Zwei von drei Beschäftigten fällt der Start nach dem Urlaub schwer. Dieses Gefühl ist normal – kann aber zum Signal für einen Jobwechsel werden. Acht Tipps gegen den Blues.
Urlaub am Strand
Vielen Beschäftigten fällt die Rückkehr in den Job nach dem Urlaub schwer.
Bild: Frank Mckenna/Unsplash
Düsseldorf Der Strand ist weg, der Stress zurück: Gerade in den ersten Tagen nach dem Urlaub ist die Arbeit für viele Beschäftigte mühevoll. Studien zeigen, dass sich zwei Drittel der Arbeitnehmer nach der Rückkehr aus dem Urlaub im Stimmungsjetlag befinden.
Forscher bezeichnen das als Post-Holiday-Syndrom. Und das könnte in diesem Jahr schwerer ausfallen als sonst, sagt der Leipziger Arbeitspsychologe Hannes Zacher. Weil der Urlaub in den vergangenen Jahren pandemiebedingt oft ausfallen musste, hätten viele Beschäftigte in diesem Jahr besonders hohe Erwartungen an die Ferien gehabt. „Umso schwerer könnte ihnen die Rückkehr an den Arbeitsplatz fallen.“
Die gute Nachricht: Das Post-Holiday-Syndrom lässt sich überwinden. Das Handelsblatt hat acht Tipps gegen den Frust nach den Ferien. Die sind nicht nur hilfreich für jene, die gerade aus dem Urlaub zurückkehren, wie etwa Beschäftigte in Nordrhein-Westfalen, wo gerade die Schulferien zu Ende gehen, sondern auch für alle, die noch wegfahren – in Bayern und Baden-Württemberg haben die Ferien gerade erst begonnen.
Das Post-Holiday-Syndrom lässt sich schon vor dem Urlaub verringern – mit einer klaren Absprache, welcher Kollege die Arbeit in der Zwischenzeit übernimmt. Das hilft, damit sich die Arbeit nicht gleich am ersten Tag aktenweise auf dem Schreibtisch stapelt. Denn Überstunden nach den Ferien lassen die Erholung schnell verpuffen.
Abends landen und morgens direkt zur Arbeit? Experten raten dazu, mindestens einen Tag Puffer einzuplanen. Dieser Tag sollte genutzt werden, um sich mental auf die Arbeit einzustellen.
Denn wer sich im Klaren darüber ist, was am ersten Arbeitstag ansteht und welche Aufgaben zuerst erledigt werden müssen, wirke falschen Erwartungen entgegen, so Arbeitspsychologe Zacher. „Die gedankliche Vorbereitung der Arbeit im Urlaub steigert das Wohlbefinden im Job.“
Wer dazu neigt, dem Urlaub nachzutrauern, sollte erst mittwochs wieder mit der Arbeit beginnen. Drei Tage bis zum Wochenende sollten reichen, um das Nötigste abzuarbeiten – und nicht gleich in Stress zu versinken.
Während des Urlaubs sollten Manager und Mitarbeiter nicht sämtliche Arbeitsaufgaben verbannen. Beispiel E-Mails: Generell raten Experten davon ab, ständig die neuesten Nachrichten zu checken. Aber: „Manche Personen können viel besser entspannen, wenn sie ihre Mails im Urlaub lesen, weil sie der Gedanke an Hunderte unbeantwortete Nachrichten nach der Rückkehr zu sehr stresst“, sagt Zacher.
Wichtig: Man muss sich selbst zur E-Mail-Lektüre entschließen und die Zeit begrenzen – zum Beispiel eine halbe Stunde nach dem Frühstück.
E-Mail-Programm
Experten raten, die E-Mail-Abwesenheitsnotiz bei der Rückkehr in den Job nicht sofort auszustellen.
Bild: Stephen Phillips/Unsplash
Experten empfehlen: Die automatische E-Mail-Antwort erst am zweiten Tag nach der Rückkehr ins Büro oder Homeoffice abzustellen. Dann erwarten die Kollegen nicht direkt eine Rückmeldung – das beugt Stress vor und gibt Zeit für drängendere Aufgaben.
Arbeitspsychologe Zacher sagt: „Nach dem Urlaub kann für manche ein sanfter Wiedereinstieg im Homeoffice sinnvoll sein, um in Ruhe die angefallenen E-Mails abzuarbeiten und auch noch eine Weile für sich in schönen Erinnerungen zu schwelgen.“
Das konkrete Vorgehen hänge aber vom Typus ab: Manche Menschen würde es auch motivieren, die Kollegen wiederzusehen und ihnen von den Urlaubserlebnissen zu berichten. „Das sollte jeder in Anbetracht der eigenen Bedürfnisse nach Ruhe und Kontakt entscheiden“, so der Experte der Universität Leipzig.
Nicht direkt das Mammutprojekt angehen, sondern zuerst die Mails checken, eine Besprechung mit dem Lieblingskunden ansetzen oder sich Projekten widmen, die man persönlich spannend findet. Und zumindest am ersten Tag zeitig Feierabend machen.
Auch wichtig: Prioritäten für den ersten Arbeitstag festlegen – nicht alles muss sofort erledigt werden.
Zum Wohlbefinden kann auch der Vorgesetzte beitragen: Manager sollten ihre Angestellten nicht gleich am ersten Tag nach dem Urlaub mit längeren Terminen und komplexen Aufgaben überfordern. Auch Druck und Deadlines helfen nicht, aus dem Motivationsloch herauszukommen.
Besser: die Mitarbeiter in einem kurzen Begrüßungsgespräch nach den Urlaubserlebnissen fragen und über Neuigkeiten auf der Arbeit berichten.
Dass sich viele Mitarbeiter nach dem Urlaub nicht voller Tatendrang in den neuen Job stürzen, ist völlig normal, sagt Experte Zacher: „Viele Mitarbeiter erleben zwischen Urlaub und Arbeitsleben einen starken Kontrast.“
Arbeitspsychologe Hannes Zacher
„Wer auch Wochen nach dem Urlaubsende noch gefrustet zur Arbeit geht, sollte sich fragen, ob der Job grundsätzlich zu ihm passt“, so der Experte der Universität Leipzig.
Bild: Swen Reichhold/Universität Leipzig
Im Urlaub sei schließlich Zeit für Menschen und Tätigkeiten, die man mag, während der Handlungsspielraum auf der Arbeit oft eingeschränkt sei. Körper und Geist bräuchten ein paar Tage, um den gewohnten Rhythmus wiederaufzunehmen.
Doch nach zwei bis drei Tagen sollten Angestellte dann über das Stimmungstief hinweg sein. „Wer auch Wochen nach dem Urlaubsende noch gefrustet zur Arbeit geht, sollte sich fragen, ob der Job grundsätzlich zu ihm passt“, sagt Zacher.
Die Dauer des Urlaubs hat auf die Erholung übrigens kaum Auswirkungen. Egal ob Kurzurlaub in den Bergen oder vier Wochen Auszeit an der Nordsee – schon nach einer Woche zurück im Job fühlen sich viele Beschäftigte wieder gestresst, zeigen Befragungen.
Experten raten deshalb zu mehreren kürzeren Erholungstrips anstatt zu einem ausgedehnten Jahresurlaub. Das Problem: Mitarbeiter verfallen bei mehreren Urlauben häufiger in das Post-Holiday-Syndrom. Da scheinen die Handelsblatt-Tipps umso nützlicher.
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