Beim Thema Vielfalt geben Konzerne immer größere Summen aus. Davon will die Unternehmerin profitieren – und hat nun einen Geldgeber für sich gewonnen.
Tijen Onaran und Marc Müller
Die Unternehmerin hat für ihre Beratung ACI einen Investor gewonnen.
Düsseldorf Wenn Tijen Onaran zu einem Posting ansetzt, sind ihr Hunderte Herzchen und nach oben gestreckte Daumen gewiss. 125.000 Followerinnen und Follower erreicht die Unternehmerin allein auf der Karriereplattform LinkedIn. Ihre Reichweite nutzt die 37-Jährige vor allem, um das Thema Diversity in der deutschen Wirtschaft zu platzieren.
Vor einem halben Jahr hat Onaran die Beratung ACI aus ihrem Unternehmen Global Digital Women ausgegründet, um Konzerne in Sachen Vielfalt zu beraten. Die Firma entwickelt Diversity-Strategien, führt Audits durch und führt Trainings durch, die für mehr Vielfalt in Unternehmen sensibilisieren sollen.
Wie das Handelsblatt vorab erfuhr, hat Onaran jetzt Marc Müller als Investor für ACI gewinnen können. Der Vorstand der Steuerberatungsgruppe ETL betätigt sich schon länger als Förderer von Start-ups. Wie viel Geld Müller genau investiert hat, kommunizieren die beiden Geschäftspartner nicht öffentlich. Die Bewertungsgrenze von zehn Millionen Euro soll ACI aber geknackt haben.
Um die 40 Beratungsprojekte in 17 Branchen hat das achtköpfige Team rund um Onaran in den vergangenen Monaten nach eigenen Angaben realisiert. Zu den Kunden zählen Unternehmen wie Audi und die Drogeriemarktkette dm, aber auch Mittelständler wie die Gothaer Versicherungen oder der Spannmittelhersteller Röhm.
Kommendes Jahr will ACI auf 25 Mitarbeiter wachsen, der Umsatz soll sich dabei mehr als verdoppeln – auch mithilfe von Müllers Investment. Vielfalt in Unternehmen und der Gesellschaft schaffe „die Basis für das Entstehen von Innovationen sowie einen nachhaltigen Unternehmenserfolg“, sagt Müller. ACI habe das verstanden.
„Bislang war Diversity eher ein Überzeugungsthema und weniger ein Thema, in das investiert wurde“, sagt etwa Hans Jablonski, Diversity-Experte mit mehr als 20 Jahren Erfahrung in der Personal- und Organisationsentwicklung. Er sieht jedoch schon länger, dass auch große Unternehmen in Deutschland lokal mit kleineren Beratungen zusammenarbeiten.
Weltweit gaben Unternehmen für sogenannte DEI-Beratungen (Diversity, Equity, Inclusion) 2020 Analysten zufolge rund 7,5 Milliarden US-Dollar aus. Bis 2026 soll sich der Markt mehr als verdoppeln – auch weil weltweite Investoren immer stärker vielfältige Teams einfordern.
Der deutsche Markt ist noch vergleichsweise klein und wird von etablierten Personal- und Strategieberatungen dominiert. Das zeigt sich auch am Umsatz von ACI, der im zweiten Halbjahr nach eigenen Angaben bei einer mittleren sechsstelligen Summe lag.
Doch der Markt wachse und sortiere sich derzeit, sagt Onaran: „Wir gewinnen Pitches gegen PwC und andere.“ Als öffentliche Stimme, die für Vielfalt stehe, habe sie eine sehr viel höhere Glaubwürdigkeit als größere Beratungen, „bei denen Diversity nur eines von mehreren Themen“ sei.
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