Die Oliver-Wyman-Partnerin Martina Weimert soll an der Spitze der EPI-Gesellschaft stehen. Die Sparkassen stellen den Aufsichtsratschef.
Martina Weimert
Expertin für den Zahlungsverkehr.
Bild: Oliver Wyman
Frankfurt Die europäischen Banken kommen mit ihrem Projekt für ein eigenes Bezahlverfahren namens European Payment Initiative (EPI) ein kleines Stück voran. Sie haben die Spitzenposten für die EPI-Interimsgesellschaft besetzt.
Die Zahlungsexpertin Martina Weimert, Partnerin beim Berater Oliver Wyman, ist Chefin der kürzlich gegründeten Firma mit Sitz in Brüssel. Als Aufsichtsratschef bestimmt wurde Joachim Schmalzl, Vorstand beim Sparkassenlobbyverband DSGV.
Zudem teilten die 15 Großbanken sowie der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV) am Mittwoch mit, dass zwei große Zahlungsdienstleister sich an der EPI-Interimsfirma beteiligen: Worldline aus Frankreich und Nets aus Dänemark.
Beide wickeln Zahlungen an der Ladenkasse und per Internet ab und zählen zu den größten Anbietern in Europa. Durch die Teilnahme von Worldline und Nets, das mit Nexi aus Italien fusionieren will, erhoffen sich die Banken, dass viele Händler EPI als eine neue Zahlungsmethode akzeptieren. Man sei daneben mit verschiedenen anderen Akteuren in Gesprächen, teilten die Geldhäuser mit.
Ziel ist es, eine europaweit einheitliche Zahlungslösung zu schaffen – sowohl beim Bezahlen an der Ladenkasse als auch bei Onlinezahlungen. Beinhalten soll sie unter anderem auch eine in ganz Europa einsetzbare Bezahlkarte und Zahlungen von Handy zu Handy. Echtzeitzahlungen sollen dabei eine entscheidende Rolle spielen.
Hierbei müssen sich die Banken sputen. Sie hatten im Juli angekündigt, dass sie das geplante einheitliche Bezahlverfahren in zwei Jahren starten wollen. Zudem müssen sie nicht nur den Handel überzeugen, sondern auch die Verbraucher.
So nutzen viele Kunden bei Onlinezahlungen bankenunabhängige Anbieter wie den US-Bezahldienst Paypal. Ohnehin stehen die Kreditinstitute vor hohen Hürden: Um EPI zu etablieren, müssen die Geldhäuser voraussichtlich insgesamt weit mehr als eine Milliarde Euro investieren. Nach Handelsblatt-Informationen rechnen die deutschen Banken mit Investitionen in Höhe von rund 650 Millionen Euro bis zum Jahr 2025. Der DSGV, der für die deutschen Geldhäuser spricht, wollte sich dazu nicht äußern.
Ein eigenes Zahlungssystem würde die europäische Kreditwirtschaft unabhängiger von US-Unternehmen wie den Kreditkartenfirmen Mastercard und Visa machen, über die laut der Bundesbank mehr als zwei Drittel der europäischen Kartentransaktionen laufen. Auf ihrer Technik basieren in einigen europäischen Ländern auch die nationalen Systeme für Kartenzahlungen.
Hinzu kommt, dass die Geldhäuser zunehmend Konkurrenz durch Tech-Konzerne bekommen. Apple und Google bieten ihre Bezahldienste, Apple Pay und Google Pay, seit einiger Zeit auch in Europa an.
Angesichts von zunehmenden Kartenzahlungen sowie immer mehr Onlineshopping – beides hat in der Coronakrise noch einmal deutlich zugenommen – ist es für die Kreditinstitute wichtig, die wachsenden Einnahmen aus dem Zahlungsverkehr nicht in großen Teilen an die neue Konkurrenz zu verlieren.
Die Europäische Zentralbank hat die Geschäftsbanken daher dazu gedrängt, ein einheitliches Verfahren zu entwickeln. Aus Deutschland sind neben den Sparkassen noch die Deutsche Bank, die Commerzbank sowie die DZ Bank beteiligt. Daneben gehören der Initiative unter anderem BNP Paribas, ING und Santander an.
Wie schwer sich etablierte Banken allerdings schon auf nationaler Ebene beim Umbau von Zahlungsangeboten tun, zeigt das Beispiel der deutschen Branche. Die deutschen Kreditinstitute wollen ihre Zahlungsangebote – Zahlungen per Internet und Karte sowie Handy-zu-Handy-Zahlungen – bündeln, kommen bei ihrem Projekt #DK aber nur in Trippelschritten voran.
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