Die höchste Besoldungsstufe erreichen Beamte normalerweise nach 28 Jahren.

Die Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft hat die Endstufen für Lehrergehälter aufgeführt: Für Grundschulen liegen diese für A12/E11 zwischen 4848,02 Euro brutto im Saarland, bei 5210,16 Euro brutto in Bayern. Für die höheren Gruppen A13/E13 liegen die Endstufen aktuell zwischen 5504,52 Euro brutto in Mecklenburg-Vorpommern und 5766,63 Euro brutto in Sachsen.

Wie viel verdient man als Grundschullehrer im Referendariat?

Auch die Bezahlung im Referendariat oder kurz „Ref“ unterscheidet sich zwischen den Bundesländern und richtet sich nach der späteren Besoldungsgruppe. In Hessen erhalten Grundschullehrkräfte daher beispielsweise 1450,77 Euro brutto und in NRW 1500,37 Euro brutto. Am wenigsten zahlt das Saarland mit 1416,20 Euro. Am meisten verdienen Referendarinnen und Referendare in Sachsen: 1595,10 Euro brutto.

Erstpublikation: 21.12.22, 12:49 Uhr.

Direkt vom Startbildschirm zu Handelsblatt.com

Auf tippen, dann auf „Zum Home-Bildschirm“ hinzufügen.

Auf tippen, dann „Zum Startbildschirm“ hinzufügen.

×